Überraschender Sieg in Dortmund:Die bessere Borussia kommt aus Gladbach

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Torschütze zum 1:0: Gladbachs Raffael. (Foto: AFP)

Mönchengladbach hat bei Borussia Dortmund überraschend wenig Mühe und gewinnt in Unterzahl. Hannover siegt bei Hertha BSC, Braunschweig punktet gegen Wolfsburg. Mainz 05 dreht binnen acht Minuten ein verrücktes Spiel gegen Hoffenheim.

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Neun Spiele ohne Sieg sind keine sonderlich erbauliche Bilanz. Und es ist umso kurioser, dass Borussia Mönchengladbach die eigene Negativserie ausgerechnet beim Vizemeister und Champions-League-Finalisten beenden konnte. Der 13. Saisontreffer von Raffael (31.) und das Ende der 870 Minuten währenden Torflaute von Nationalspieler Max Kruse (40.) ließen Gladbachs leidgeprüften Coach Lucien Favre aufatmen: "Endlich ein Sieg. Es war eine schwere Zeit, wir sind sehr erleichtert."

Raffael brachte die Gäste nach einer halben Stunde in Führung, bevor Kruse noch vor der Pause nachlegte. In Überzahl gelang Zugang Milos Jolic (77.) nur noch das zweite Jokertor zum 1:2. Für den Wermutstropfen aus Gladbacher Sicht sorgte die gelb-rote Karte gegen Havard Nordtveit (69.) wegen Foulspiels. BVB-Trainer Jürgen Klopp wurde in der Nachspielzeit noch auf die Tribüne geschickt.

Dabei war er sich sich keiner Schuld bewusst und will eine etwaige Strafe nicht akzeptieren: "Ich habe nur reingerufen 'Und da pfeifst du nicht?' Allerdings mit meinem inzwischen weltbekannten Gesichtsausdruck. Dafür kann er mich nicht wegschicken." Klopp attestierte dem Referee fehlendes Einfühlungsvermögen: "Wenn 80 000 im Stadion emotional aufgewühlt sind und nur einer dafür kein Verständnis hat, dann bist du weg."

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Der BVB bemühte sich in der ausverkauften Arena um Dominanz und hatte seine erste Chance durch Jonas Hofmann, der bei seinem ersten Einsatz auf der Position des Spielmachers an Gladbachs Torhüter Marc-André ter Stegen scheiterte. Die Gäste versteckten sich nicht in der Defensive, versuchten den BVB schon im Mittelfeld zu stellen und mit Kontern zum Erfolg zu kommen. Patrick Herrmann vergab eine gute Chance zur Führung, bevor die Westfalen den Druck verstärkten. Ter Stegen rückte immer öfter in den Mittelpunkt. Mit einem Reflex parierte der 21-Jährige gegen den freistehenden Mats Hummels. Glück hatte ter Stegen jedoch beim Lattenschuss von Pierre-Emerick Aubameyang (28.) aus 22 Metern.

Plötzlich und unerwartet sah sich Dortmund jedoch nach einem Treffer von Raffael nach Vorlage von Herrmann im Rückstand. Damit nicht genug: Gladbach nutzte einen absoluten Blackout der BVB-Defensive, inklusive Nationaltorhüter Roman Weidenfeller, zum 2:0. Der Kampf um die Champions-League-Plätze wird für den BVB mehr und mehr zur Zitterpartie. Schließlich liegt Verfolger Schalke nur noch einen Punkt entfernt. "Jetzt wird es eng. Dabei hätten wir uns heute gut absetzen können", klagte Mittelfeldspieler Nuri Sahin.

Hannover siegt in Berlin

Hannover 96 hat einen großen Schritt Richtung Klassenerhalt geschafft. Die Niedersachsen siegten in einem schwachen Bundesligaspiel beim Aufsteiger Hertha BSC dank der besseren Chancenauswertung mit 3:0 (0:0) und setzten sich durch ihren erst zweiten Auswärtssieg der Saison deutlich von den Abstiegsrängen ab.

Mittelfeldspieler Lars Stindl (49.), der eingewechselte Ex-Nationalspieler Jan Schlaudraff (57.) und Szalbocs Huszti (90.+1) erzielten die Tore für äußerst effektive 96er, die zuvor in fünf Spielen sieglos geblieben waren. Die eigentlich spielbestimmende Hertha, die weiter auf den ersten Heimsieg im neuen Jahr wartet, hat vorerst den Anschluss an die Europapokal-Plätze verpasst.

"Hannover hat verdient gewonnen, die bessere Mannschaft war es aber nicht", sagte Hertha-Trainer Jos Luhukay: "Wir hatten mehr Chancen, haben sie aber nicht genutzt, während Hannover seine wenigen eiskalt verwertet hat." Hannovers Tayfun Korkut attestierte: "Wir sind sehr, sehr glücklich über die drei Punkte.

Der FSV Mainz 05 hat dank eines fulminanten Endspurts den Kurs in Richtung Europa League gehalten. Die Rheinhessen setzten sich trotz eines 0:2-Rückstands noch mit 4:2 (0:0) bei 1899 Hoffenheim durch. Eric-Maxim Choupo-Moting (67.), Benedikt Saller (73.) und Shinji Okazaki (75., 90.+2) erzielten die Tore für die Mainzer, die nur eine der zurückliegenden elf Partien verloren haben. Der Ex-Mainzer Eugen Polanski (49.) und der Brasilianer Roberto Firmino (52.) trafen für die TSG.

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"65 Minuten lang waren wir die schlechtere Mannschaft. Wir lagen verdient in Rückstand. Es hätte auch 3:0 oder 4:0 für Hoffenheim stehen können", gestand der Mainzer Coach Thomas Tuchel. Am Ende sei es "sehr kurios" gewesen. Hoffenheims Markus Gisdol klagte: "Ich kann es nicht erklären, warum wir das Spiel hergegeben haben."

Die 24.741 Zuschauer in der Rhein-Neckar-Arena mussten nicht lange auf den ersten Höhepunkt der Partie warten. Schiedsrichter Daniel Siebert (Berlin) verhängte nach einem Zweikampf zwischen dem Mainzer Abwehrchef Nikolce Noveski und Hoffenheims U21-Nationalspieler Kevin Volland einen umstrittenen Strafstoß. Der sonst so sichere Elfmeterschütze Sejad Salihovic schoss aber ausgerechnet in seinem 150. Bundesligaspiel für die TSG über das Tor (3.).

Braunschweig punktet gegen Wolfsburg

Dem VfL Wolfsburg ist die Wiedergutmachung nach zwei Pleiten mit zwölf Gegentoren selbst beim Tabellenletzten nicht gelungen. Der Europacup-Anwärter kam im Niedersachsen-Derby bei Eintracht Braunschweig nicht über ein 1:1 (0:1) hinaus. Es war immerhin der erste Punkt nach dem 2:6 gegen 1899 Hoffenheim und dem 1:6 gegen Bayern München. Mit einem Abstaubertor brachte Luiz Gustavo die Gäste in der 36. Minute verdient in Führung. Drei Minuten nach Wiederbeginn stellte Karim Bellarabi mit einer sehenswerten Direktabnahme den Endstand für den Tabellenletzten her.

"Insgesamt war das ein leistungsgerechtes Unentschieden", sagte Braunschweigs Coach Torsten Lieberknecht: "Wir haben die Halbzeitpause genutzt, um taktisch umzustellen und sind dafür mit dem schnellen Ausgleich belohnt worden. Dieses Unentschieden lässt uns weiter auf unserer Bundesliga-Reise mitmachen."

Wolfsburg hingegen ließ im Kampf um den internationalen Wettbewerb zwei wichtige Punkte liegen. Vor 23.150 Zuschauern im ausverkauften Eintracht-Stadion war das Niveau der Partie nur phasenweise gut. Insbesondere in den ersten 45 Minuten waren nennenswerte Einschussmöglichkeiten absolute Mangelware. Wolfsburg zeigte die reifere Spielanlage, war auch technisch besser, doch es fehlte an Durchschlagskraft.

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