TSV 1860 München:Befallen vom Fadenwurm

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Die winzige Erfolgsserie ist zu Ende: 1860 leistet sich auch in Sandhausen eine Reihe von Aussetzern und verliert nach einer passiven zweiten Hälfte 2:3. Die Trainerdiskussion geht daher weiter.

Kurz vor der Halbzeitpause ballte Trainer Kosta Runjaic die Faust, und Felix Uduokhai schickte mit gefalteten Händen ein Dankgebet zum Himmel. Der 19-jährige Innenverteidiger hatte den TSV 1860 München im Auswärtsspiel beim SV Sandhausen 2:1 in Führung gebracht, mit seinem allerersten Zweitliga-Tor. Sechzig hatte sich am Gegner vorbei aus der Abstiegszone geschoben, alles schien rechtzeitig vor der Länderspielpause gut zu werden bei den Löwen.

"Das 2:1 fiel zu einem Zeitpunkt, das war wie maßgeschneidert", findet Geschäftsführer Eichin

Doch dann kam blöderweise noch eine zweite Spielhälfte, und der TSV gab die Partie durch eine Reihe von Fehlern noch aus der Hand, verlor 2:3 und steht nun mit elf Zählern und nur einem Punkt Abstand auf den Abstiegs-Relegationsplatz auf Rang 14. "Das fängt beim Torwart an und endet beim Stürmer", klagte Runjaic: "Im Moment ist der Wurm drin. Es zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison. Wir müssen versuchen, das abzustellen." Er müsse "erst einmal Luft holen", meinte er: "Wir haben den Gegner stark gemacht. Es ist absolut enttäuschend und sehr bitter."

Der Trainer hatte die Mannschaft im Vergleich zum 6:2 gegen Aue, das ein Befreiungsschlag sein sollte und sich nun als singuläres Ereignis erwies, auf drei Positionen verändert. Anstelle von Fanol Perdedaj begann der 19-jährige Florian Neuhaus im Mittelfeld, Maxi Wittek kehrte nach seiner Gelbsperre zurück auf die linke Abwehrseite, und den diesmal gelbgesperrten Jan Mauersberger ersetzte in der Innenverteidigung der Brasilianer Rodnei. Es dauerte nur zwölf Sekunden, bis Sechzig in Rückstand geriet. Anstoß 1860, Ballverlust Romuald Lacazette, Doppelpass von Julian Derstroff mit Andrew Wooten, 1:0 für Sandhausen. Erster Fehler, erstes Gegentor. Da war er schon, der Fadenwurm.

Doch es dauerte nicht lange, bis die Löwen zum Ausgleich kamen. Michael Liendls Flanke faustete SVS-Torwart Marco Knaller weg, Lacazettes völlig missglückter Schussversuch landete bei Ivica Olic, und der 37-jährige Stürmer erzielte abgeklärt sein erstes Tor für den TSV 1860. Und Olic stand weiter im Mittelpunkt: Nach einer knappen halben Stunde verfehlte er seinen zweiten Treffer nach einem Eckball nur knapp. Und dann traf nach dem ältesten Spieler in der Mannschaft noch der Jüngste: Nach einem Eckstoß von Liendl leitete Sascha Mölders den Ball per Kopf zu Uduokhai weiter, der traf die Unterkante der Latte, und von dort sprang das Spielgerät ins Tor (43.). "Das 2:1 fiel zu einem Zeitpunkt, das war wie maßgeschneidert. Das hätte der Killer sein können", meinte 1860-Geschäftsführer Thomas Eichin. Zwischenzeitlich hatten die Löwen auch mal wieder Glück gehabt, als Schiedsrichter Robert Kampka bei einem Kopfballtreffer von Wooten eine hauchdünne Abseitsentscheidung traf. Es schien also alles bestens zu laufen - umso unerklärlicher erschien der Auftritt der Löwen in der zweiten Hälfte. "Was dann passiert ist, kann ich mir noch nicht erklären", meinte auch Eichin. "Es waren individuelle Fehler gepaart mit Passivität." Den zu erwartenden Bemühungen der Sandhäuser hatte 1860 so nichts entgegenzusetzen.

"Wir haben den Gegner stark gemacht. Es ist absolut enttäuschend und sehr bitter." - Kosta Runjaic. (Foto: Jan Huebner/imago)

Der Ausgleich, der sich ankündigte, fiel in der 64. Minute. Lucas Hölers Seitfallzieher parierte 1860-Torwart Jan Zimmermann noch, aber Wittek brachte den Ball beim Klärungsversuch nicht weg, und Daniel Gordon nutzte die Gelegenheit zum 2:2. Und dann sahen die vom Fadenwurm befallenen Löwen auch beim dritten Treffer schlecht aus: Eine Flanke aus dem linken Halbfeld verlängerte Uduokhai mit dem Kopf Richtung eigenes Tor, Höler am Fünfmeterraum konnte die Bogenlampe gegen Zimmermann verteidigen, Wittek stocherte den Ball beim Klärungsversuch genau vor die Füße von Wooten, der den Ball ungedeckt aus zehn Metern ins Tor beförderte (73.). In der 83. Minute kam Sebastian Boenisch für Wittek ins Spiel und mithin zu seinem Debüt für 1860. Lacazette (85.) und Olic (88.) scheiterten mit ihren Schussversuchen, dann war Schluss - Trainer Runjaic muss daher wieder um seine Weiterbeschäftigung bangen.

© SZ vom 07.11.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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