Überzeugender Auftritt beim Tabellenzweiten:Das unheimliche Duo

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Früher K.o. für Leipzig: Mario Gomez (Mitte) freut sich über sein 1:0.

(Foto: imago)

Mario Gomez setzt beim 1:0-Sieg für Wolfsburg seine Torserie unter Andries Jonker fort - sehr zum Verdruss von RB Leipzig, das eine seiner schlechtesten Saisonleistungen zeigt.

Von Cornelius Pollmer, Leipzig

Für den VfL Wolfsburg war der 1:0-Auswärtssieg bei RB Leipzig das zweite Spiel unter dem neuen Trainer Andries Jonker, für Stürmer Mario Gomez jedoch bereits das siebente. Für derlei Zusammenhänge wird es im großen Statistikrechenzentrum der Bundesliga keine eigene Abteilung geben, und doch war es die Beziehung von Jonker und Gomez, in der nach dem Spiel all jene Ursachen gesucht und gesehen wurden, die eine so überraschende Wirkung herbeigeführt hatten: Wolfsburg, vor dem Spieltag auf Platz 15, siegte durch ein Tor von eben jenem Mario Gomez in der 9. Minute bei RB Leipzig, dem Tabellenzweiten.

Das Tor von Gomez folgte insofern der Statistik, als dieser nun weiterhin in all seinen Spielen unter Jonker getroffen hat - fünf Mal beim FC Bayern, wo Andries Jonker nach der Beurlaubung Louis van Gaals bis zum Saisonende 2011 interimstrainierte, vergangene Woche in Freiburg beim 1:1 in Mainz, jetzt in Leipzig. Das Tor von Gomez folgte insofern nicht der Statistik, als es Ergebnis eines Spielzuges war, wie ihn Wolfsburg in den vergangenen Wochen und Monaten nur selten auf die Gleise bekommen hat: Bevor Gomez den Angriff mit links und aus fast nächster Nähe abschließen konnte, bereiteten zwei weitere Wolfsburger Wieder-Leistungsträger das Tor vor. Der im Winter dem FSV Mainz entlockte Yunus Malli spielte einen sauberen Pass auf den genesenen Daniel Didavi, der wiederum Gomez sauber bediente.

Ralph Hasenhüttl bilanziert nüchtern: "Wir hatten keinen Punkt verdient."

RB Leipzig ging schon vor dem Tor die Selbstverständlichkeit ab, mit der es vor allem in der Hinrunde durch die Liga gesegelt war. Nach dem Februar, der neben zwei Siegen eben auch die Niederlagen in Dortmund (0:1) und gegen Hamburg (0:3) brachte, folgte im März auf das Unentschieden am vergangenen Spieltag in Augsburg (2:2) nun die Niederlage gegen Wolfsburg. RB-Trainer Ralph Hasenhüttl sagte nach dem Spiel, seine Mannschaft habe an diesem Samstag auch keinen Punkt oder gar drei verdient gehabt. Darin war keine übertriebene Selbstkritik zu erkennen, sondern eine ehrliche Sicht auch auf das, was nach der Wolfsburger Führung in der Arena in Leipzig passierte.

Leipzig stabilisierte sich zwar und kam vor allem durch Marcel Sabitzer dann und wann zu so etwas wie Chancen. Doch wurden vor allem die beiden Strukturspieler im Mittelfeld, Emil Forsberg und Naby Keita, gut aus dem Spiel genommen - teilweise von Wolfsburg, teilweise taten sie dies selbst. Keita zeigte nach zuletzt überragenden Spielen eine Dünnhäutigkeit und Nervosität, die sich nicht nur in einem unnötigen Rachefoul an Didavi vor der Pause offenbarte. Forsberg war zwar präsent, blieb allerdings auch ideenarm, seine Pässe fanden erstaunlich oft den Fuß eines Wolfsburgers statt den von Timo Werner. Der Angreifer blieb gleichsam blass, und auch deswegen stand am Ende in Summe eine der schwächsten Saisonleistungen Leipzigs, deutlich untertroffen nur von der Heimniederlage gegen Hamburg.

Wie diese Leistung zu bewerten ist? Wie immer eine Frage der Perspektive. Wenn ein Tabellenzweiter über 90 Minuten einem Tabellenfünfzehnten stets unterlegen ist, dann darf das als überraschend bezeichnet werden. Wenn der Tabellenzweite ein Aufsteiger ist und der 15. Wolfsburg heißt, dann wirkt das etwas alltäglicher. Hasenhüttl zeigte sich nach dem Spiel nicht bestens gelaunt, aber gefasst. Er hatte seine Mannschaft unsortiert, flügellahm und etwas eingeschüchtert spielen sehen müssen - aber das muss ja noch kein Trend sein. Andries Jonker zeigte sich gut gelaunt, aber nicht minder gefasst - er hatte das übliche Spiel Leipzigs, hoch zu stehen und den Druck über Forsberg und Keita in Chancen umzuwandeln, vorher dechiffriert, er hatte ein taktisches Gegenangebot formuliert, das aufgegangen war. Aber auch das muss ja noch kein Trend sein.

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