TSV 1860 München:Steigen die U17, U19 und U21 ab?

Lino Tempelmann li 1860 AJ gegen Jonas Meiser SV Stutgarter Kickers Fussball A Junioren B; 1860 u19

Augen zu und durch: Die U19 (links Mittelfeldspieler Lino Tempelmann), braucht noch dringend Punkte, um nicht wie die U17 abzusteigen.

(Foto: Lackovic/imago)

Nicht nur die Profis des TSV 1860 München bereiten Sorgen: Auch der einst so gefeierte Nachwuchs ist gefährdet. Dahinter steckt "ein größeres Rätsel".

Von Christoph Leischwitz

Bei oberflächlicher Betrachtung des aktuellen Profikaders hat das Nachwuchs-Leistungszentrum des TSV 1860 München, so wie immer, gut zugearbeitet. Felix Uduohkai, Marin Pongracic (beide 19), Maximilian Wittek, 21, Florian Neuhaus, 20 - allesamt Spieler, die derzeit regelmäßig zum Einsatz kommen, wenn sie fit sind. Doch im Unterbau hat sich das NLZ in der laufenden Saison durch ungewohnte Probleme zu kämpfen.

Zum Beispiel mit der U17. Seit dem vergangenen Wochenende steht fest, dass die Mannschaft aus der Bundesliga Süd/Südwest absteigen wird - zum ersten Mal seit der Einführung der Staffel im Jahr 2007. Die Mannschaft verlor in einer für sie typisch glücklosen Partie - mehrere hundertprozentige Chancen, unglückliche Gegentore - 1:2 gegen die Stuttgarter Kickers.

Das ist im Moment allerdings nur das konkreteste Problem, mit dem sich NLZ-Leiter Wolfgang Schellenberg konfrontiert sieht. Aber lange nicht das einzige. Die U16 des Traditionsklubs steigt parallel zur U17 automatisch mit ab. Und auch die U19 kämpft noch um den Klassenverbleib, am Wochenende steht ein wichtiges Spiel gegen den Karlsruher SC an. Noch vor einem Jahr schied deren Trainer Josef Steinberger mit der U19 erst im Habfinale um die deutsche Meisterschaft aus.

"Wir müssen natürlich so schnell wie möglich wieder hoch"

Doch das vielleicht größte Problem für das NLZ: Sollten die Profis in die dritte Liga absteigen, dann muss auch das einzig derzeit erfolgreich spielende Team eine Liga tiefer gehen: die U21 nämlich, die in der Regionalliga aktuell auf dem zweiten Platz steht. Mit anderen Worten: Die gesamte Ausbildungsarbeit des TSV 1860, jenem Teil des Vereins, der in den vergangenen Jahren die positiven Nachrichten fast exklusiv hatte, erlebt eine handfesten Krise.

Natürlich haben sie versucht, das Schicksal der U17 noch abzuwenden. Im Dezember wurde Trainer Michael Kammermeyer entlassen, kurz übernahm Schellenberg selbst die Mannschaft, dann wurde Daniel Kaiser verpflichtet. Unter dem ehemaligen Unterhachinger Jugendcoach kam das Team dank drei Siegen in acht Spielen noch einmal kurz heran - mehr aber auch nicht. "Für das Image wäre das natürlich nicht förderlich", sagt NLZ-Leiter Schellenberg nun über die aktuelle Lage.

Noch sei nichts nachhaltig Schlimmes passiert, für die U17 gelte allerdings: "Wir müssen natürlich so schnell wie möglich wieder hoch." Doch ein Jahr in der Bayernliga würde erst einmal keinen großen Unterschied machen. Training und Förderung blieben gleich, allein die Qualität der Gegner im Spielbetrieb wäre freilich eine andere. "An 26 Spieltagen wäre es ein wenig anders, wenn überhaupt", sagt Schellenberg mit Blick auf 13 Hin- und Rückspiele, in denen mehr oder weniger starke Gegner warten.

An den anderen Tagen im Jahr würde sich nichts ändern. Problematisch wäre die Sache erst, wenn die U17 dauerhaft in der Bayernliga spielen würde, denn dann "wäre das für potentielle Talente vielleicht weniger attraktiv", sagt Schellenberg mit Blick auf junge Spieler, die vielleicht zu einem anderen Verein gehen, wenn sie die Wahl haben. Diese Perspektive droht allerdings schnell verloren zu gehen, denn die lokale Konkurrenz ist zum ersten Mal seit Langem erfolgreicher: Die U17 des FC Bayern steht bereits als Gruppensieger fest und wird am 7. Juni das Halbfinal-Hinspiel bestreiten. Als ob das nicht genug wäre, steht auch noch die SpVgg Unterhaching kurz vor dem Klassenerhalt. Trotzdem ist Schellenberg zuversichtlich: Die aktuelle U16, die für den direkten Wiederaufstieg sorgen soll, hat gute Spieler in ihren Reihen, ebenso die U15, heuer übrigens ein Aufsteiger-Team.

Volle Konzentration auf die U19

Warum sich wiederum die U19 derzeit so schwertut, das sei "ein größeres Rätsel", sagt der NLZ-Leiter. Denn trotz mehrerer Verletzungen sei man dort "sehr gut besetzt". Da müsse man nach der Saison eine ausführliche Analyse betrieben, denn auch mit einigen verletzten und an die U21 abgetretenen Spielern hätte man solch ein Absacken in der Tabelle nicht erwartet. Als "herben Schlag" empfände es Schellenberg jedoch, wenn die U21 absteigen müsste. Denn dann würden Spieler, die zeitnah für die Profis ausgebildet werden sollen, den Verein recht schnell verlassen. Auch wenn viele Verträge ligaübergreifend gelten, würde man wohl nicht alle halten können.

Als die Profis vor zwei Jahren in der Relegation denkbar knapp gegen Holstein Kiel die Klasse hielten, wurde danach bekannt: Der Abstieg hätte im ohnehin nicht auf Rosen gebetteten NLZ zu massiven Einschnitten geführt. Weil aber diese Woche der Sechzig-Investor Hasan Ismaik verkündet hatte, den Löwen auch beim Gang in die dritte Liga erhalten zu bleiben, drohen diese Kürzungen diesmal nicht. "Solche Aussagen tun gut", sagt Schellenberg über Ismaiks Bekenntnis zum Verein.

Die U21 kann ihr Schicksal nicht selbst beeinflussen. Deshalb gilt die volle Konzentration jetzt dem Klassenerhalt der U19, die am Samstag zu Hause gegen den Karlsruher SC spielt. Das Hinspiel endete spektakulär 4:4. Ein Ergebnis, dass ein generelle Problem in der 1860-Jugend gut aufzeigt: Guter Angriff, Probleme in der Abwehr.

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