TSV 1860 München:Möhlmanns missglückte Premiere

1860 München - Karlsruher SC

Trainer Benno Möhlmann muss bei seinem Einstand bei den Löwen gleich eine Niederlage einstecken.

(Foto: dpa)
  • Die Löwen verlieren 0:1 (0:1) und verbleiben mit sechs Zählern aus elf Spielen auf Tabellenplatz 17.
  • Es war das erste Spiel unter dem neuen Trainer Benno Möhlmann.
  • Für Karlsruhe traf Erwin Hoffer in der 33. Minute.
  • Weitere Ergebnisse und Tabellen finden Sie hier.

Von Markus Schäflein

Dem früheren Löwentrainer Ricardo Moniz wäre es nicht in den Sinn gekommen, zu dem Teenager Marius Wolf zu sagen: "Herr Wolf, Sie sind ein geiler Fußballer, aber ein fauler Drecksack." Bei seinem legendären Spruch griff er dann doch lieber aufs passende Du zurück. Benno Möhlmann hingegen, der dritte Trainer seit Moniz beim Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München, ist ein Übungsleiter alter Schule, was man unter anderem daran erkennen kann, dass er seine Spieler siezt. Angesichts der jugendlichen Belegschaft an der Grünwalder Straße ist das fast schon kurios: An neue Umgangsformen gewöhnen mussten sich neben Wolf noch zahlreiche weitere U21-Spieler, die zum Profikader zählen.

Für sein erstes Spiel mit den Münchnern gegen den Karlsruher SC beorderte Möhlmann neben Wolf, Maxi Wittek und Stephane Mvibudulu auch den Sechser Emanuel Taffertshofer und den Innenverteidiger Sertan Yegenoglu, beide 20, angesichts des Personalmangels aus der Regionalliga-Mannschaft in die Zweitliga-Startelf. Reifer Trainer, grünes Team - nicht einmal 24 Jahre waren die Löwen im Schnitt alt, und weil Möhlmann, 61, nicht mitspielte, konnte er den Wert nicht heben.

Der Jugendstil war unter Vorgänger Torsten Fröhling, dem die Fans mit einem Spruchband für "Einsatz und Loyalität" dankten, noch Programm, bei Möhlmanns Premiere hingegen auch der Not geschuldet. Gleich drei Innenverteidiger und der etatmäßige Mittelfeldabräumer fehlten, breit ist der Kader ohnehin nicht aufgestellt. Die Münchner traten dennoch von Beginn an selbstbewusst und mit dem Bemühen um Dominanz auf, doch belohnt wurden sie nicht - am Ende wurde ihnen einmal mehr ihre mangelnde Durchschlagskraft vor dem gegnerischen Tor zum Verhängnis. Sie verloren 0:1 (0:1) und verblieben mit sechs Zählern aus elf Spielen auf Tabellenplatz 17.

1860 München - Karlsruher SC

Sertan Yegenoglu (r.) vermag bei seinem Debüt in der Profimannschaft des TSV 1860 München den Karlsruher Erwin Hoffer nicht daran hindern, das 0:1 zu schießen.

(Foto: Andreas Gebert/dpa)

Es hatte durchaus viel versprechend begonnen

"Ich hätte mir den Einstand besser vorgestellt, und das wäre auch möglich gewesen. Aber uns haben heute die Mittel gefehlt, uns entscheidend durchzusetzen", stellte Möhlmann mit heiserer Stimme fest - zum Debüt hatte sich der Trainer erkrankt geschleppt. "Ich habe das Spiel trotzdem nicht so schlecht gesehen, dass man jetzt den Kopf in den Sand stecken muss."

Es hatte durchaus viel versprechend begonnen: 1860-Angreifer Rubin Okotie wirkte aufgedreht, nach zehn Minuten scheiterte er mit einem Drehschuss an KSC-Torhüter Dirk Orlishausen, und in der 23. Minute schoss er erneut aus der Drehung, diesmal strich der Ball knapp am entfernten Pfosten vorbei. Seine Offensivkollegen, insbesondere Mvibudulu auf dem rechten Flügel, hatten hingegen einen sehr mäßigen Tag erwischt. Von den Karlsruhern war ebenfalls nicht viel zu sehen, als ihr Angreifer Erwin Hoffer einmal zu enteilten drohte, war Yegenoglu zur Stelle.

Die Löwen bestimmten die Partie - und gerieten in Rückstand. Yegenoglu, bis dahin fehlerfrei, leistete sich einen folgenschweren Fehlpass, Hiroki Yamada spielte steil, Hoffer lief alleine auf 1860-Torwart Vitus Eicher zu und schob den Ball souverän vorbei (33.). "Sonst hat er es ordentlich gemacht", sagte Kapitän und Innenverteidiger-Kollege Christopher Schindler zu Yegenoglus Fauxpas, "eine solche Situation wird in der Liga ausgenutzt. Das wird ihn jetzt nicht umschmeißen." Bis auf Schüsse von Daniel Adlung (40.) und Gary Kagelmacher (44.), die beide weit übers Tor gingen, hatten die Löwen bis zur Pause keine Antwort mehr auf den Rückstand. Die eingefleischte Anhängerschaft unter den 19800 Zuschauern empfahl per Spruchband: "Besser mal das Stadion als den Trainer wechseln."

Das Spiel wurde ruppiger

Gewechselt wurden nur die Seiten, und die Karlsruher kamen nach ihrer verhaltenen Leistung in ersten Hälfte mit dem Willen aus der Kabine, zeitnah den zweiten Treffer nachzulegen. Hoffer passte von der Grundlinie zurück auf Boubacar Barry, dessen Schuss wurde geblockt (46.). Das Spiel wurde auch ruppiger; während der grippekranke Möhlmann auf seinem Stuhl saß, war Assistent Sven Kmetsch fürs Gestikulieren, Lamentieren und Anfeuern zuständig.

Benno MOEHLMANN TSV 1860 Trainer Halbfigur Freisteller Aktion Einzelbild Portrait Porträt ge

Viel Einsatz im 1081. Spiel der Karriere: Der neue 1860-Trainer Benno Möhlmann, 61, beorderte zahlreiche Nachwuchsspieler in die Startelf.

(Foto: imago)

Die Löwen kämpften sich nach ein paar Minuten zurück in die Partie, bestimmten das Geschehen wieder klar und versuchten vornehmlich, über Distanzschüsse zum Erfolg zu kommen: Kagelmacher scheiterte an einer Parade von Orlishausen (54.), Wolf beförderte den Ball in die Arme des KSC-Torwarts (62.), Daniel Adlung drosch das Spielgerät weit über die Querlatte (65.), Michael Liendl prüfte erneut Orlishausen (67.). Besonders zwingend sah das bei aller Dominanz nicht aus.

In der 71. Minute wechselte Möhlmann dann erstmals aus; Mvibudulu musste gehen, nun wirkte der 21-jährige Korbinian Vollmann mit. Kurz darauf kam in Stefan Mugosa ein zweiter Stürmer für Taffertshofer (77.). Für mehr Torgefahr sorgten diese Maßnahmen allerdings lange nicht, in erster Linie wurde die Partie hitziger. Mangelnden Kampfgeist konnte man den Löwen definitiv nicht vorwerfen, einen Mangel an offensiven Ideen und Durchschlagskraft hingegen schon - allzu viel hatte sich bei Möhlmanns Premiere gegenüber den Spielen zuvor also nicht geändert. "Die Leistung war engagiert, aber ohne die zwingenden Torchancen", sagte Kapitän Schindler, "das ist eigentlich jedes Mal dasselbe, das nervt einfach." Ein Kopfball von Okotie nach Freistoß von Liendl strich knapp über die Querlatte (83.) - es blieb die einzige Ausgleichsmöglichkeit in der Schlussphase.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: