U21:Ein typischer Arnold

Deutschland - Slowakei

Kapitän der U21 in Abwesenheit von Max Meyer: Maximilian Arnold.

(Foto: Swen Pförtner/dpa)

Der Wolfsburger ist unter Stefan Kuntz neuer Kapitän der U21-Nationalmannschaft. Nicht nur der Trainer hat große Fußstapfen zu füllen. Doch beim Erfolg gegen die Slowakei sieht es so aus, als könnte es funktionieren.

Von Johannes Kirchmeier

Stoppen konnte ihn am Freitagabend nur eine Kamera am Seitenrand. 20 Minuten vor dem Ende des Testspiels der U21-Nationalmannschaft gegen die Slowakei stocherte der deutsche Kapitän Maximilian Arnold auf Höhe der Mittellinie nach einem Ball. Er rutschte weg, stieß mit der Kamera an der Seitenlinie zusammen und fiel auf seinen Rücken. Dabei nahm er noch die kleinen DFB-grünen Abtrennwände neben dem Kameramann mit.

Direkt vor den Trainerbänken lag der Mann mit der Binde darnieder. Die gute Nachricht: Er hatte sich nicht verletzt. Die schlechte: Trainer Stefan Kuntz nahm den Kapitän ein paar Minuten nach der Schrecksekunde vom Feld.

Der neue Trainer, Nachfolger des olympischen Silbermedaillengewinners Horst Hrubesch, verriet noch nicht allzu viel bei seinem ersten Auftritt, an dessen Ende ein 3:0-Sieg seines Teams in Kassel stand - außer, dass dieses Spiel vor allem zur Anschauung diente: "In erster Linie nehme ich Eindrücke von jedem Spieler mit. Wie sie in der Spielsituation reagiert haben, ist ganz wichtig für uns", sagte Kuntz bei Eurosport. Als erste Amtshandlung hatte er da auch Spieler aufgestellt, die in ihren Vereinen in der jungen Saison noch nicht allzu viel Spielzeit bekamen - wie etwa den Gladbacher Mo Dahoud, den jüngst zu Mainz gewechselten Levin Öztunali oder eben den Wolfsburger Arnold.

Um Arnold herum will Kuntz sein Team aufbauen

Bei ihm liegt das jedoch auch daran, dass er während der Vorbereitung pausieren musste - nach einer Blinddarm-OP, die ihn zudem die Olympia-Teilnahme in Rio de Janeiro kostete. Was am Ende nicht nur unglücklich für ihn war, der 22-Jährige hätte der Mannschaft im Finale gegen Brasilien sicher gut getan. Warum, bewies er am Freitagabend: Arnold zog sich nicht nur die Binde über den Arm, Arnold war der Chef auf dem Platz. Er leitete die Mitspieler an - und die gefährlichen Situationen im slowakischen Strafraum ein. Stand eine Standardsituation an, platzierte er sich gleich hinter dem Ball - und flankte präzise in den Sechzehner. Dem 1:0 durch Grischa Prömels Brusttor ging eine Arnold-Ecke voraus, dem 2:0 durch Niklas Starks Kopfballtreffer ebenfalls.

Es scheint so, als habe sich Kuntz den Wolfsburger ausgeguckt, um um ihn herum sein neues Team aufzubauen - nicht die schlechteste Idee, nicht nur wegen der zwei Vorlagen. Arnold ist seit Jahren gesetzt im zentralen Mittelfeld des U21-Nationalteams. So wie für Bundestrainer Joachim Löw Manuel Neuer der "logische Nachfolger" von Bastian Schweinsteiger war, ist Arnold der logische U21-Kapitän, solange der Schalker Max Meyer zur A-Nationalmannschaft aufrückt.

Wobei sich Arnold neben dem Platz noch etwas ziert, die neue Aufgabe anzunehmen. So viel Chef er auf dem Platz ist, so wenig ist er es scheinbar daneben. Auf die Frage, ob er der verlängerte Arm des Trainers sei, antwortete er zurückhaltend: "Das sind auch zehn andere Spieler. Ich bin nicht der, der alles entscheidet. Ich glaube bei der Kapitänsbinde ist der einzige Vorteil, dass ich die Seitenwahl bestimmen kann."

Sieben Spiele, sieben Siege - was soll Arnold da groß fordern?

Das war typisch Arnold. Es dürfte eine harte unlösbare Detektivarbeit werden, wenn man einen bodenständigeren Fußballer in der Bundesliga finden will. Sein ehemaliger Jugendtrainer in Wolfsburg Manfred Mattes sagte einmal über ihn: "Es vergeht keine Woche, in der Maximilian uns nicht im Fußballinternat besucht. Wir haben dort zwar eine gute Köchin, aber ich glaube, es liegt nicht nur daran." Zu René Schäfer, seinem U12-Trainer bei Dynamo Dresden, hält er noch immer telefonisch Kontakt.

Anders als Neuer hat Arnold nach der ersten Partie als Kapitän auch erst einmal darauf verzichtet, große Forderungen an seine Mannschaft zu stellen. Neuer sagte ja bei seiner Vorstellung, er erwarte von seinem Team in diesem Jahr vier Siege in der EM-Qualifikation. Arnolds Mannschaft steht vor der nächsten Partie am Dienstag (18 Uhr) in Finnland schon mit sieben Siegen aus sieben Spielen an der Tabellenspitze der EM-Qualifikationsgruppe - was soll er da groß fordern?

So fasste Arnold nach dem ersten Spiel als U21-Kapitän einfach nur zusammen: "Wenn man 3:0 gegen die Slowakei gewinnt, ist es nicht ganz so schlecht. Wir haben heute alle ein bisschen Eigenwerbung betrieben." - Besonders ich selbst, hätte er eigentlich nur noch dazu sagen sollen. Aber das wäre nicht typisch Arnold.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: