TSV 1860:Abschied vom Zauberfußball

2. Fussball Bundesliga TSV 1860 München Trainingslager in Estepona

Wichtiger Baustein im neuen 4-4-2 System von 1860: Sascha Mölders (links, neben Jan Mauersberger) soll neben Rubin Okotie stürmen.

(Foto: Stefan Matzke/sampics)

Neun Tage Spanien, zwei gute Testpartien, drei neue Spieler - Trainer Benno Möhlmann zieht am Ende des Trainingslagers ein positives Fazit: Es fehlt nur noch ein Sechser für die Aufholjagd.

Von markus schäflein

Benno Möhlmann lehnte am letzten Abend in Estepona entspannt im Sessel in der Hotellobby, der Übungsleiter des Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München war zufrieden mit dem neuntägigen Ausflug an die Costa del Sol. "Es ist ein relativ kurzes Trainingslager gewesen, aber was wir uns vorher überlegt hatten, haben wir umgesetzt", sagte er. Neben Kraft- und Laufeinheiten sowie taktischen Übungen stand vor allem das Miteinander im Mittelpunkt: "Wir müssen sehen, dass wir das Mannschaftsgefühl verbessern, das ist noch nicht abgeschlossen."

Das kam einem irgendwie bekannt vor, die unerfahreneren Vorgänger Markus von Ahlen und Torsten Fröhling hatten das auch versucht. Doch das Gefühl, dass nun wirklich eine intakte Mannschaft auf dem Platz stand, vermittelten auch die beiden Testspiele, das 2:1 gegen den rumänischen Erstligisten Pandurii und das 1:1 gegen den ukrainischen Champions-League-Teilnehmer Dynamo Kiew. In beiden Spielen war 1860 in erster Linie auf Kompaktheit und taktische Disziplin bedacht, was den Lehrinhalten Möhlmanns entsprach. "Wir wollen ja nicht mit Zauberfußball einen europäischen Wettbewerb gewinnen", sagte Möhlmann. "Wir wollen in der zweiten Liga bleiben. Das kann für uns klappen, wenn wir eine gute Basis haben."

"Ich spiele nicht mit zwei Stürmern, um kein Tor schießen zu lassen."

Die Basis war in beiden Spielen gelegt; darauf aufzubauen - sprich selbst nach vorne zu spielen - klappte noch nicht so recht. Möhlmann hat auf ein 4-4-2-System umgestellt, was alleine noch keine offensive Ausrichtung bedeutet, aber er sagte: "Ich spiele nicht mit zwei Stürmern, um kein Tor zu schießen." Es gelte, "unsere Offensivaktionen nach Ballgewinnen zu verbessern. Wir hätten das Spiel gegen Kiew mit ein bisschen mehr Zug gewinnen können, aber so weit sind wir noch nicht." Das eingeplante Sturmduo, Rubin Okotie und Sascha Mölders, stand bislang kaum zusammen auf dem Platz. "Ich werde sie im letzten Test gegen Burghausen noch mal zusammen spielen lassen", sagte der Trainer, der seinen Disput mit Okotie über dessen Fitnesszustand wieder beigelegt hat. "Natürlich wünsche ich mir, dass sie gemeinsam auflaufen."

Auf den offensiven Flügeln ist Daniel Adlung vorgesehen, der vor der Winterpause noch eine feste Größe als Zentralspieler war, allerdings mit zuletzt mäßigen Leistungen. "Er hat unter mir schon in Fürth links und rechts gespielt", sagte Möhlmann, "er ist jetzt nicht der Flügelflitzer, aber er wird auf dieser Position mit Sicherheit nicht schlechter sein als in der Hinserie auf anderen Positionen." Auf der anderen offensiven Seite könnte außer Levent Aycicek ein weiterer Zugang angreifen. Sportdirektor Oliver Kreuzer rechnet immer noch damit, dass die Verpflichtung von Tom Weilandt (SpVgg Greuther Fürth) klappt: "Ich gehe davon aus, dass wir ihn noch in dieser Woche in München begrüßen können."

Dann würde nur noch ein erfahrener Sechser fehlen, um die Wünsche der Verantwortlichen zu erfüllen. "Das ist eine kleine Baustelle", sagte Kreuzer, "obwohl es genügend Leute gibt, die dort spielen können." Genügend ja, aber alle sind mit einem Fragezeichen versehen. "Wir dürfen es nicht als selbstverständlich hinnehmen, dass es bei Kai Bülow und Dominik Stahl nach langen Verletzungspausen sofort funktioniert", meinte Möhlmann; dazu kommen Romuald Lacazette, ein Talent mit genialen und konfusen Momenten, jedenfalls mit minimaler Zweitligaerfahrung, und Milos Degenek, der Sechser der bisherigen Saison, den Möhlmann künftig aber eher rechts in der Viererkette als Vertreter von Gary Kagelmacher sieht. Auf der linken Seite wird der bisherige Innenverteidiger Sertan Yegenoglu der neue Ersatz für Maxi Wittek, weil Richard Neudecker mit Schambeinproblemen bis Mitte Februar eine Therapie absolviert und längerfristig ausfällt.

Die Talente Felix Uduokhai und Moritz Heinrich, die in Estepona dabei waren, werden wieder in die U19-Mannschaft zurückkehren. "Wir können in diesen drei, vier Monaten keine optimale Nachwuchsförderung machen", begründete das Möhlmann mit dem enormen Druck. Aus der bislang missratenen Saison hat er schließlich seine Erkenntnisse gewonnen; derart junge Startformationen wie vor der Winterpause wird es nicht mehr geben. "Es passte bei jedem einzelnen", sagte Möhlmann, "aber in der Gesamtheit war es etwas zu wenig."

Der Trainer legte in Estepona viel Wert auf das Verschieben, das Pressen, das Kompaktsein

Deshalb kamen bereits Mölders und Innenverteidiger Jan Mauersberger, und deshalb ging es in Estepona vor allem um die Gesamtheit, das Verschieben, das Pressen, das Kompaktsein. Was nicht bedeutet, dass nicht auch einmal Fußballtennis gespielt wurde oder ein Nachmittag für Ausflüge frei war. Das härteste Trainingslager seiner Laufbahn habe er keinesfalls abgehalten, betonte Möhlmann: "Das hatte ich in den siebziger Jahren als Spieler, bei Preußen Münster unter Rudi Faßnacht."

Die Sechziger haben das Glück, dass zu ihrer Rückkehr nach München der erste Wintereinbruch des Jahres vorüber ist. Damit können sie trotz der kaputten Rasenheizung an der Grünwalder Straße am Einstudieren ihrer Offensivaktionen arbeiten. Zum Ausprobieren haben sie sich in Wacker Burghausen einen Regionalligisten ausgesucht, in der Hoffnung, dass es dann auch mit dem Toreschießen besser klappt.

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