Türkei:Wunder nach Plan

Die türkische Küstenregion um Belek wird zur besten Golf-Destination des Jahres gekürt - Lohn für einen Aufschwung auf höchstem Niveau

Petra Himmel

Kurz vor ein Uhr mittags herrscht am Flughafen von Antalya gespenstische Leere. Stille in der blankgeputzten Abfertigungshalle, nur ein, zwei vereinzelte Autos vor dem riesigen Abfertigungsgebäude. Warten auf den Sturm. Eine Stunde später wird das Gebäude voll sein, lange Schlangen vor den Check-in- Schaltern sind die Regel. Dann heben zig Charterflugzeuge Richtung Deutschland ab. Direktverbindungen in jede große deutsche Stadt aus Antalya sind die Grundlage eines Türkei-Booms, der seit etwa vier Jahren anhält. Acht Millionen Touristen hat die Region Antalya 2007 beherbergt, 23 Millionen waren es in der gesamten Türkei. Das bedeutet ein Plus von 23 Prozent gegenüber 2006, weshalb sich die Türkei längst unter den Top Ten der beliebtesten Urlaubsziele weltweit festgesetzt hat.

Türkei: Ein Juwel: "Faldos Choice", Loch 7, Cornelia Golf Club

Ein Juwel: "Faldos Choice", Loch 7, Cornelia Golf Club

(Foto: Foto: Golf Marketing Services)

Der Raum Antalya, insbesondere der zehn Kilometer lange Küstenstreifen von Belek, ist dabei eine Region, mit der man sich besonders brüstet. Im Februar hat die International Association of Golf Tour Operators, der weltweit größte Verband von Golf-Reiseveranstaltern und Hotels, Belek den "IAGTO Award 2008" als bester Golf- Destination des Jahres verliehen. Die Rede ist übrigens nicht von einer Auszeichnung, die allein auf Europa beschränkt ist, sondern von einer Auszeichnung gegenüber weltweiter Konkurrenz.

Das stimmt den Betrachter erst einmal ein wenig skeptisch. Denn um ehrlich zu sein: Die Tatsache, dass beim Hinflug im Touri- Bomber nebenan auf den Stühlen die überaus bierseligen Mitglieder eines Münchner Swingerclubs sitzen und fröhlich vor sich hin grölen, senkt die Erwartungshaltung deutlich. Einmal angekommen in Belek ist auch der erste Eindruck nicht überwältigend: Der Strand ist vergleichsweise schmal, die zehn Kilometer lange Küstenlinie präsentiert sich als Aneinanderreihung von Bettenburgen, und das Hinterland macht die Suche nach einem Restaurant zu einer aussichtslosen Mission.

Wo also stecken die großen Pluspunkte dieser Region, die nicht nur von deutschen Golfern inzwischen mit großer Begeisterung angeflogen wird? "Es gibt hier nichts, was wirklich schlecht wäre", resümiert Ergül Altinova, Inhaber von Golf Extra, einem der renommiertesten Anbieter für Golfreisen in die Türkei. Altinova, der viel mit den Golflehrern der PGA of Germany zusammenarbeitet und deshalb auch die Bedürfnisse von sehr guten Golfern kennt, hat die Entwicklung der Region über die letzten fünf Jahre erlebt. "Im Gegensatz zur Algarve oder der Costa del Sol stellen wir durchgängig hohe Qualität bei den Golfplätzen fest." 14 Stück sind es inzwischen, im Rekordtempo erstellt, seitdem die türkische Tourismusbehörde vor vier Jahren einen Plan entwarf, der einen Leitfaden für die Entwicklung von Belek zur Golf-Destination darstellte.

Längst hat der 1994 eröffnete Platz "National" handfeste Konkurrenz bekommen. Neben den beiden Plätzen des Gloria- Resorts, den Kursen "Pasha" und "Sultan" auf dem Gelände des Kempinski-Hotels und den etablierten Anlagen Tatgolf und Nobilis, überzeugen neue Projekte: Der Kaya Golf Kurs wurde 2007 eröffnet, auch die Resort-Plätze Pines und Dunes neben dem Sueno Hotel sind neu. Erfreulicherweise sind die beiden letztgenannten auch direkt aus dem Hotel erreichbar, was die ansonsten in Belek übliche Busfahrt vom Hotel zum Golfplatz überflüssig macht.

Mit dem Perry-Dye-Platz Lykia Golf ist im Oktober 2007 erstmals eine Anlage eines amerikanischen Architekten hinzugekommen. Ein erster Jack-Nicklaus- Signature-Kurs ist derzeit noch im Bau, genauso wie der Kurs "Papillon" von Colin Montgomerie, der allerdings kurz vor der Fertigstellung steht.

Als derzeitiges Spitzenprodukt gelten zu Recht die 27 Löcher des Cornelia Golf Clubs, die von Faldo Design geplant wurden und auch höchsten Ansprüchen gerecht werden. Inmitten der typischen Pinienwälder des Küstenstreifens wurde viel Erde bewegt, um Löcher zu schaffen, die sich in sanftem Bergauf und Bergab durch die Landschaft ziehen. Die Bahnen erstrecken sich zum Teil entlang großer Teiche, winden sich oftmals sehr schmal durch die Baumreihen rechts und links und werden gekennzeichnet durch markante Bunker. Dass die Fairways rechts und links oft stark abfallen, die diagonal angelegten Grüns meist nur begrenzte Anspielwinkel bieten, macht die Runde zu einer Herausforderung. Der häufig auftretende Wind macht die Sache nicht leichter. Kurzum: Die Runde auf dem exzellent gepflegten Platz hat es in sich. Dafür bekommt man eine Anlage zu sehen, die mit der David Leadbetter Academy vor Ort ein Spitzenprodukt darstellt. Die Greenfee-Raten von maximal 99 Euro zur Hochsaison sind unter diesem Gesichtspunkt passend. Das gilt übrigens auch für die anderen Plätze in Belek: Wer hier Billig-Raten unter 60 Euro erwartet, der ist am falschen Platz. Dafür wird der Gast aber mit einem durchgängig hohen Qualitäts- und Servicestandard verwöhnt.

Dass die Region trotzdem als preisgünstige Golfer- Destination gilt, liegt an der Hotellerie, die das Erscheinungsbild der Küste prägt. Fünf Sterne sind ein weit verbreitetes Niveau, Unterkünfte mit vier Sternen werden fast schon verschleudert. Selbst ein Spitzenprodukt wie das Dome der Kempinski Gruppe wird in der Nebensaison im Internet mit Zimmerpreisen ab 99 Euro offeriert, in größeren Hotels wie dem Cornelia oder dem gerade renovierten Gloria kann man bei Wochenpauschalen auch noch darunter einsteigen. In Kombination mit den Golfplätzen ergibt sich so eine Destination, die in einem Umkreis von maximal 20 Fahrminuten tatsächlich eine hohe Vielfalt an Plätzen und Hotels bietet.

Der Bauboom in Belek hat trotzdem demnächst ein Ende. Einmal abgesehen von laufenden Projekten ist die Entwicklung der Region abgeschlossen. Die Herausforderung der nächsten Jahre besteht darin, den Golfer nicht nur einmal, sondern wiederholt an die Küste zu locken. Längst hat die türkische Tourismusbehörde die nächsten Entwicklungsprojekte ins Auge gefasst. Bodrum und Izmir werden verstärkt zu Golferdestinationen ausgebaut. Die Vier-Jahres-Pläne, die sich in Belek als sehr wirksam erwiesen haben, stehen schon. Die Statistiken der International Association of Golf Tour Operators versprechen auch dort ein blühendes Geschäft: Drei Milliarden Euro geben Golf-Touristen insgesamt alljährlich für ihren Urlaub ist. Belek hat sich in diesem Geschäftsfeld längst blendend positioniert.

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