TSV 1860 II gegen FC Bayern II:Clevere Löwen, fehlerhafte Rote

Wegen des großen Andrangs beginnt die Partie zehn Minuten später, 400 Polizisten überwachen das Spiel: In einem intensiven Regionalliga-Derby setzt sich die zweite Mannschaft des TSV 1860 gegen die Reserve des FC Bayern durch - vor allem dank starker Konter.

Aus dem Stadion von Benedikt Warmbrunn

Es dauerte drei Minuten, bis sich Torsten Fröhling zu einer ersten strategischen Maßnahme gezwungen sah. Es ging um den Ausgang der Partie, darum, dass sie überhaupt einen Ausgang findet. Also gestikulierte Fröhling auf Manuel Bühler ein. Sein Kapitän folgte den Anweisungen, wechselte die Seite, nach ganz links. Er stand vor den Fans von 1860 München II, sein Trainer hatte ihn dorthin geschickt, so dass er, Bühler, deeskalierend auf diese einwirken möge. Also hob Bühler die Arme. Und die Fans folgten. Sie hörten auf, Feuerwerkskörper abzubrennen.

Es waren die ersten Minuten eines Derby-Abends, der abwechslungsreich, intensiv, unterhaltsam war. Der TSV 1860 II hatte zum Spitzenspiel in der Regionalliga Bayern am Mittwochabend den FC Bayern II empfangen. Die Partie begann angemessen: zehn Minuten später, wegen des Andrangs von 12 260 Zuschauern, überwacht von 400 Polizisten.

Sie sahen eine Partie, die alle Derby-Zutaten hatte: bissige Zweikämpfe, eine Unterbrechung wegen einer Verletzung von FCB-II-Torwart Lukas Raeder, eine Schubserei unter den Spielern. Eine souveräne erste Halbzeit des FC Bayern II, eine ausgeglichene zweite Halbzeit. Und konterstarke Gastgeber, die 2:1 (0:1) gewannen. Durch den Sieg hat die Mannschaft von Fröhling den Rückstand auf den FC Bayern in der Tabelle reduziert, dem Dritten fehlen auf den Tabellenführer allerdings weiterhin acht Punkte.

Bayern II startet besser

Die effektivste strategische Maßnahme von Torsten Fröhling in der ersten Halbzeit war, dass er seinen Spielern angeordnet hatte, sich weit in die eigene Spielfeldhälfte zurückzuziehen. Also bildeten seine Spieler einen dichten Abwehrblock aus zwei Viererketten, die sich eng vor dem eigenen Strafraum zusammengezogen hatte. Ansonsten wartete die Mannschaft auf die Möglichkeit zu kontern. Und überließ es dem FC Bayern II nahezu komplett, das Spiel zu gestalten. Es war eine Einladung, der der Ligafavorit gerne folgte.

Die Mannschaft von Trainer Erik ten Hag startete ihre Angriffe bedächtig an der Mittellinie, die Spieler wussten, dass sie sich auf ihre Stärken verlassen können, auf ihre Passsicherheit, auf ihre Ballsicherheit, auf ihre Sicherheit in den Bewegungsabläufen. Mehrere Offensivspieler schlichen sich in die Defensive der Löwen, tauschten die Positionen, lockten die Verteidiger heraus - und nutzten Lücken abgeklärt. Nach einem Doppelpass mit Julian Green schoss Pierre Emile Hojbjerg in der 15. Minute aufs Tor, 1860-Torwart Michael Netolitzky konnte den Ball nicht festhalten, er kullerte knapp am Pfosten vorbei.

Vier Minuten später kombinierte sich der FCB durch den gegnerischen Strafraum, Kevin Friesenbichler passte zu Alessandro Schöpf, der den Ball überlegt einschob. 1860 war in diesen Minuten völlig unterlegen - kam das Team zu Chancen, dann nach Fehlern des FCB: Nach einem Fehlpass von Torwart Raeder rutschte Mike Ott knapp am Ball vorbei (10.), nach einem Fehler von Rico Strieder klärte Innenverteidiger Daniel Wein vor Ott (18.). Die erste Halbzeit endete mit sieben Minuten Nachspielzeit. Bayerns Dennis Chessa klärte erst auf der Linie. Kurz darauf passte er zu Friesenbichler, der knapp vorbeischoss.

Rot für 1860-Verteidiger Rech

Zu den effektiven strategischen Maßnahmen von Torsten Fröhling an diesem Abend gehörte, dass er sein Team auch in der zweiten Halbzeit kontern ließ. Zu den weiteren effektiven strategischen Maßnahmen gehörte zudem, dass seine Mannschaft nach der Pause nicht mehr so tief verteidigte, den Gegner früher attackierte, die Konter präziser zu Ende spielte. Nach einem Fehlpass von FCB-II-Kapitän Stefan Buck erzielte Liridon Vocaj den Ausgleich (47.).

Die Partie war nun ausgeglichen, beide Teams hatten Chancen, Friesenbichler traf das leere Tor nicht (64.). Stattdessen konterte wieder der TSV 1860 München, äußerst präzise, Ott vollendete (68.). Zehn Minuten später hatte Friesenbichler eine weitere gute Chance - und traf erneut nicht. In der Nachspielzeit sah Sechzigs Verteidiger Christoph Rech die rote Karte, doch das änderte nichts am Spielausgang. Als letzte strategische Maßnahme an diesem Abend blieb Torsten Fröhling somit nur eines: Er jubelte.

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