TSV 1860 München:Das innere System

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Steiner (links) selbst konnte nicht, dafür rückt Monatzeder als einziger Kandidat fürs Amt des Löwenpräsidenten nach. (Foto: dpa)

Aufsichtsratsvorsitzender Otto Steiner versäumt es, dem scheidenden 1860-Präsidenten einen würdigen Abtritt zu ermöglichen. Stattdessen zeichnet er von Dieter Schneider das Bild eines bockigen Blockierers. Mit Hep Monatzeder folgt ein Kandidat aus Steiners Clique, der ebenfalls vorbelastet ist.

Ein Kommentar von Gerald Kleffmann

Es ist nur eine Woche her, dass Aufsichtsratschef Otto Steiner per Mitteilung "Respekt und Bedauern" zum angekündigten Rückzug von Löwen-Präsident Dieter Schneider kundtat, mit dem 1860 "einen Kandidaten mit hoher Reputation, mit maximalem Engagement und mit voller Identifikation" verliere.

Eine Woche später darf man diese staatstragende Mitteilung getrost dem Mülleimer zuführen: wertlos, wie so oft beim TV-Produzenten. Steiner hat seine wahre Haltung offenbart. Sein Taktieren und Lavieren wirkt im Rückblick: niveaulos, hinterlistig, unehrlich.

Steiners seit Jahren vorgetragene Elogen auf Schneider sind endgültig als Inszenierungen von Loyalität und Vereinsmeierei zu interpretieren. Es gebe keinen besseren Präsidenten als Schneider? Es gelte das Kanzlerwort? Es passt kein Blatt zwischen uns? 1860-prozentiges Vertrauen? Pure Heucheleien, vor aller Welt dahergeplaudert.

Anstatt jener Person, die unbestritten Verdienste für die Löwen errungen hat und ohne die 1860 keine Profilizenz mehr hätte, einen würdigen Abtritt zu ermöglichen - hielt er Schneider jetzt unwürdig hin, diskreditierte ihn gar. Bei der Vorstellung seines Aufsichtsrats-Kompagnons Hep Monatzeder, der Schneider also folgen soll, zeichnete Steiner vom Präsidenten das Bild eines bockigen Blockierers, der Antworten schuldig sei, ja Versäumnisse zu verantworten habe.

Diese bisher allgemein gehaltenen Vorwürfe fällte ausgerechnet jener Oberkontrolleur, der den folgenschweren Kurs des früheren Präsidenten Rainer Beeck verteidigte, der Miroslav Stevics aufgeblähten Kader und einiges mehr zuließ - während im Hintergrund sich die Schulden nur so türmten und Schneider deshalb bei Dienstantritt genötigt wurde, mit Geschäftsführer Schäfer mal genau in die Bücher zu schauen.

"Exakte Kontrolle", das sei es, wofür der Aufsichtsrat stehe, hat Steiner jetzt gesagt. Mit Verlaub: Sehr witzig ist das nach allem, was in den letzten Jahren ablief oder besser: nicht ablief in diesem angeblichen Kontrollorgan des TSV 1860.

Steiners Clique stand es selbstverständlich zu, einen neuen Präsidenten zu suchen, wenn sie denn Schneider für zu sperrig hielt; für die angeblich goldene Löwenzukunft, finanziert durch Investor Ismaik, an dem sich nun Monatzeder als Geldeintreiber versuchen darf.

Aber das sollte kein Problem sein. Schneider ist ja weg. Zurück bleibt die Stilfrage. Steiner rühmt sich dafür, teamorientiert und fair zu arbeiten. Warum kann er dann nicht Schneider souverän aus dem Amt moderieren? Warum lassen sie ihn wie einen Bub in Giesing warten, ehe dieser zur Aufsichtsratssitzung irgendwo in der Stadt antanzen darf?

Solange Otto Steiner von Vertrauten umgeben ist, die ebenfalls zum Großteil für das Establishment der Löwen stehen, dürfte er sich in seinem zweifelhaften Handeln bestätigt sehen und Kritiker verdammen. So besteht das innere System bei 1860 fort.

Dass Monatzeder als Präsident aufrückt, ist da nur konsequent. Es gebe keine externen Kandidaten? Eine selbstgefällige Erklärung, die nun die Posten sichert. Steiner selbst konnte ja nicht, der Arbeitgeber intervenierte. Ob der ebenfalls vorbelastete Monatzeder der Richtige ist? Das entscheiden bald die Mitglieder. Helfen könnten dem Politiker Siege der Profis bis dahin. Was interessieren die Sünden von gestern, wenn 1860 reüssiert? So war's vor Dieter Schneiders Ära. Und so ist es jetzt wieder.

© SZ vom 15.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Einer musste sich nach dem Abstieg im Bundestag verspotten lassen, einer verkaufte die Seele der Löwen und einer wurde von einem Indio im Dschungel niedergestreckt: Hep Monatzeder tritt als Präsident beim TSV 1860 München ein sehr schweres Amt an - von seinen Vorgängern kann er einiges lernen.

Von Gerhard Fischer

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