TSV 1860 München:Entzündlicher Prozess

Gespraechsbedarf Guenther Günther GORENZEL Sportlicher Leiter TSV 1860 Muenchen und Timo GEBH; Gorenzel Gebhart

Günther Gorenzel.

(Foto: Oryk Haist/imago)

Bei der Aufsichtsratssitzung geht es um erneute Darlehensstundungen des Investors Ismaik für eine Fortführungsprognose - über rund 12 Millionen Euro.

Von Markus Schäflein, Philipp Schneider

Günther Gorenzel, der Sportliche Leiter des TSV 1860 München, hatte selbstredend mal wieder über den 1. FC Saarbrücken zu referieren, den Gegner in der Aufstiegsrelegation zur dritten Fußball-Liga. "Auf dem Papier haben die Saarbrücker Vorteile, denn ihre Mannschaft ist mit dem doppelten Etat zusammengesetzt worden", erklärte Gorenzel und sprach später doch von einer "Fifty-fifty-Chance", denn: "Geld ist ein Kriterium im Fußball, aber nicht das einzige."

Das war ja ein durchaus bemerkenswerter Satz in einer Phase, in der sich bei den Löwen - parallel zur Vorbereitung der Mannschaft auf Saarbrücken - mal wieder alles nur ums Geld dreht. An diesem Mittwochabend steigt die vielerorts mit Spannung erwartete Aufsichtsratssitzung der KGaA von 1860.

Um 18.30 Uhr wollen Saki Stimoniaris und Peter Cassalette, die Sprecher und Helfer von Investor Hasan Ismaik, im Büro des MAN-Betriebsratsvorsitzenden Stimoniaris ihre Version einer wirtschaftlich tragfähigen Zukunft des Regionalligisten präsentieren, den sie so schnell wie möglich zurück in den Profifußball bringen wollen. Auch Gorenzel und Trainer Daniel Bierofka, die Ismaik zuletzt ohne Anwesenheit oder Kenntnis des Geschäftsführers Michael Scharold oder von e.V.-Vertretern in einem Münchner Hotel trafen, werden wohl wieder dabei sein. Ob er anwesend sein werde, wurde Gorenzel gefragt. "Ich äußere mich zur Aufsichtsratssitzung nicht", sagte er. Wie das Treffen denn so gewesen sei? "Ich äußere mich zu all diesen Dingen nicht." Und überhaupt: "Zukunftsszenarien kommentieren wir nach dem 27. Mai" - nach dem Relegations-Rückspiel also.

Ein Zukunftsszenario hatte hingegen Stimoniaris kommentiert. Gemeinsam mit Ismaik habe man ein "überzeugendes Paket" geschnürt, hatte die Investorenseite in ihrer Pressemitteilung in der vergangenen Woche geschrieben. Und darin zwei Dinge in Aussicht gestellt. Erstens: Ismaik werde "ein nun fälliges Darlehen umgehend verlängern". Zweitens: Ismaik werde ein "zusätzliches Budget zur Verfügung stellen, damit einerseits die Verträge des Trainerteams verlängert werden können, andererseits aber auch die Mannschaft die notwendigen zusätzlichen Verstärkungen bekommt".

Diese Ankündigungen warfen mehr Fragen auf, als sie Antworten gaben. Nach SZ-Informationen dürfte allein schon die Stundung nur eines Darlehens ein kritischer Punkt in den Verhandlungen werden. In dem relevanten Zeitraum der nächsten "positiven Fortführungsprognose zur Neutralisierung einer Überschuldung" über zwei Jahre werden nämlich gleich mehrere Darlehen Ismaiks fällig. Jene Prognose, die im vergangenen Sommer noch Markus Fauser erstellte, sollte 1860 auch in diesem Sommer bis Ende Juni anstreben, um eine Insolvenz der KGaA zu vermeiden. Und die Summe der Darlehen, die die übernächste Saison belasten, beläuft sich auf rund 12 Millionen Euro. Ein Knackpunkt des überzeugenden Pakets könnte also durchaus sein, dass es ein paar gestundete Darlehen zu wenig enthält, um restlos zu überzeugen.

Zudem stellt sich nach wie vor die Frage, in welcher Form Ismaik in Mannschaft und Trainerteam investieren möchte. Die Aufnahme weiterer Darlehen haben die e.V.-Vertreter um Präsident Robert Reisinger kategorisch ausgeschlossen. Und das dürfte auch für ein Szenario gelten, in dem Ismaik mit einem weiteren Darlehen jenes von Hauptsponsor "Die Bayerische" bereits versprochene Darlehen ablösen wollen würde. Dieses hat der Versicherer zugesagt, um die Lizenzierung zu garantieren.

Vorerst muss der TSV 1860 jedenfalls mit einer vergleichsweise günstigen Mannschaft in die Relegation. "Im Laufe einer Meisterschaft kommt ein Etat mehr zum Tragen", meinte Gorenzel. "Aber in zwei Spielen ist sehr viel möglich, da kommt es auf Kleinigkeiten an." Dabei bangen die Löwen weiter um Timo Gebhart, der laut dem Sportleiter an einem "entzündlichen Prozess an der Achillessehne" laborierte und "am Wochenende wieder für volle Belastung zur Verfügung stehen" soll. Ein Aufstieg wäre "sehr wichtig, um die Erwartungen der Fans zu erfüllen", meinte Gorenzel: "Der TSV 1860 München gehört vom Ambiente her mindestens in die zweite Liga. Aber man darf sich von dieser Erwartungshaltung nicht erdrücken lassen." Das gilt auch für den Aufsichtsrat.

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