Uli Hoeneß und der FC Bayern:Das war's noch lange nicht

Bayern Munich's President Hoeness reacts during annual meeting of German Bundesliga first division soccer club in Munich

Kommt Uli Hoeneß als Präsident zurück? Viele, die beim FC Bayern mit ihm zu tun haben, sind sich sicher: Er will es noch mal wissen.

(Foto: REUTERS)
  • Kommt Uli Hoeneß als Präsident zurück? Viele, die beim FC Bayern mit ihm zu tun haben, sind sich sicher: Er will es noch mal wissen.
  • Im Moment arbeitet der frühere Manager in der Jugendabteilung.
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Von Claudio Catuogno

Ist das wirklich schon wieder zwei Jahre her? Karl-Heinz Rummenigge, wie er am Rednerpult über die "schwere Zeit" spricht, die Uli Hoeneß, "der Spiritus Rector des FC Bayern", gerade durchmache mit seinem Steuerverfahren. Die mehr als 3000 Fans, wie sie sich von ihren Plätzen erheben und skandieren: "Uli Hoeneß, du bist der beste Mann!" Und schließlich Hoeneß in seinem Stuhl, wie er die Brille abnimmt, sich die Tränen aus den Augen wischt, wie er sich dann schwerfällig erhebt, die Lippen zusammenpresst, sich an der Stuhllehne festhalten muss.

Wenn die jährliche Mitgliederversammlung des FC Bayern die Bühne ist, auf der sich der Klub seiner eigenen Großartigkeit versichert, dann war Uli Hoeneß auf ihr immer der Hauptdarsteller. Das große Schluchzen im November 2013 war da nur ein Höhepunkt von vielen. Ebenfalls unvergessen: die Wutrede 2007, als ein paar Stehplatz-Fans Hoeneß mit Zwischenrufen über die "Scheißstimmung" in der Münchner Arena provozierten ("Was glaubt ihr eigentlich, wer euch alle finanziert? Die Leute in den Logen, denen wir die Gelder aus der Tasche ziehen . . . "). Oder die immer wieder gerne in seinen Jahresbericht eingeflochtene Ankündigung, sollte der TSV 1860 eines Tages aus der Arena ausziehen, werde er, Hoeneß, "den Defiliermarsch anführen".

Theater. Die Mia-san-mia-Folklore gehört zu diesem Abend wie Rekordzahlen und Freibier. Es gibt da aber auch einen Ausspruch, an den sich nun, da am Freitagabend die nächste Versammlung ansteht, wieder viele erinnern. Hoeneß, wie er sogar bei jenem außerordentlichen Treffen im Mai 2014 wieder in den Mittelpunkt gerückt ist, auf dem doch in erster Linie sein Nachfolger gewählt werden sollte. (Für alle, die sich im Organigramm nicht so gut auskennen: Das ist ein gewisser Karl Hopfner, der bisher nicht weiter aufgefallen ist.) Hoeneß also, der zu diesem Zeitpunkt schon weiß, dass er ins Gefängnis muss wegen seiner Börsen-Zockerei und der damit verbundenen Steuerhinterziehung, der am Rednerpult ankündigt, den Schaden wieder gutzumachen - "und dann, wenn ich zurück bin, werd' ich mich nicht zur Ruhe setzen. Das war's noch nicht!"

War's das wirklich noch nicht?

Zu dreieinhalb Jahren wurde Hoeneß verurteilt. Seit längerem ist er schon Freigänger, tagsüber arbeitet er in der Jugendabteilung des FC Bayern, an Wochenenden darf er oft zu Hause am Tegernsee schlafen. Seine Anwälte haben eine Halbierung der Strafe beantragt - sollte das durchgehen, käme Hoeneß im März 2016 schon frei. Spätestens jedoch, wenn zwei Drittel der Strafe verbüßt sind, das wäre im Oktober. Und wie geht es dann weiter?

Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende, kennt die Antwort auch noch nicht. "Die Antwort kann nur einer geben, und das ist Uli Hoeneß", hat Rummenigge kürzlich der SZ gesagt. Um die Verbesserung der Strukturen im Nachwuchsbereich kümmere sich Hoeneß jedenfalls "mit großem Ehrgeiz". Bei der Grundsteinlegung des neuen Nachwuchsleistungszentrums sind die beiden im Oktober gemeinsam aufgetreten.

Uli Hoeneß will nach Haft nicht kürzertreten

"Wenn ich ihn jetzt sehe, macht er auf mich einen zufriedenen Eindruck. Er ist jetzt wieder hier, bei seiner zweiten Familie." Aber ist Uli Hoeneß in der gegenwärtigen Rolle tatsächlich zu zufrieden, um in die alte Rolle zurückzuwollen? In die des Präsidenten? So lange er selbst sich dazu nicht erklärt, kann man das nur jene fragen, die regelmäßig mit ihm zu tun haben. Und zumindest da ist eine bemerkenswerte Entwicklung des Meinungsbildes zu spüren.

Bis vor einem halben Jahr waren sich viele Weggefährten sicher, Hoeneß werden nach Ende der Haft kürzer treten. Schon der Familie wegen. Heute berichten fast alle von der Ungeduld, die in ihm lodere. Für die Spieler ist er längst wieder Ansprechpartner. Mit Michael Reschke, dem Kaderplaner, geht er regelmäßig frühstücken. Wer Hoeneß beobachtet, der ahnt inzwischen: Das war's wohl wirklich noch nicht.

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