TSV 1860 München:"Wieder da, wo wir nicht hinwollten"

Würzburger Kickers - TSV 1860 München

Sascha Mölders ist bedient: Der TSV 1860 geht nach einem Punkt aus den vergangenen vier Spielen auf Rang 14 in die Länderspielpause.

(Foto: Michael Will/dpa)

Nach nur einem Punkt aus vier Spielen ist die Stimmung beim TSV 1860 München gereizt. Investor Ismaik will von den großen Zielen "nicht abrücken" - Sportchef Eichin widerspricht.

Von Markus Schäflein

Von vielen enttäuschten und wütenden Sechzigern, die sich nach ihrer 0:2-Niederlage durch die winzige Mixedzone am Würzburger Dallenberg quetschten, war Jan Zimmermann der wütendste und enttäuschteste. "Ich könnte hier irgendwas kurz und klein schlagen", sagte er, "ich muss mich zusammenreißen, dass ich hier keine Schimpfwörter sage."

Zimmermanns Gemütsverfassung verwunderte kaum, war der Torwart doch ins wegweisende 0:1 involviert gewesen, ohne etwas dafür zu können. Kai Bülow hatte den Ball an den Stürmer Elia Soriano verloren, der daraufhin alleine auf Zimmermann zulief und sich dafür entschied, nicht den Treffer anzustreben, sondern einen Foulelfmeter. "Als Torhüter bist du in so einer Situation machtlos, wenn der Stürmer das Bein extra rausstellt", sagte Zimmermann. Immerhin sah er nicht Rot, sondern aufgrund einer neuen Regelauslegung nur Gelb.

"Jetzt sind wir wieder da, wo wir nicht hinwollten", stellt Eichin fest

Das war allerdings ein schwacher Trost, denn der Elfmeter, den Soriano selbst schoss, war drin (27.), und das Spiel kippte nun ganz deutlich zu Gunsten der kompakten und engagierten Würzburger. Dass Schiedsrichter Martin Petersen den Löwen kurz zuvor einen Elfmeter nach Foul von Patrick Weihrauch an Jan Mauersberger verweigert hatte, war nun umso ärgerlicher für sie. Beim TSV herrschte über weite Strecken nur Ratlosigkeit. Und in der Schlussphase, als er wieder besser im Spiel war und dem Ausgleich nahe, fiel das 0:2.

Aus Zimmermanns Sicht hatte der Spielverlauf "vor allem eine mentale Komponente". Vom Vertrauen in die eigenen Qualitäten war nichts zu sehen; womöglich ist das nicht verwunderlich angesichts der Tatsache, dass aufgrund der Personalsituation diesmal sieben Spieler mitwirkten, die in der vergangenen Saison in Abstiegsgefahr schwebten. Von den drei neuen Feldspielern Marnon Busch, Fanol Perdedaj und Karim Matmour konnte man zudem auch nicht behaupten, dass sie der Mannschaft mehr Qualität gebracht hätten.

"Wir müssen Geist und Körper ins Lot bringen", forderte Zimmermann, man könnte auch sagen: Ziele und Können aufeinander abstimmen. Also nicht mehr von Aufstieg binnen zwei Jahren oder gar der Champions League reden, den jüngsten Wünschen von Investor Hasan Ismaik, der über Facebook nach der Partie allerdings mitteilen ließ: "Wir werden unsere Ziele wegen solcher Spiele wie in Würzburg nicht revidieren oder gar aufgeben."

Von diesen wollte nach der Niederlage beim Aufsteiger auch Geschäftsführer Thomas Eichin nichts mehr wissen: "Das sind Dinge, die nicht aus dem Inner Circle kamen. Wir brauchen nicht über irgendwelche Saisonziele oder Visionen zu reden, von solchen Gedankengängen müssen wir jetzt weg."

Liendl verweigert Runjaic zum zweiten Mal den Handschlag

Zumal der TSV 1860 nach einem Punkt aus den vergangenen vier Spielen auf Rang 14 in die Länderspielpause geht, mit zwei Zählern Vorsprung auf die Abstiegszone - die Situation hat sich im Vergleich zu den vergangenen Spielzeiten nicht wirklich gebessert.

"Jetzt sind wir wieder da, wo wir nicht hin wollten", stellte Eichin fest und hoffte auf die schnelle Rückkehr von Ivica Olic, Milos Degenek und Stefan Aigner: "Wir können den einen oder anderen derzeit nicht kompensieren", sagte er, und das trotz eines zahlenmäßig großen Kaders: "Beim einen oder anderen passt es momentan noch nicht, wenn er spielt."

Trainer Kosta Runjaic war auch bedient: "Wir können nicht zufrieden sein. Nicht mit dem heutigen Spiel, nicht mit den letzten Wochen", meinte er. "Es besteht Redebedarf." Damit meinte er wohl weniger den Unglücksraben Bülow, sondern eher Michael Liendl, der dem Trainer nun bereits zum zweiten Mal nach seiner Auswechslung den Handschlag verweigerte.

Oder den eingewechselten Victor Andrade und dessen Mitspieler, die sich auf dem Platz über seine Einzelaktionen aufregten. Oder auch den von Werder Bremen geliehenen Marnon Busch, der via Boulevardpresse Einsätze gefordert hatte, wobei er nach Vereinsangaben falsch zitiert wurde; Einsätze rechtfertigte seine ganz schwache Vorstellung auf der rechten Abwehrseite jedenfalls nicht. Runjaic hat in der Länderspielpause eine ganze Menge zu regeln.

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