TV-Streit:"Sender sind schuld"

Hat der katarische Rechtehändler die Nicht-Übertragung der WM zu verantworten? Dieser Darstellung von ARD und ZDF widerspricht der Weltverband.

Für den TV-Blackout bei der Handball-WM sind nach Ansicht des Weltverbandes IHF allein die deutschen Fernsehsender verantwortlich. In einem dreiseitigen Schreiben wehrt sich die IHF gegen die ihrer Meinung nach zum Teil "rufschädigenden Unterstellungen" in Deutschland. "Würde man sich darum bemühen, so müsste man erkennen, dass es allein an den deutschen TV-Sendern liegt, dass die WM aus Frankreich in Deutschland nicht übertragen wird", heißt es. Der Vertrag, den die IHF mit dem katarischen Rechteinhaber Be In Sports geschlossen habe, beachte international geltende rechtliche Gepflogenheiten.

ARD und ZDF hatten unter anderem darauf verwiesen, dass sie das von Be In Sports geforderte Geoblocking für das TV-Signal technisch nicht erfüllen könnten. Das Geoblocking soll garantieren, dass die Übertragungen nicht in den Nachbarländern zu empfangen sind. "Warum dies nicht in Deutschland möglich sein soll, erschließt sich für die IHF nicht", heißt es. In Europa werde die WM beispielsweise in Kroatien, Norwegen oder Spanien auf öffentlich-rechtlichen Sendeplattformen gezeigt.

Be In Sports besitzt die Übertragungsrechte für die WM-Turniere von 2015 bis 2017. Weder ARD und ZDF noch andere deutsche Sender hatten sich mit Be In Sports vor der WM einigen können, weshalb Spiele in Deutschland nur im Internet-Livestream eines Sponsors (Deutsche Kreditbank) zu sehen sind. Mehrere deutsche TV-Interessenten hatten Be In Sports für komplizierte Verhandlungen kritisiert.

Die IHF hingegen verteidigte den Rechteinhaber und verwies auf "das wirtschaftlich mit Abstand bestdotierte" Angebot; dieses sei 42,85 Prozent höher als das zweitbeste Angebot gewesen. Auch Bob Hanning, der Vizepräsident des Deutschen Handballbundes, rechtfertigt dieses Geschäft: IHF-Präsident Hassan Moustafa sei nicht verantwortlich für die schwarzen Bildschirme, "außer in Deutschland bekommen es alle zivilisierten europäischen Staaten hin, WM-Handball live im Fernsehen zu zeigen", sagte Hanning der Sport Bild. "Einen Vertrag wie den aktuellen in dieser Höhe mit Be In Sports nicht zu unterschreiben, wäre geradezu fahrlässig gewesen", sagte Hanning.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: