TSV 1860 München:Präsident Dieter Schneider tritt ab

Unternehmer Dieter Schneider neuer 1860-Präsident

Keine weitere Amtszeit: 1860-Präsident Dieter Schneider.

(Foto: dpa)

Überraschung während einer Pressekonferenz beim Münchner Fußball-Zweitligisten: Präsident Dieter Schneider erklärt, dass er bei der baldigen Wahl nicht mehr für eine weitere Amtszeit kandidieren wird. Investor Hasan Ismaik gewinnt damit einen Machtkampf.

Der Machtkampf beim Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München geht in die nächste Runde. Am heutigen Donnerstag verkündete Vereinspräsident Dieter Schneider während einer Pressekonferenz völlig überraschend, nicht mehr für eine weitere Amtszeit kandidieren zu wollen.

Eigentlich sollte der Aufsichtsrat des Vereins am morgigen Freitag einen Vorschlag unterbreiten, wer künftig im Präsidium den Klub vertreten solle, eine Mitgliederversammlung hätte dann über diesen Vorschlag abgestimmt. Nun kommt Dieter Schneider dieser Entscheidung zuvor. "Es ist meines Erachtens nach an der Zeit, dass das unwürdige Schauspiel, das wir in dieser Frage der Öffentlichkeit bieten, beendet wird", sagte er.

Schneider hatte das Präsidentenamt bei den Löwen am 7. Februar 2011 übernommen, er wurde zuletzt offen von Investor Hasan Ismaik angegriffen. Der Jordanier hatte den Klub mit Investitionen von mehr als 20 Millionen Euro vor dem Konkurs bewahrt und dafür 49 Prozent der stimmberechtigten Anteile an der Profiabteilung des TSV 1860 erhalten. Er übte zuletzt starken Druck aus, weil er nicht mehr mit Schneider zusammenarbeiten wolle.

Nun gibt Schneider nach. Er sagt: "Das Thema Präsidiumsbesetzung hat inzwischen ein Niveau erreicht, das für das ohnehin angeschlagene Ansehen des Vereins schädlich ist." Neben der fehlenden Unterstützung durch Ismaik war wohl auch der Großteil des Aufsichtsrats vom Oberlöwen abgerückt.

Bis ein neuer Präsident gewählt ist, will Schneider an der Spitze des Traditionsvereins bleiben. Ein Nachfolger werde wahrscheinlich nicht vor Mai gewählt, sagte ein Vereinssprecher. Laut Vereinssatzung bestellt der Aufsichtsrat den Präsidenten, der dann seine zwei Stellvertreter vorschlägt. Als Vizepräsidenten unter Schneider fungieren der SPD-Politiker Franz Maget und Wolfgang Hauner.

Ob der Aufsichtsrat um den Vorsitzenden Otto Steiner bereits einen neuen Vorschlag parat hat, ist nicht bekannt. Die offene Kandidatur von Jürgen Langer, der unter anderem den verstorbenen Manfred Amerell während der juristischen Auseinandersetzung mit Michael Kempter vertreten hatte, schätzen Beobachter als aussichtslos ein. Zuvor hatte Steiner, dem auch ein gutes Verhältnis zu Ismaik nachgesagt wird, als potenzieller neuer Vereinsboss gegolten. Bei einem Besuch des Geldgebers in Abu Dhabi hatte Steiner dann jedoch offiziell abgesagt. Der Klub steht damit zum wiederholten Male vor einem Neubeginn in der Führungsetage.

Schneider wollte während seiner Erklärung keine Vorwürfe äußern und nicht nachtreten. Er dankte Ismaik für sein Engagement bei Sechzig. "Ohne ihn hätten wir im Frühjahr 2011 Insolvenz anmelden müssen. Dies habe ich auch nie anders in der Öffentlichkeit kommuniziert." Schneider fügte an, dass es keine Alleingänge der Führung von Sechzig gegeben habe. "Der eher konservative Dreijahresplan, nach dem wir seit Frühjahr 2011 arbeiten, wurde in enger Zusammenarbeit und in dieser Form auf ausdrücklichen Wunsch von Herrn Ismaik unter dem Gesichtspunkt der Kostenkontrolle von der Geschäftsführung ausgearbeitet", sagte der scheidende Präsident.

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