TSV 1860:Fröhling bleibt das Thema

Arminia Bielefeld - TSV 1860 München

Viel Rasenkontakt: Der Bielefelder Fabian Klos legt bei Spielschluß erst einmal eine Pause ein.

(Foto: Friso Gentsch/dpa)

Die Münchner Löwen treten weiter auf der Stelle, der Trainer bekommt keine Jobgarantie mehr. Fraglich ist, ob er nach der Länderspielpause noch im Amt ist.

Von Ulrich Hartmann, München/Bielefeld

Wer am Montag an der Grünwalder Straße beim Training des TSV 1860 München den Trainer Torsten Fröhling vermisst, darf nicht nur an das Äußerste denken. Fröhling ist dann - vielleicht - trotzdem noch im Amt. Er weilt im Rheinland bei einer Art Therapiesitzung mit Gleichgesinnten. Offiziell heißt das: Bundesliga-Trainertagung.

Die Probleme gegenwärtiger Übungsleiter im Profifußball sind vergleichbar: hoher Erfolgsdruck, Matchpläne im Akkord und Fußballer, die all die schöne Theorie nur sehr bedingt in die Praxis umsetzen. Die Fußballer von Trainer Fröhling tun sich damit ganz besonders schwer. Sie besitzen durchaus das individuelle Potenzial, um in der zweiten Liga mitzuhalten, aber im Spiel sind sie dann oft planlos, leidenschaftslos und vor allem: erfolglos.

Vier Niederlagen, sechs Unentschieden, noch immer kein Sieg - am Freitagabend gab es beim 1:1 in Bielefeld das vierte Remis hintereinander. Unentschiedene Spielausgänge machen es schwierig, über Mannschaften und Trainer pauschale Urteile zu fällen, weil sie es an Eindeutigkeit vermissen lassen. Mit den Sechzgern in Bielefeld war es genauso: Sie hätten das Spiel gewinnen können, dann hätte man ihnen Kaltblütigkeit und Cleverness anheimstellen dürfen. Sie hätten es aber genauso gut verlieren können, dann hätte man sie dumm schelten dürfen.

So aber muss jeder das Ergebnis für sich interpretieren. "Ein Pünktchen - ist das nichts?", fragte Bielefelds Trainer Norbert Meier nach dem Spiel rhetorisch in die Runde. Mit dieser Frage endete seine Spielanalyse. Für Fröhling ist der eine Punkt aber schwieriger: Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel - sagt man da wohl. "Es ist immer knapp daneben", sagte Kapitän Christopher Schindler. "Aber ständig knapp daneben ist auch irgendwann frustrierend."

Zu wenig Selbstvertrauen, zu wenig Tempo, zu wenige Tore

Vermutlich bezeichnend für den mentalen Zustand der Mannschaft war in Bielefeld der Umstand, dass die Münchner in der 8. Minute durch Marius Wolf mit 1:0 in Führung gingen und sich danach, statt mutig Konterchancen herauszuspielen, zurückzogen und Bielefeld das Spiel weitgehend überließen. Die Löwen haben mehrere Defizite: zu wenig Selbstvertrauen, zu wenig Mut, zu wenig Tempo, zu wenig Pressing, zu wenig Spiel ohne Ball und zu wenige Tore. Es mangelt ihnen an vielen Ecken und Enden, aber das muss kein grundsätzliches Problem sein und bleiben. Ein paar Siege könnten da ebenso neue Impulse setzen wie ein neuer Trainer.

Irgendwas muss sich ändern, die Frage ist bloß, ob sie sich mit Fröhling noch am eigenen Schopf aus der Misere ziehen können. "Es nützt nichts, wenn wir nach jedem Spiel die gleiche Platte auflegen", sagt Schindler, "wir müssen jetzt einfach mal gewinnen."

Das nächste Spiel ist am Montag, 19. Oktober, gegen den Karlsruher SC. Die Partie in zwei Wochen gegen einen tabellarisch nicht allzu fernen Kontrahenten ist der perfekte Moment für einen Neuanfang - und aus diesem Grund muss Fröhling sich besondere Sorgen um seinen Job machen. Denn die Länderspielpause böte dem Löwen-Vorstand Gelegenheit, sich zu einem Trainerwechsel durchzuringen. Wer auch immer da gerade Entscheidungen fällen darf.

Keine Jobgarantien mehr für Fröhling

In so einer Länderspielpause, hatte der Geschäftsführer Markus Rejek schon vor dem Spiel in Bielefeld gesagt, "kann man auch noch mal was machen". Weil zudem ein knappes Drittel der Saison gespielt ist, drängt sich eine erste Bilanz geradezu auf. Jobgarantien für Fröhling jedenfalls waren am Freitag nicht mehr zu vernehmen, ganz anders als in den Vorwochen. Weder von Geschäftsführer Noor Basha noch von Sportdirektor Necat Aygün, der sein Amt ohnehin nur kommissarisch ausübt und ebenso abgelöst werden könnte. Aygün sagte: "Wir beschäftigen uns erstmal mit dem Spiel. Ich bin nicht dafür da, um irgendwelche Garantien auszustellen - oder um zu sagen, es gibt ein Ablaufdatum - sowas gibt's nicht."

Die Option, dem ewigen Einspringer Peter Neururer eine Chance zu geben in München-Giesing, hat Präsident Siegfried Schneider, auch er nur interimistisch im Amt, in der SZ bereits verworfen.

Der frühere Gladbach-, Augsburg- und Hertha-Trainer Jos Luhukay soll kein Interesse an einer Tätigkeit bei den Löwen haben. Immer wieder kolportiert wird im Klub-Umfeld dagegen der Name Benno Möhlmann, bis zum vorletzten Spieltag der letzten Saison Trainer von FSV Frankfurt. Möhlmann, 61, gilt als Wunschkandidat von Ex-Trainer und Präsidentenberater Karsten Wettberg.

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