TSV 1860 München:Erstmals effizient

Fussball 2. Liga : Dynamo Dresden - TSV 1860 Muenchen

Ein Mann erlöst sich selbst: Christian Gytkjaer, zuletzt Eigentorschütze beim 0:1 in Kaiserslautern, erzielt das erste Tor für 1860 in Dresden.

(Foto: Christina Pahnke/sampics)

Der TSV 1860 München nutzt seine Chancen und gewinnt 2:1 in Dresden. Großen Anteil an dem wichtigen Sieg im Abstiegskampf hat der Däne Christian Gytkjaer, der endlich mal ins richtige Tor trifft.

Von Christoph Ruf

Die Dynamo-Fans hatten die angereisten Kontrahenten aus München vor dem Spiel mit "Absteiger"-Rufen empfangen. Doch diese Prognose ist nach dem völlig verdienten 2:1 (1:0)-Sieg des TSV 1860 in Dresden etwas unwahrscheinlicher geworden. In der Tabelle klettert die Mannschaft von Trainer Vitor Pereira zumindest bis zu diesem Samstag auf Rang 13. "Wir haben so gut gespielt wie in der Vorwoche", sagte Angreifer Stefan Aigner: "Nur, dass wir diesmal gewonnen haben."

Und Pereira sprach sogar von einem "fast perfekten Spiel".

Der Trainer hatte mit seiner Mannschaft unter der Woche am vermaledeiten Torabschluss gearbeitet. Schließlich war ja die mangelnde Effizienz vor dem Tor als Hauptgrund dafür ausgemacht worden, dass Sechzig seine ordentlichen Spiele gegen Kaiserslautern und Braunschweig jeweils punkt- und torlos beendet hatte.

"Wenn wir so spielen wie heute, ist es egal, wie viele Punkte wir brauchen", sagt Michael Liendl

Bis zur 43. Minute, als Christian Gytkjaer das 1:0 für die Löwen schoss, sah es so aus, als dauere das Drama im gegnerischen Strafraum auch am 31. Spieltag an, denn die Gäste vergaben eine gute Chance nach der anderen. Überhaupt war Sechzig die bessere Mannschaft, kombinierte gefällig, lief die gegnerische Defensive konsequent an und trat so gar nicht auf wie eine Mannschaft, die gegen den Abstieg spielt. Doch Aigner und Gytkjaer gingen mit ihren Chancen um, als bekomme man in jedem Spiel ein paar Dutzend davon.

Gytkjaer vergab in der Anfangsphase gleich zwei Möglichkeiten (2./4.), ehe er den Ball in der 13. Minute nach einem Eckball von der anderen Seite an den Pfosten verlängerte. Und da auch Aigner (21./40.) sowie Aycicek (26.) den Ball aus aussichtsreicher Position nicht über die Linie brachten, keimte bei den fast 29 000 Dynamofans unter den 29 600 Zuschauern die Hoffnung auf, dass ihre seltsam kraftlos agierende Mannschaft doch ungeschoren davonkommen könnte. Doch dann verlor Akaki Gogia den Ball an Marin Pongracic, der ihn auf Marnon Busch passte - und dessen Flanke schoss Gytkjaer doch tatsächlich zur Löwen-Führung ein. Mit dem Dänen musste man zu diesem Zeitpunkt allerdings längst mitfühlen. Denn einem Spieler, der trotz so vieler vergebener Chancen so unermüdlich immer wieder den nächsten Abschluss sucht, müsste man ein Erfolgserlebnis selbst dann gönnen, wenn man nicht wüsste, dass er es war, der zwei Wochen zuvor mit einem Eigentor für die 0:1-Niederlage in Kaiserslautern sorgte. "Ich freue mich für ihn", sagte Michael Liendl: "Er ist mit so vielen Vorschusslorbeeren gekommen und hatte einen schwierigen Start. Umso schöner, dass es jetzt geklappt hat."

Auch am zweiten Treffer der Münchner war Gytkjaer beteiligt. Dynamo-Keeper Marvin Schwäbe ließ sich vom Dänen in Bedrängnis bringen und passte den Ball zu dessen Kollegen Romuald Lacazette, dessen Ablage Aycicek zum 0:2 nutzte (46.). Trainer Pereira, der in den vergangenen Tagen ja vor allem wegen seiner Wortwahl gegenüber dem Braunschweiger Trainer Torsten Lieberknecht in Erklärungsnot geraten war, konnte sich diesen Treffer ebenfalls ans Revers heften lassen. Offensichtlich war es ja seine Vorgabe in der Halbzeit gewesen, nach dem ersten Treffer weiter mutig zu pressen und den fahrigen Gegner zu weiteren Fehlern zu zwingen. Es dauerte bis 20 Minuten vor Abpfiff, ehe die Dynamofans wieder wussten, warum sie ihr Team so vehement angefeuert hatten. Denn da schickte Schiedsrichter Robert Schröder Mittelfeldmann Busch nach einem Foul an Gogia mit Gelb-Rot vom Platz. Doch Dynamo konnte lange Zeit auch in Überzahl kaum Druck aufbauen, ehe Marco Hartmann in der 89. Minute noch den Anschlusstreffer schoss und sowohl das Stadion als auch die Kollegen noch mal aufweckte. Doch es blieb trotz einer weiteren Chance von Gogia in der Nachspielzeit beim 2:1. Ein Unentschieden wäre angesichts des starken Spiels der Münchner ein groteskes Ergebnis gewesen. So sah es offenbar auch der Kapitän: "Wenn wir so gut spielen wie heute, ist es egal, wie viele Punkte man letztlich zum Klassenerhalt braucht, denn dann bleiben wir auf jeden Fall drin", sagte Liendl: "Es bleibt aber das Problem, dass wir viel zu viel Aufwand betreiben müssen, bis wir treffen." Sollte dies am Ende das einzige Problem von Sechzig sein, wären wohl alle zufrieden.

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