TSV 1860 München:Felix und Opa

2. Fussball Bundesliga TSV 1860 München Training

Der nächste Trainer, bitte: Felix Uduokhai (l.) mit Vitor Pereira.

(Foto: Stefan Matzke/sampics)

Innenverteidiger Uduokhai, 19, hat sich in der Hinrunde einen Stammplatz bei 1860 erspielt - jetzt ist alles neu für ihn. Ob er lange beim Klub bleibt, weiß er aber nicht.

Von Markus Schäflein

Einen rekordverdächtigen Schnitt weist Felix Uduokhai schon mal auf: Acht Zweitligaeinsätze hat er bislang für den TSV 1860 München absolviert - und vier Trainer erlebt. Sein erstes Winterlager bei den Profis absolvierte der 19-jährige Innenverteidiger im vergangenen Jahr im spanischen Estepona unter Benno Möhlmann, dann rutschte er unter Kosta Runjaic im Herbst in die Startformation, blieb dort unter Daniel Bierofka und nun erlebt er auf der portugiesischen Halbinsel Troia seinen zweiten Winter - unter Vitor Pereira. Vergleiche will er nicht ziehen, "das steht mir nicht zu", sagt er in der Lobby des Mannschaftshotels beim ersten großen Pressetermin seiner Karriere: "Ich habe ja gerade acht Spiele gemacht."

Einen Wechsel schon im Sommer hält er für möglich: "Das muss man dann schauen und abwägen."

Bisher hat Uduokhai kaum Interviews gegeben, es reichte ja schon, dass er von allen Seiten als derzeit größtes Juwel der Sechziger, die schon so viele Juwelen verscherbelt haben, gelobt wurde; Runjaic verglich ihn zuletzt etwa mit Leipzigs Willi Orban. Das viele Lob gehe "nicht spurlos an einem vorbei", meint Uduokhai: "Und es ist schon eine Bestätigung, dass ich bis jetzt einiges richtig gemacht habe."

Runjaic und der frühere Sport-Geschäftsführer Thomas Eichin hatten Uduokhai schon vor dem Rundenstart auf dem Zettel; wenn sie gefragt wurden, warum sie keinen weiteren Innenverteidiger verpflichteten, verwiesen sie immer wieder auf ihn. Bis er es aber in die Mannschaft schaffte, vergingen dann doch ein paar Spieltage. Seine Premiere gab er am 25. Oktober beim DFB-Pokalspiel in Würzburg (4:3 n.E.), in dem er auf Anhieb im Elfmeterschießen Verantwortung übernahm, dann war er sofort Stammspieler. "Klar hätte ich gerne von Anfang an gespielt, aber ich habe es respektiert. Es war klar, dass meine Chance kommen wird", sagt er. Zwischenzeitlich warf ihn eine Verletzung an der Patellasehne zurück: "Das kam auch durch die Belastung, durch die Anpassung von der Jugend an die Profis." Jan Mauersberger, sein Partner in der Innenverteidigung, hat ihm viel geholfen bei der Eingewöhnung; ob das Duo auch in der Rückrunde zur Stammbesetzung gehört, ist - wie so vieles derzeit beim TSV 1860 München - völlig offen. "Das ist jetzt eine neue Situation", sagt Uduokhai, "wir wissen selbst nicht, wie wir spielen werden."

Uduokhai hat fast sein komplettes Fußballerleben in Giesing verbracht. Bis zur U12 kickte er bei Erzgebirge Aue, dann zogen die Eltern nach München um, er hatte die Wahl zwischen den Bayern, Unterhaching und Sechzig und entschied sich für die Löwen. "Der erste Eindruck, wie die Mitspieler mich aufgenommen haben, war dort am besten", erinnert er sich, "wenn man als Kind umzieht, sucht man ja auch neue Freunde." Von den damaligen Mitspielern ist Mittelfeldspieler Florian Neuhaus, ebenfalls 19, noch bei Sechzig, er gehört auch zum Profikader.

Die Zeit, in der man mit den Freunden Fußball spielt, ist für Uduokhai längst vorbei. "Man kann im Fußball nicht sagen, ich bleibe bis 2022, das wäre nicht glaubwürdig", sagt er, "ich konzentriere mich jetzt völlig auf die Rückrunde, was danach alles passiert, muss man dann schauen und abwägen." Das klingt nach der Möglichkeit, trotz eines Vertrags bis 2019 schon im Sommer 2017 zu gehen. "Das kommt alles darauf an, wie jetzt die Rückrunde verläuft, da will ich nicht groß nachdenken oder planen", meint er, aber: "Natürlich spielt man Fußball, um aufs höchste Niveau zu kommen." Dass der von Investor Hasan Ismaik vorgegebene Plan, mit Sechzig aufs höchste Niveau zu kommen, aufgeht, darauf kann man sich nicht verlassen.

Dass es sich manchmal lohnt, einfach zu warten, was passiert, hat Uduokhai schon einmal erlebt. Bis er 16 war, spielte er im linken Mittelfeld, "dann habe ich plötzlich noch mal einen Schub gemacht", erzählt er. Unverhofft war er 1,88 Meter groß und wurde zum Innenverteidiger umgeschult. "Da habe ich dann natürlich an Schnelligkeit verloren", sagt er. Dafür gewann er an Kopfballstärke.

Wie es in Uduokhais Karriere weitergeht, hat viel mit Michael Koppold zu tun. Der Spielerberater aus der Nähe von Schrobenhausen betreute früher auch den 1860-Kapitän Stefan Aigner und Bierofka. "Wir kennen uns seit sechs Jahren, seit ich klein war", sagt Uduokhai. "Er ist eine Art Opafigur, ich bin froh, dass ich ihn habe, auch als Mensch." Für Koppold ist sein Schützling "sehr bodenständig, sehr menschlich, sehr lernwillig - und er hat alle Anlagen, ein Großer zu werden".

Wie schnell Uduokhai ein Großer wird, bleibt abzuwarten. Ebenso wie die Frage, wie lange er noch für die Löwen spielt. "Die anderen Klubs schlafen natürlich nicht, aber er fühlt sich wohl bei Sechzig", sagt Koppold, "wir werden sehen, was die Zeit bringt."

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