TSV 1860 München:Die Zeit läuft

Die Deutsche Fußball Liga hat Einwände gegen den Vertrag mit Hasan Ismaik, der TSV 1860 München muss nachbessern. Spätestens Mitte Mai muss eine Lösung stehen, sonst ist der Verein Geschichte.

Andreas Burkert

Am Freitag haben die Gläubiger des mit etwa 14 Millionen Euro verschuldeten Fußball-Zweitligisten 1860 München getagt. Das Gespräch sollte sinnigerweise ein früherer Geschäftsführer der Löwen moderieren, der im November nach nur 106 Tagen aus dem Amt schied, weil er wohl nach dem Studium der Bücher eine gewisse Ausweglosigkeit feststellte.

1860 Muenchen v Energie Cottbus - 2. Bundesliga

Noch kein Jubel: Die DFL hat Einwände gegen den Vertrag von 1860 München mit dem möglichen Investor Hasan Ismaik.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Seine Nachfolger, Geschäftsführer Robert Schäfer und Präsident Dieter Schneider, stemmen sich seitdem gegen die erste Insolvenz eines deutschen Bundesligaklubs während der Saison. Doch für das Überleben über die Spielzeit hinaus benötigt 1860 einen Forderungsverzicht der Gläubiger von etwa 60 Prozent, er ist Voraussetzung für den Einstieg des wundersam erschienenen jordanischen Investors Hasan Ismaik.

Seit Freitag steht dem ersten arabischen Bundesliga-Investment allerdings eine weitere Hürde im Weg: Nach SZ-Informationen hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) erhebliche Einwände gegen den Kooperationsvertrag mit Ismaik - und fordert Korrekturen des Papiers.

"Wir haben einen Vertragsentwurf am Dienstagmittag erhalten. Eine erste Einschätzung wurde 1860 bereits mündlich mitgeteilt und geht dem Klub kurzfristig schriftlich zu", äußerte am Freitag ein DFL-Sprecher und bestätigte damit indirekt den Blauen Brief aus Frankfurt.

Wie aus Klubkreisen zu erfahren ist, sieht die DFL Ismaiks Einstieg keineswegs grundsätzlich negativ, der Dachverband ist vielmehr sehr an der Rettung des Traditionsklubs interessiert. Doch was zum Teil im Vertragspapier steht, wird als nicht vereinbar mit der Vorschrift gewertet, wonach die Unabhängigkeit des Vereins gewahrt blieben muss: Ismaik, der für 13 Millionen Euro 49 Prozent der Anteile erwerben will, würde zu viel Einfluss eingeräumt.

So soll der Aufsichtsrat künftig paritätisch besetzt sein, den Vorsitzenden darf laut des Entwurfs die Investoren-Seite stellen - und dieser entschiede bei Stimmengleichheit mit seinem Votum über einen Vorgang. Auch ist vorgesehen, dass der Investor den neuen Finanz-Geschäftsführer bestellt. Die DFL wertet solche Punkte als Verstoß gegen die 50-plus-1-Auflage, nach welcher die Vereine die Mehrheit der Anteile und somit auch das Sagen haben sollen.

Die Frage ist, ob 1860 und Ismaik ganz bewusst Maximalpositionen vorgelegt haben, die man nun noch ändert. Oder ob Ismaik nur mit verbriefter Machtposition einsteigen würde. Die erste Reaktion von Schneider auf die Post aus der DFL-Zentrale spricht für die erste Variante. "Das kann man alles lösen", sagte er gelassen, "wir haben uns schon über mögliche Knackpunkte Gedanken gemacht."

Rasche Korrekturen sind allerdings auch nötig, denn von der jüngsten Notfinanzierung ist nach Zahlung der April-Gehälter nicht viel übrig. Spätestens Mitte Mai muss eine Lösung stehen, "sonst ist 1860 Geschichte", erklärt Schneider. Auf der Gläubiger-Seite überwiege immerhin "allmählich das kaufmännische Denken"; bis auf einen Berliner Gläubiger ziehen nun angeblich alle den Teilverzicht einem sonst drohenden Totalverlust vor.

Dieser Mann, die DFL sowie der Vermarkter IMG, den Ismaik aus einem langfristigen Vertrag mit üppiger Provisionsmarge ablösen will, stehen jetzt der Rettung der Löwen noch im Weg. Die Zeit läuft.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: