Transfercoups der Mavericks:Große Spieler aus dem Nichts

Lange Zeite hatte es so ausgesehen, als würde das Meisterteam der Dallas Mavericks um Dirk Nowitzki auseinanderbrechen. Zahlreiche Spieler haben den Verein verlassen, doch nun gibt es prominente Zugänge.

Andreas Burkert

Das vielleicht größte Kompliment kam aus LA, von Kobe Bryant. Der Star der Los Angeles Lakers ist eng mit Lamar Odom befreundet, und dass sein Kumpel jetzt ausgerechnet nach Dallas umzieht, zu jenem Basketballteam also, das die Kalifornier in den jüngsten NBA-Playoffs mit einem Sweep demütigte, also ohne Niederlage in der Serie (4:0), das setzt ihm zu. "Um ehrlich zu sein", sagte Bryant, "es gefällt mir gar nicht."

Dallas Mavericks media day.

Prominenter Zugang: Lamar Odom spielt künftig gemeinsam mit Dirk Nowitzki für die Dallas Mavericks.

(Foto: dpa)

Die Dinge haben sich aus Sicht der Dallas Mavericks und ihres deutschen Kapitäns Dirk Nowitzki, 33, rasant gedreht. Vorige Woche wurden Abgesänge über den NBA-Champion verfasst. Nach dem Ende des Tarifstreits beginnt die verkürzte Saison an Weihnachten, auf dem Transfermarkt geht es bis dahin zu wie an einem Wühltisch vor Ladenschluss. "Die Gerüchteküche wird noch mächtig brodeln", sagt Nowitzki amüsiert.

Dallas schien ein Verlierer des hektischen Schlussverkaufs zu werden, bei dem mehr denn je auf die Gehaltsobergrenzen zu achten ist. Sie mussten Center Tyson Chandler zu den New York Knicks ziehen lassen, er galt als entscheidendes Puzzleteil beim Titelgewinn; auch J.J. Barea und Caron Butler sind weg. Doch Nowitzkis Laune ist gut in diesen Tagen, in denen er mit den Mavericks das Training aufnimmt. Vor allem wegen Odom.

Lamar Odom, 32, ist nicht irgendwer in der NBA, und auch wenn er als Forward von 2,08 Metern die Vakanz am Brett nicht tilgen wird, so ist Klubeigner Mark Cuban doch ein Coup gelungen. Odom war sieben Jahre ein Laker, mit ihnen zweimal NBA-Meister und zudem mit dem US-Team 2010 Weltmeister; er ist ein faszinierender Allrounder, in der vergangenen Saison erzielte er im Schnitt 14,4 Punkte und wurde zum besten sechsten Mann der Liga gewählt.

Wir haben aus dem Nichts einen großen Spieler geholt", sagt Nowitzki. Der Deal war über Nacht zustande gekommen, da die NBA den Wechsel von New Orleans' Spielmacher Chris Paul zu den Lakers untersagt hatte. Im Rahmen dieses Transfers hätte Odom nach New Orleans wechseln sollen - bis zuletzt wusste er nichts davon.

Nowitzki: "Schnell den Rhythmus finden"

"Es ging bei der Sache nicht um New Orleans", sagte Odom: "Es ging darum, wie das ablief. Ich fühlte Respektlosigkeit." Als Cuban von dem Zwist in LA hörte, griff er zu, und nun trägt Odom in Dallas die Nummer 7, bei einem Erzrivalen der Lakers. Odom findet das "surreal, absolut surreal. Aber es ist so passiert".

Lamar Odom wird ein Maverick

Einst Konkurrenten, nun Partner: Lamar Odom und Dirk Nowitzki.

(Foto: dapd)

Da Cuban auch den einstigen Allstar Vince Carter (34/Phoenix) und Guard Delonte West (28/Boston) unter Vertrag nahm, wird Dallas plötzlich wieder beachtet. "Odom macht aus den Mavs wieder einen Herausforderer", formulierte der Sportkanal ESPN.

Odom selbst, der den Titel mit den Lakers 2010 verteidigte, sagte in Dallas: "Wenn du denkst, es sei schwer, den Titel zu gewinnen - ihn zu verteidigen, ist noch viel härter. Aber wenn ein Team es schaffen kann, dann dieses." Er meinte die Mavericks.

Nowitzki ist überzeugt, "dass wir am Anfang schnell unseren Rhythmus finden werden, weil wir alle so viel Erfahrung haben". Jünger sind sie indes nicht geworden, das weiß er, doch der Kern des Teams mit Jason Kidd, Shawn Marion, Jason Terry und ihm sei zusammengeblieben. In Kidd und Carter treffen zudem Freunde aufeinander, sie spielten lange gemeinsam bei den New Jersey Nets.

Angesichts dieser Zugänge und um finanziellen Spielraum zu gewinnen, gab Dallas am Mittwoch den Spanier Rudy Fernandez und Corey Brewer nach Denver ab. Mindestens ein Center dürfte nun noch kommen, um den einzigen echten Brettspieler im Kader, Brandon Haywood, zu entlasten.

Die Lakers oder auch die Miami Heat, am 25. Dezember der erste Gegner der Mavs, sind noch mit großen Deals beschäftigt. Nowitzki sagt kurz vor seiner 14. NBA-Saison: "Das tangiert uns jetzt nur noch peripher."

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