TSV 1860 München:"Hier wird gelogen, dass sich die Balken biegen"

Delegiertenversammlung 1860 München

"86 Prozent sind ein starkes Votum", findet der in seinem Amt bestätigte 1860-Präsident Gerhard Mayrhofer.

(Foto: dpa)

Auf ihrer Versammlung bestätigen die Delegierten des TSV 1860 München Präsident Gerhard Mayrhofer im Amt, während sein Gegner Erich Meidert schwere Vorwürfe erhebt. Ob die Beschlüsse diesmal gültig sind, ist völlig offen.

Von Markus Schäflein

Auf dem Programm des Kulturzentrums Taufkirchen stehen demnächst das Tegernseer Volkstheater mit dem Stück "Wer's glaubt, wird selig", ein "Bayerisches Kriminalstück" sowie das Kinder-Mitmachtheater "Käpt'n Blaubär". Eine originelle Mischung aus diesen Veranstaltungen bot am Dienstagabend der Fußball-Zweitligist TSV 1860 München mit seiner Delegiertenversammlung.

Die Presse durfte nicht dabei sein, weshalb im Vorraum der Halle eine ausrangierte Biertheke als "Arbeitsraum" dienen musste. Was drinnen passierte, sprach sich dennoch schnell herum. Formal gesehen das Wichtigste: Das Präsidium um Gerhard Mayrhofer wurde von den Delegierten mit 111 Ja-Stimmen, 18 Nein-Stimmen und 41 Enthaltungen nach seiner Wahl auf der vergangenen ungültigen Mitgliederversammlung bestätigt.

Die Vizepräsidenten Heinz Schmidt und Erik Altmann (jeweils 164 Ja-Stimmen) konnten sich über deutlich bessere Ergebnisse freuen. Mayrhofer fand: "86 Prozent sind ein starkes Votum" - bei seiner Analyse für die Kameras berücksichtigte er die Enthaltungen lieber nicht.

"Unfassbar" findet es Meidert

Die knappe Zwei-Drittel-Mehrheit für Mayrhofer war nämlich eher ein Denkzettel als eine große Überraschung; viele Delegierte hatten ja betont, sich eigentlich schon bei der (leider ebenfalls ungültigen Satzungsänderung) selbst abgeschafft zu haben und sich dem Votum der Mitglieder nicht entgegenstellen zu wollen.

Mayrhofer hatte die Veranstaltung zudem akribisch vorbereitet, zahlreiche Delegierte vorab getroffen und selbst die Trottel-Affäre noch rechtzeitig geklärt: Ein Anhänger des TSV 1860 hatte ihn bei Facebook als ebensolchen bezeichnet, daraufhin verklagte der Präsident den Studenten. 450 Euro sollte der Fan berappen, kurz vor der Versammlung nahm Mayrhofer die Klage zurück. Diese Geschichte zählte ja zu den unangenehmen, mit denen sich der Präsident konfrontiert sah.

Die unangenehmste Story hingegen hatte Erich Meidert mit dabei, und sie handelte von Herbert Ziegler, Vorstand des Fanklubs "Die Griabign", der neuerdings sein Einkommen als Hausmeister an der Grünwalder Straße bezieht. Meidert berichtete, er sei von Ziegler im Auftrag Mayrhofers massiv bedroht worden, als er Notvorstand werden wollte.

Meidert will seinen Ruf wiederherstellen

Dann kam der neue Hausmeister zu Wort: Er bestritt den Wortlaut des Telefonats mit Meidert und bezeichnete die Aussagen als "Unverschämtheit". Meidert stellte fest, als er den Saal verließ: "Unfassbar, hier wird gelogen, dass sich die Balken biegen."

Zudem war Meidert erschienen, um "seine Reputation wiederherzustellen", wie er sagte. Er versuchte bekanntlich nach eigenen Angaben, zwischen dem Präsidium Mayrhofer und dem Kläger Helmut Kirmaier (der Mayrhofers Wahl vom Landgericht wegen eines Satzungsverstoßes bei der Ladung für ungültig erklären ließ) zu "vermitteln". Es wurde kolportiert, Meidert habe angeboten, die Klage gegen eine Zahlung von 500 000 Euro fallen zu lassen.

Blöd nur, dass Kirmaier auch gegen diese Versammlung wieder klagen wird

"Dieser Vorwurf ist ein Skandal", sagte Meidert, als er den Saal betrat. "Ich habe die Nase voll. Ich lasse mich doch nicht zum Teil einer Bande machen." Kirmaiers Anwalt Heinz Veauthier hatte zuvor schon erklärt, Meidert stehe für das Amt künftig nicht mehr zur Verfügung, weil er "den Druck aus dem Verein nicht aushalten könne und Gefahr für Leib und Leben sehe". Meidert soll gesagt haben: "Sie kennen diese Leute nicht und wissen nicht, wie gefährlich die sind."

Gegen Ende des Abends wurde dann mit 157 Ja-Stimmen auch die neue Satzung bestätigt; es lief also alles nach Plan. Blöd nur, dass Kirmaier auch gegen diese Versammlung wieder klagen wird, da aus seiner Sicht ebenfalls alle Beschlüsse nichtig sind - weil Mayrhofer gar nicht hätte laden dürfen. "Wir haben den klaren Auftrag vom Registergericht erhalten, diese Veranstaltung durchzuführen", entgegnete Mayrhofer, "es kann aber sein, dass Herr Kirmaier wieder irgendeine Finesse findet."

Er wolle nun gemäß der erneut verabschiedeten neuen Satzung "zügig" eine Mitgliederversammlung abhalten; sich dort erneut zur Wahl zu stellen, um vom obersten Gremium des Klubs bestätigt zu werden, hat Mayrhofer aber nicht vor: "Wir wissen nicht warum. Wir sind ja der Meinung, dass uns die Mitglieder bereits gewählt haben. Wenn wir uns da noch mal zur Wahl stellen würden, würden wir ja der Gegenseite Recht geben."

Als Mayrhofer von einem zu Recht verwirrten Delegierten gefragt wurde, ob er nun eigentlich Präsident sei, antwortete er denn auch: "War ich immer schon."

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