TSV 1860 München:"Wie geplättet"

1860 Muenchen v 1. FC Heidenheim  - 2. Bundesliga

Im Wartestand: 1860-Trainer Markus van Ahlen.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Wie geht es weiter mit 1860-Coach Markus von Ahlen?
  • Seine Entlassung soll beschlossene Sache sein, nach dem 1:1 in Darmstadt vermeidet Sportchef Poschner ein Bekenntnis.
  • Hier geht es zu den Ergebnissen und zur Tabelle der zweiten Liga.

Von Markus Schäflein

Es handelte sich um das Spiel, das über die Zukunft des Trainers Markus von Ahlen beim Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München zu entscheiden hatte. Das ist natürlich eine schwere Bürde für so ein einziges kleines Spielchen, und wie das oft so ist, weigerte es sich dann einfach, eine eindeutige Entscheidung zu treffen. Was das 1:1 beim SV Darmstadt 98 zu bedeuten hatte, wusste hinterher jedenfalls niemand so genau. Von Ahlen stellte fest, er habe "eine unheimlich leidenschaftliche und disziplinierte Leistung meiner Mannschaft gesehen", und auch taktisch seien "viele Sachen aufgegangen".

Damit lag er richtig. Sport-Geschäftsführer Gerhard Poschner, der in der vergangenen Woche bereits von Ahlens Demission vorbereitet und mit Nachfolge-Kandidaten gesprochen hatte, gab sich noch bedeckt, vermied allerdings ein Bekenntnis zum Trainer: "Persönliche Dinge interessieren bei uns keinen", sagte Poschner. "Wir sind erstmal enttäuscht, dass wir nicht drei Punkte geholt haben." Er sei "wie geplättet". Das klang alles schon danach, als ob der Sport-Geschäftsführer die Entscheidung treffen wollte, die das Spiel nicht getroffen hatte. In der vergangenen Woche hatten sich ja hartnäckig Gerüchte gehalten, die Entlassung des Trainers sei selbst bei einem Sieg geplant; den Nachfolger soll Poschner schon gefunden haben.

Von Ahlen hatte das Team auf fünf Positionen verändert und ihm einen überaus defensiven Plan verpasst. Sieben Spieler standen auf dem Feld, die in der Kaderliste offiziell als Verteidiger geführt werden. In der Innenverteidigung spielte Christopher Schindler, zuletzt nicht einmal im Kader, an der Seite von Guillermo Vallori; Gary Kagelmacher kam als Rechtsverteidiger zum Einsatz. So bekamen die Löwen die gefährlichsten Darmstädter, Mittelstürmer Dominik Stroh-Engel und Außenangreifer Marcel Heller, gut in den Griff.

Vor der Kette postierte von Ahlen in Anthony Annan und Kai Bülow zwei echte Abräumer statt Ilie Sanchez (gesperrt) und Julian Weigl (Bank); auch hier war mehr Kompaktheit das Ergebnis. Und statt Flügelstürmern kamen im Mittelfeld auf den Außenbahnen zwei nominelle Außenverteidiger, Moritz Volz und Jannik Bandowski, zum Einsatz. So deutlich wie diesmal hatte sich von Ahlen dem von Poschner geschätzten 4-3-3 noch nie widersetzt - es war wohl der Mut der Verzweiflung.

Es fehlte nicht viel, und dieses Spiel hätte einen fürchterlichen Beginn für 1860 genommen. Es lief noch die erste Spielminute, Winterzugang Annan spielte einen Fehlpass, und Yannick Stark, der Spieler, der seinen Platz im Kader der Sechziger an Annan abgegeben hatte und zu Darmstadt 98 gewechselt war, schoss aufs Tor.

Doch Starks Versuch ging am entfernten Pfosten vorbei. Danach allerdings ging von Ahlens Plan lange auf: So viel Kompaktheit war ein probates Mittel gegen die Darmstädter, die ja nicht gerade dafür bekannt sind, ihre Gegenspieler auf dem Bierdeckel auszutanzen. Die weiten Schläge der Hessen wurden abgeräumt, und dann spielte Vallori einen weiten Pass auf Bandowski. Das aus Dortmund gekommene Talent war mit Ball schneller als Leon Balogun ohne und schaffte auch noch den abgeklärten Abschuss (26.).

"Rubin übernimmt die Verantwortung"

Hätte drei Minuten später Torjäger Rubin Okotie ähnlich humorlos getroffen, wären die Weichen auf Sieg gestellt gewesen; doch sein ebenso lässiger wie lächerlicher Foulelfmeter war kein Problem für Darmstadts Torwart Christian Mathenia. Von Ahlen mochte Okotie, der gegen Heidenheim mit einem Lupfer noch einen ähnlich aufreizenden Elfmeter hingelegt, aber getroffen hatte, nicht tadeln: "Rubin übernimmt die Verantwortung, das ist erst einmal gut, und er entscheidet, wie er schießt", sagte er, "er hat schon wichtige Tore für uns gemacht und wird weiter welche machen."

Es stand also nur 1:0, die mitgereiste Anhängerschaft sorgte kurz nach dem Seitenwechsel mit Pyrotechnik für blauen Rauch, Verstimmung bei den Verantwortlichen und eine erneute Strafe gegen den Klub; die äußerst defensive Taktik von Ahlens funktionierte immerhin weiter ganz gut.

Zweikämpfe, weite Bälle und Abspielfehler dominierten das Geschehen; Darmstadt hatte trotz mehr Ballbesitz auch in der zweiten Hälfte kaum Chancen, auf der Gegenseite hätten dafür Okotie per Kopf (69.) und Maximilian Wittek das zweite Tor nachlegen können. Doch dann traf Balogun, als Verwirrung in der 1860-Defensive herrschte, aus dem Hintergrund zum Ausgleich (83.).

Von Ahlen brachte umgehend Marius Wolf und Valdet Rama, zwei Stürmer; er ahnte wohl, dass ihn höchstens ein Sieg retten konnte. Doch Okotie köpfelte den Ball nach Flanke von Rama über die Querlatte (89.). Und dann war Schluss.

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