Geschichte wiederholt sich beim TSV 1860 München, und kaum einer weiß das besser als Denis Bushuev. Trainerentlassung, Daniel Bierofka von der Regionalliga-U21 springt ein, darf mangels Lizenz aber nur drei Spiele als Chef verantwortlich sein, die vierte Partie, ehe ein neuer Übungsleiter kommt, übernimmt Bushuev - so war es am Ende der vergangenen Saison, so ist es diesmal auch wieder. Der Unterschied: Die Partie am 34. Spieltag, die Bushuev damals verantwortete, wurde angesichts des geschafften Klassenverbleibs als bedeutungslos empfunden. Diesmal entscheidet das Spiel an diesem Freitag (18.30 Uhr, Arena) gegen Heidenheim darüber, ob Sechzig nach der mal wieder komplett verkorksten Vorrunde wenigstens sicher auf einem Nichtabstiegsplatz überwintert.
Letztlich bedeutet sein Cheftrainerdasein hauptsächlich, dass Bushuev den Kopf hin- bzw. vor die Kameras und Mikrofone halten muss. "Biero wird mir assistieren", sagte der neue Chef formal korrekt und fügt hinzu: "Wir kommunizieren im ganzen Trainerteam gut." Man darf davon ausgehen, dass intern Bierofka, der bei seinem zweiten Nothelfereinsatz einen Sieg und zwei Niederlagen in drei Spielen aufweist, Taktik und Aufstellung vorgeben wird in der Partie gegen den Tabellenvierten. "Eine typische Zweitligamannschaft" sei der 1. FC Heidenheim, sagte Bushuev, "sie kommen über Kampf und Standards." Mit nur 13 Gegentreffern in 16 Partien stellen sie zudem die beste Defensive der defensiv ausgerichteten zweiten Liga.
Vermutlich können Bushuev/Bierofka doch auf Stefan Aigner zurückgreifen, der wie Karim Matmour, Nico Karger und Stefan Mugosa zu Wochenbeginn unter einem Magen-Darm-Infekt litt, aber am Mittwoch wieder im Lauftraining war. "Wir müssen abwarten, in welchem Zustand sie sind", sagte Bushuev. Ivica Olic dagegen droht wegen Knieproblemen auszufallen.
Unterdessen hat sich der Zwist um den dritten Torwart etwas gelegt. Vitus Eicher wollte im Winter nach Heidenheim wechseln, die Vorstellungen, was ein solcher Transfer an Ablöse einbringen könnte, gingen zwischen Geschäftsführer Anthony Power und Präsident Peter Cassalette allerdings deutlich auseinander. Mittlerweile lautet die einvernehmliche Aussage, der neue Trainer solle erst begutachten, ob er Eicher überhaupt abgeben wolle.
Klingt sinnvoll - allerdings ist der neue Trainer immer noch nicht da. An diesem Freitag wird Vitor Pereira ebenso wie Investor Hasan Ismaik in der Arena erwartet, womöglich unterschreibt er im Anschluss an die Partie. Eines steht wohl fest: Bierofka wird den Wunsch Ismaiks, Pereiras Assistenztrainer zu werden, ablehnen. "Ich gehe davon aus, dass ich im neuen Jahr wieder auf Platz drei bei der U21 stehe", sagte Bushuev - als Assistent von Bierofka also. Dann dürfen sie wieder die gewohnten Rollen einnehmen.