TSV 1860 München:Plötzlich doch noch im Amt

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Mit unterschiedlichem Erfolg beim Rücktritt: Gerhard Mayrhofer (li.), Erik Altmann (mi.) und Heinz Schmidt (Foto: Andreas Gebert/dpa)
  • Heinz Schmidt ist noch Vizepräsident beim TSV 1860 München.
  • Eigentlich dachte man, er wäre zusammen mit Präsident Gerhard Mayrhofer und Vizepräsident Erik Altmann zurückgetreten.
  • Der Ablauf des Rücktritts entsprach nicht dem Vereinsrecht.

Von Markus Schäflein und Philipp Schneider

Beim TSV 1860 München ist bekanntlich alles äußerst kompliziert. Selbst der bloße Rücktritt eines Präsidiums bedarf offenbar intensiver juristischer Beratung. Man dachte ja eigentlich, Gerhard Mayrhofer und seine Vizepräsidenten Erik Altmann und Heinz Schmidt seien vor drei Wochen allesamt zurückgetreten, aber so ist es offenbar nicht. Schmidt ist weiter im Amt.

Der Ablauf gestaltete sich folgendermaßen: Mayrhofer verkündete seinen Abschied gegenüber den Präsidiumskollegen Schmidt und Altmann. Danach verkündete Altmann seinen Abschied nur gegenüber Schmidt (weil Mayrhofer zu diesem Zeitpunkt zurückgetreten und kein Präsidiumsmitglied mehr war). Ehe Schmidt auch noch seinen Rückzug verkündete, aber keinen Kollegen mehr besaß, der ihm hätte zuhören können. Keine Zuhörer mehr, kein Rücktritt. Tja. Alles nicht so einfach.

Laut Vereinsrecht, zu dieser Erkenntnis gelangte jedenfalls das Übergangspräsidium mit Siegfried Schneider und Karl-Christian Bay nach eigenen Angaben aufgrund einer Rücksprache mit dem Registergericht, kann ein Rücktritt nur dem Verein gegenüber erklärt werden (in dem Fall dem Vereinsvorstand) - oder gegenüber dem bestellenden Organ.

Das bestellende Organ wäre gemäß der neuen Satzung die Mitgliederversammlung. Das Registergericht hatte demnach zuvor angemerkt, dass es für die Eintragung eines jeden neuen Vorstands (also Schneider und Bay) den Rücktritt eines alten Vorstands benötigt. Der Logik folgend wird Schmidt, im Gegensatz zu seinen neuen Kollegen, auch nach der Mitgliederversammlung am Sonntag einfach weiter amtieren - es sei denn, der neue Verwaltungsrat beruft ihn ab.

Eine Schonfrist für Poschner ist möglich

"Ich habe mit Erik Altmann über die Angelegenheit länger diskutiert", sagt der verblüffte Schmidt, "wir dachten ja, dass wir zurückgetreten wären, weil wir das dem Verwaltungsrat so kundgetan hatten." Als es Schmidt und Altmann schließlich dämmerte, dass einer noch im Amt verbleiben musste, überlegten sie, wie sich die Ereignisse an jenem turbulenten Freitag im Juni konkret entwickelt hatten. "Erik hat mich am Abend angerufen und hat gesagt: Das Spiel ist aus. Wir haben verloren", erinnert sich Schmidt. Altmann sprach die Nachricht als Erster in den Hörer, Schmidt hörte nur zu. Also war Altmann zurückgetreten, Schmidt weiter im Amt. Und Schneider darf sich jetzt über einen weiteren Mitstreiter freuen: "Ich bin wirklich dankbar, dass Heinz Schmidt nicht gesagt hat, er will das jetzt durchfechten."

Durchfechten will bekanntlich auch Gerhard Poschner sein vertraglich auf drei Jahre angelegtes Anstellungsverhältnis als Geschäftsführer Sport. "Wir standen in den vergangenen Tagen erneut in sehr gutem Austausch mit Ismaik", sagt nun aber Schneider über Gespräche, in denen es naturgemäß weiter auch um Poschner geht - den die Vereinsverantwortlichen im Gegensatz zu Ismaik entlassen wollen: "Wir sind zuversichtlich, noch vor Sonntag Ergebnisse präsentieren zu können."

Möglicherweise wird auch eine Schonfrist für Poschner bis zum Winter, gekoppelt an sportlichen Erfolg, vereinbart. Eine Delegation, bestehend aus Vizepräsident Bay, Investoren-Vertreter Noor Basha, Finanz-Geschäftsführer Markus Rejek und den Münchner Anwälten Ismaiks weilte von Montag bis Mittwoch in Abu Dhabi.

Ursprünglich wollte die Reisegruppe am Sonntagabend starten, doch wegen eines Triebwerkschadens konnte das Flugzeug nicht abheben. Es ist eben alles äußerst kompliziert beim TSV 1860.

© SZ vom 09.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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