TSV 1860 München:Raus aus dem Loch

Pereira Kreis

1860-Trainer Vitor Pereira.

(Foto: Sebastian Kahnert/dpa)

Der TSV 1860 München muss gegen Sandhausen eine Serie starten - und ohne Sebastian Boenisch auskommen. Ein 19-Jähriger könnte zum Debüt kommen.

Von Philipp Schneider

Einfach mal ins Kino gehen. Soso. Drei Tage vor dem im Abstiegskampf der zweiten Liga wohl wegweisenden Heimspiel gegen Sandhausen am Sonntag. Donnerstagabend, der Mathäser Filmpalast an der Bayerstraße in München, die ganze Mannschaft ist dabei. Oder zumindest alle Spielern, die Lust dazu hatten. Während die ebenfalls in ihrer sportlichen Existenz bedrohten Kollegen vom FC Augsburg beispielsweise eilfertig ein Kurztrainingslager abhalten, sitzt der Trainer Vitor Pereira mit seinen Spielern im Kinosessel und schaut "Fast & Furious 8". Einfach mal runter vom Trainingsgelände, schön schick machen, vielleicht gibt es sogar Popcorn. Ganz sicher gibt es nur sinnbefreite Autorennen mit den sprachminimalistischen Spaßglatzen Vin Diesel und Jason Statham. "Raus aus dem Loch" sei er mit den Spielern am Donnerstag gegangen, sagt der Fußballlehrer Pereira. Wichtig sei: "Sich auch mal woanders zu treffen als im Kontext Fußball." Was soll man sagen? Sicher nicht die schlechteste Idee, die sie jemals hatten beim TSV 1860 München.

Der Fußball ist ja spätestens seit dem 0:3 gegen Erzgebirge Aue am Spieltag zuvor kein sonderlich angenehmer Kontext mehr für Sechzig. Wieder mitten in den Abstiegskampf geraten sind die Münchner, nachdem sie vor 14 Tagen bereits geglaubt hatten, sich aus diesem verabschiedet zu haben. Doch dann unterlief Sebastian Boenisch zunächst ein Lapsus in der Nachspielzeit gegen Stuttgart (am Ende 1:1), ehe sich Boenisch gegen Aue nach einem Rückpass von Marnon Busch verschätzte und ein fußballerisches Unheil seinen Lauf nahm: rote Karte, Elfmeter, Unterzahlspiel, drei Gegentore. So kommt es, dass 1860 vier Punkte weniger geholt hat als mit ein wenig mehr Konzentration möglich gewesen wären.

"Das ist keine normale Liga in diesem Jahr", hat Pereira gleich in seiner ersten Saison als Trainer in Deutschland nach einem Blick auf die Tabelle festgestellt. Und da hat er ja Recht: Gefährdet sind fünf Spieltage vor Saisonende noch immer zwei Drittel aller Mannschaften. Die siebtplatzierten Heidenheimer haben nur sechs Punkte Vorsprung auf Arminia Bielefeld, das auf dem 16. Tabellenplatz steht, der immerhin zur Teilnahme an der Abstiegsrelegation berechtigt. Dass nun ausgerechnet im wichtigen Spiel gegen Sandhausen (13.30 Uhr) Sechzigs Dreierkette auseinandergerissen wird, dürfte gemischte Gefühle bei den Anhängern auslösen. Schließlich ist es Pechvogel Boenisch, der wegen seiner Sperre gegen den Tabellenneunten pausieren muss. "Wir haben gute Lösungen für die Position", verspricht Pereira. Auch Marin Pongracic, 19, aus der U21, der zuletzt mit den Profis trainieren durfte, sei eine Option.

"Das Ziel ist jetzt: drei Punkte, dann wieder drei Punkte", sagt der Trainer. Eine Serie könnte Sechzig helfen. Und die muss ja nicht einmal so lang und zäh sein wie die von "Fast & Furious". Der achte Teil war wohl wieder eher nichts. "Da passiert doch in jeder Folge immer nur das Gleiche", klagt Pereira.

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