Uefa-Cup: Werder Bremen:Erfolgreich mit zwei Varianten

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Werder Bremen erreicht durch ein 2:2 in Saint-Etienne das Viertelfinale im Uefa-Cup. Für Unbill sorgen zwei späte Gegentore und die Ausschreitungen der Bremer Fans.

Jürgen Schmieder

Natürlich war Diego der erste Gratulant: Nachdem Claudio Pizarro in der 29. Minute das 2:0 für Werder Bremen erzielt hatte, eilte der Brasilianer herbei und knuddelte seinen Kollegen. Diego hatte diesen Angriff inszeniert, Pizarro beendete ihn nach schöner Flanke von Mesut Özil mit einem Kopfball in Grashalmnähe. Nach einer halben Stunde war diese Partie gegen AS St.-Etienne entscheidend geprägt, am Ende stand es 2:2 (2:0), was nach dem 1:0 im Hinspiel den sicheren Einzug ins Viertelfinale für Werder Bremen bedeutete.

Claudio Pizarro nach seinem Treffer zum 2:0. (Foto: Foto: rtr)

"Einen kleinen Vorsprung haben wir", sagte Trainer Thomas Schaaf vor der Begegnung. Und damit es auch ja keiner vergaß, wiederholte er zwei Worte: "Einen kleinen." Bereits nach sieben Spielminuten war der Vorsprung der Bremer ein wenig größer geworden. Torsten Frings schlug einen Eckball in den Strafraum, Sebastian Prödl durfte sich kurz versichern, dass Betefimbi Gomis ihm nicht gefolgt war und sich im Umkreis von drei Metern kein anderer Gegenspieler befand, ehe er den Ball ins Tor köpfte. Als dann Pizarro auf 2:0 erhöhte, wurde den Bremer Anhängern das Geschehen auf dem Platz so langweilig, dass sie sich darauf konzentrierten, den Fanblock zu demolieren und Leuchtraketen abzuschießen. "Wir schämen uns permanent, das wird ein Nachspiel haben", sagte Manager Klaus Allofs über die Randalierer.

Die Bremer Spieler vertrauten derweil auf den zuletzt so erfolgreichen Zwei-Varianten-Fußball: Entweder inszenieren sie einen Angriff mit einem kurzen Pass auf den Mittelfeldspieler Diego, der danach kreativ tätig werden sollte - oder mit einem langen Ball auf den Stürmer Claudio Pizarro, der auf nachrückende Kollegen - am besten auf Diego - ablegte oder in die Richtung des gegnerischen Tors verlängerte. Immer wieder trugen die Bremer beide Varianten schnell vor und hätten vor der Pause noch mehr Tore erzielen können. Markus Rosenberg (35./36.) scheiterte mit seinen Schüssen ebenso wie Naldo (43./45.).

Ohnehin scheint es derzeit, als würde Thomas Schaaf zu seinen beiden Stars neun sorgfältige Arbeiter aufs Feld schicken, damit es eben elf Spieler sind. Er pflegt offensiv eine Philosophie, die der Basketballspieler Shaquille O'Neal vor wenigen Jahren so formulierte: "Gebt mir den Ball und geht aus dem Weg!" An 15 der 20 Bremer Tore in der Rückrunde in allen drei Wettbewerben waren Diego und Pizarro mittlerweile direkt beteiligt.

Die Angriffe von St.-Etienne indes zeugten von derart erschreckender Gefahrlosigkeit, dass Bremens Torhüter Tim Wiese einem Schuss hinterherhechtete, der deutlich am Tor vorbeiflog (11.). Die mangelnde Torgefahr der Franzosen lag zum einen am formidablen Stellungsspiel der Bremer Defensivspieler Naldo, Per Mertesacker und Torsten Frings. Es lag aber auch an den Franzosen, deren Angriffe an Einfallslosigkeit und Lustlosigkeit kaum zu überbieten waren. St.-Etiennes Trainer Alain Perin hatte ohnehin angekündigt, die nächste Runde nicht erreichen zu wollen: "Der Uefa-Cup ist so eine lästige Aufgabe." Er vezichtete deshalb auf die Stammspieler Paolo Machado, Dimitri Payet und Ilan.

In der zweiten Halbzeit mühten sich die Franzosen immerhin, dieses Achtelfinale ausgeglichen zu gestalten und trugen Angriffe vor, die diese Bezeichnung auch verdienten. Weil die Bremer Defensivspieler den Vorsprung so stoisch wie Hindu-Kühe verwalteten, brauchte es einen schlampigen Abwurf von Torwart Wiese, um den Franzosen in der 64. Minute den Anschlusstreffer durch Johan Benalouane zu ermöglichen. In der Nachspielzeit durfte Sebastian Grax noch den Ausgleich erzielen, weil die Bremer Spieler schon an den Trikottausch dachten. Beide Tore blieben Randnoten, Bremen erreichte leicht das Viertelfinale.

Für den SV Werder ist im Gegensatz zu St.-Etienne der Uefa-Cup ein durchaus interessanter Wettbewerb. Die Bundesliga ist aufgrund kaum vorhandener Perspektiven eine eher lästige Aufgabe, in DFB-Pokal und Uefa-Cup ist eine Qualifikation für das internationale Geschäft durchaus möglich, was ein wichtiger Anreiz für den Verbleib der beiden Fixpunkte Diego und Pizarro sein könnte. Beim dem einen, Diego, sind sich die Bremer nicht sicher, ob sie ihn behalten können - der Brasilianer Angebote bestätigte erneut Angebote ausländischer Vereine. Beim anderen, Pizarro, sind sich die Bremer angesichts der täglich neuen Meldungen aus Peru nicht sicher, ob sie ihn behalten wollen. Sportlich zumindest lieferte diese Partie einige Argumente, dass die Verantwortlichen von Werder Bremen viel tun sollten für einen Verbleib der beiden.

© SZ vom 19.03.2009/gier - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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