Ullrich am Hals verletzt:"Und dann kam uns im Kreisverkehr ein Auto entgegen"

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Der Tour-Mitfavorit prallt im Training ungebremst - aber mit Helm - auf den eigenen Teamwagen. Sein Start ist allerdings nicht gefährdet.

Fromentine - 19 Kilometer geradeaus, das klingt nach einer schlichten Prüfung, die die 189 Starter auf der ersten Touretappe am Samstagabend zu bewältigen haben. Doch so einfach sei das nicht, dies hatte schon der Meister klargestellt vor dem Auftakt in der putzigen Küstengemeinde Fromentine. "Eine Brücke, fünf Rondells und viel Wind sind im Weg", sagte Titelverteidiger Lance Armstrong, sein Urteil: "Das sind nur 19 Kilometer, aber sie werden sich wie 25 oder 30 anfühlen."

Dass auf der Tempojagd ohnehin Gefahren lauern, hat am Freitag ausgerechnet sein ambitioniertester Herausforderer Jan Ullrich erfahren müssen. Auf einer neuerlichen Testfahrt ist er offenbar derart dem Geschwindigkeitsrausch verfallen, dass er die Bremslichter des Teamfahrzeuges übersah. Ullrich raste ungebremst (aber mit Helm) in das Heck des Wagens, von dessen Rückscheibe nur ein Scherbenhaufen blieb. Der Bruchpilot kam mit einer Schnittwunde nahe der Halsschlagader davon. "Leider war nicht alles abgesperrt, und dann kam uns im Kreisverkehr ein Auto entgegen", berichtete Ullrich anschließend gut gelaunt. "Und mir hat die Scheibe eh nicht mehr gefallen, da hab' ich sie eben kaputt gemacht." Nur Teamchef Mario Kummer, der wie üblich am Steuer saß, fand das alles nicht sehr amüsant, aber auch er war erleichtert und sagte: "Da hat der Jan aber wirklich Glück gehabt."

Ob das Malheur die ursprüngliche Vorgabe von Ullrichs Betreuer Rudy Pevenage ("Unter die ersten Fünf muss Jan schon kommen") nicht doch verändert, wird sich erst erweisen, wenn sein Mann am Samstag um 18:47 Uhr (ARD live) als Vorletzter startet, eine Minute vor dem favorisierten Titelverteidiger. Die Strecke führt gleich nach dem Start über eine Atlantikbrücke auf das Eiland Noirmoutier, wo es zumeist zweispurig in den Zielort geht. Nur zwei Kreuzungen sind zu überqueren, was Armstrongs Kontrahenten Ullrich wegen seiner bescheidenen Steuerkünste freuen dürfte. Teamchef Kummer will ihm zudem die Zurückhaltung ausreden, "denn wenn das Gelbe Trikot mal da ist", glaubt er, "dann wachsen der Mannschaft doch Flügel". Am Samstag sind diese Hilfsmittel jedoch nicht gestattet, Ullrich tritt immerhin mit einer neuen Zeitfahrmaschine an. Nur 8,5 Kilo ist das Wunderstück schwer, die Herstellung kostete 25 000 Euro. Neben Armstrong und Ullrich gelten der australische Weltmeister Michael Rogers, dessen Landsmann Bradley McGee, der Kolumbianer Santiago Botero und auch Michael Rich vom Team Gerolsteiner als Kandidaten auf den ersten Sieg. Sofern sie auf den Verkehr achten.

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