TSV 1860:1860 München: Fans unterstützen Investor Ismaik

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Liebesgrüße von der Gegentribüne: Dieses Plakat hängten hochrangige Arge-Vertreter beim vergangenen Heimspiel des TSV 1860 München gegen den SC Paderborn in der Fröttmaninger Arena auf.

(Foto: M.i.S./imago)

Die 1860-Fanorganisation Arge garantierte einst den Machterhalt des Patriarchen Karl-Heinz Wildmoser - nun wird die Liaison mit Investor Ismaik immer enger.

Von Markus Schäflein und Philipp Schneider

In Rudelzhausen hat es Hasan Ismaik eigenen Angaben nach sehr gut gefallen. Die Mitglieder der Fanorganisation Arge empfingen den jordanischen Investor des Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München im dortigen Landgasthof ja auch äußerst warmherzig und spendeten seinen Ankündigungen großen Applaus. Nun wird Ismaik ein weiteres malerisches bayerisches Örtchen kennenlernen, nämlich Dietfurt an der Altmühl. Am Samstag, dem 11. Juni, veranstaltet die Arge dort ihre Jahreshauptversammlung - just eine Woche vor der anstehenden Hauptversammlung des TSV 1860.

Und auf der Einladung, die die Arge auf ihrer Homepage veröffentlicht hat, steht: "Zugesagt haben Hasan Ismaik, Abdelrahman Ismaik, Mutaz Sabbagh" - der Investor also mit seinem Bruder und seinem Übersetzer. Das Präsidium um Peter Cassalette erscheint laut dem Schreiben ebenso, Verwaltungsräte hingegen nicht. Unter den Tagesordnungspunkten finden sich: "Informationen des Investors" und "Anträge/Verschiedenes".

Die Fan-Organisation stützte einst Wildmoser

In der Fanorganisation, die einst schon den Machterhalt des Patriarchen Karl-Heinz Wildmoser garantierte, findet Ismaik nun offenkundig den Rückhalt, den er bei Sechzig so lange vergebens suchte. Das Plakat "Thank you, Hasan 2011 - 2016", das beim vergangenen Heimspiel gegen Paderborn in der Arena hing, hatten auch hochrangige Vertreter der Arge aufgehängt. Sein bereits in Rudelzhausen geäußertes Ziel, neben Geschäftsführer Markus Rejek auch drei missliebige Verwaltungsräte aus dem Amt zu befördern, hat Ismaik in der Zwischenzeit nicht aus den Augen verloren. Dazu passte, dass beim letzten Heimspiel der Saison Gerüchte laut wurden, dass aus Kreisen der Arge bei der kommenden Mitgliederversammlung am 19. Juni Rücktrittsforderungen in Richtung unliebsamer Verwaltungsräte, die an der 50+1-Regel hängen, erhoben werden könnten.

Ziel jener Koalition seien Verwaltungsräte, die aus Ismaiks Sicht das eine oder andere Mal zu häufig die Interessen und Rechte des e. V. wahren wollten - zu denen ja insbesondere das Recht auf Nominierung des Präsidentschaftskandidaten zählt. Der Satzung nach möglich wäre ein Misstrauensvotum gegen jene Räte bei der 1860-Mitgliederversammlung, das in Dietfurt an der Altmühl vorbereitet werden könnte.

Es wäre aus Ismaiks Sicht die letzte Lösung, falls er seine Ziele zuvor nicht erreichen sollte. Druckmittel hat er an sich schon genügend, und offenbar nutzt er sie auch: Die rund vier Millionen Euro, die Sechzig bis spätestens 24. Mai braucht, um die Lizenz für die kommende Zweitliga-Spielzeit zu erhalten, hat er noch immer nicht überwiesen. Dass er - sehr zum Leidwesen von Sportdirektor Oliver Kreuzer, der wertvolle Zeit in der Kaderplanung verliert - seine Zustimmung zur Verpflichtung eines neuen Trainers noch nicht erteilt hat, ist da fast schon folgerichtig. Nicht die Trainerfrage ist die gegenwärtig dringendste bei 1860, sondern die, ob der Klub überhaupt die nötigen Mittel für eine Zweitligalizenz aufbringt. Am Dienstagmorgen meldete ein Fernsehsender zwar, die Verpflichtung von Mirko Slomka sei fix. Angesichts der politischen Umstände erschien dies unwahrscheinlich, und Kreuzer dementierte später auch.

Präsident Peter Cassalette verabschiedete sich unlängst nach Mallorca auf eine abgelegene Finca - mit dem Hinweis, es sei für die Planung der kommenden Saison alles besprochen. Dass nun trotzdem nichts vorangeht, kann mithin nur bedeuten, dass Forderungen Ismaiks noch nicht erfüllt wurden. Dabei könnte es um den Rücktritt jener Verwaltungsräte gehen, mindestens aber um die Frage, wann das Gremium den überaus investorfreundlichen Cassalette für die kommende Präsidentschaftswahl vorschlagen. Es gibt keinen Grund dafür, dies vor dem Stichtag 5. Juni zu tun. Aber Ismaik, der vorher schon zahlen muss, könnte das anders sehen.

Auch der stellvertretende Vorsitzende der Arge, Andy Kern, äußert sein Bedauern, dass Cassalette noch nicht nominiert wurde: "Mit dem Präsidium kann man gut zusammenarbeiten." Warum es noch keine Zusage für die kommende Amtszeit habe, "müssen Sie den Verwaltungsrat fragen", sagte Kern. Dass aus Reihen der Arge der Versuch kommen könnte, jenen Rat umzubesetzen, mag er nicht kommentieren: "Dazu will ich nix sagen, das ist mir zu brisant."

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