TSV 1860 München:Trainingsauftakt mit Mini-Kader

1860 Muenchen - Training Session

Da ist noch Platz auf dem Rasen: Nur eine kleine Gruppe übt beim Trainingsauftakt des TSV 1860 München.

(Foto: Marc Mueller/Getty Images)

Die den Investor beleidigenden Schmierereien waren weggewischt am Trainingsgelände des TSV 1860, viele Spieler aber nicht da. Kapitän Christopher Schindler steht vor dem Absprung.

Von Markus Schäflein, München

Am Samstagnachmittag war die Geschäftsstelle des Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München schon wieder hübsch hergerichtet. Die Schriftzüge, die Unbekannte in der Nacht von Donnerstag auf Freitag an die Wände gesprüht hatten, waren umgehend übermalt worden. "Ihr habt unseren Verein getötet", stand da, genauer gesagt: "getötötet". "Lügner" war noch zu lesen, und "Fuck Ismaik". Das auf den Betonboden gemalte "*1860, +2016" war offenbar am hartnäckigsten, es war auch am Samstag noch zu erkennen.

Dass der e.V. unter seinem derzeitigen Präsidenten Peter Cassalette eine Politik fährt, die dem jordanischen Investor Hasan Ismaik und seinen Beratern große Kompetenzen einräumt, kommt eben nicht bei allen Anhängern gut an. Dass der Oberlöwe des e.V., der ja immerhin die Mehrheit der stimmberechtigten Anteile an der Profifußball-KGaA hält, den Mitgliedern vor seiner Wiederwahl die bevorstehende Trennung von Sportchef Oliver Kreuzer schlicht verschwieg, selbstredend ebenso.

Kapitän Schindler zieht es in Englands zweite Liga

Offenkundig besonders radikale Fans fanden sich dann in der Nacht am Gelände ein, um diese Einschätzung auf ihre Weise mitzuteilen. "Wir haben Verständnis dafür, dass unsere Fans in konstruktiver Weise Kritik üben. Sachbeschädigung und Beleidigungen in dieser Form gehen allerdings eindeutig zu weit", erklärte Verwaltungsratschef Karl-Christian Bay. Der TSV 1860 München stellte Strafanzeige gegen Unbekannt und wird nach eigenen Angaben "die Sicherheitsmaßnahmen rund um das Trainingsgelände erhöhen". Am Samstag waren einige Security-Mitarbeiter im Einsatz.

Rund 300 Fans erschienen bei herrlichem Sonnenschein. Es handelte sich zwar nicht um einen Auftakt im klassischen Sinne, weil bereits am Donnerstag und am Freitag Übungseinheiten stattgefunden hatten - und weil nur eine kleine Gruppe mit 16 Feldspielern, darunter vier Nachwuchskräfte, erschien. Wie sollte der Kader auch fertig sein, wo sich doch der neue Sportdirektor Thomas Eichin wiederum erst am Montag offiziell vorstellen wird. Fest steht hingegen schon, wer gehen wird: Zu den zahlreichen Weggängen gesellte sich zuletzt noch Kapitän Christopher Schindler, der vor einem Wechsel zum englischen Zweitligisten Huddersfield Town steht. Rund 1,5 Millionen Euro an Ablöse soll der Klub kassieren. Auch Valdet Rama und Dominik Stahl, deren Verträge auslaufen und mit denen der neue Trainer Kosta Runjaic nicht mehr plant, waren nicht anwesend.

Sonderurlaubb für den zuletzt verliehenen Sanchez

Daniel Adlung fehlte ebenfalls, über eine Vertragsverlängerung wird offenbar noch gepokert. Bei den beiden zuletzt verliehenen Spaniern Ilie Sanchez und Rodri, deren Verträge aus der Ära von Eichins Vorvorgänger Gerhard Poschner stammen, gestaltet sich die Lage unterschiedlich: Sanchez' Sommerurlaub wurde verlängert, er soll in der kommenden Woche zum Team stoßen. Rodris Urlaub hingegen wurde bis zum Sanktnimmerleinstag genehmigt: "Mit ihm sind in der Vergangenheit einige Sachen passiert, die nicht gut für das Teamgefüge waren", erklärte Runjaic, "daher möchte ich nicht mit ihm zusammenarbeiten." Ansonsten gelte, dass "alle Spieler, die fit sind und hier unter Vertrag stehen, auf dem Gelände trainieren werden und eine faire Chance bekommen." Etwa der lange verletzte brasilianische Innenverteidiger Rodnei oder Angreifer Stefan Mugosa.

In Torwart Jan Zimmermann (Heidenheim) und dem ausgeliehenen Außenverteidiger Marnon Busch (Bremen) waren zum Start nur zwei externe Zugänge anwesend. Weitere sollen selbstverständlich folgen. Dass ein großer Umbruch stattfinden wird, lässt sich derzeit nur an der Zahl der Abschiede ablesen - mindestens elf werden es sein. "Wenn Ergebnisse da sind, werden wir sie verkünden. Wann, wie viele und welche kann ich noch nicht sagen", erklärte Runjaic. "Es gibt vielleicht Spieler, die wir wollen, die aber nicht in die zweite Liga gehen möchten. Und es gibt auch welche, die 1860 als etwas Besonderes empfinden." Diese gilt es nun möglichst schnell zu finden.

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