Transfer von Leon Goretzka:Diesmal schlägt der FC Bayern zu

Transfer von Leon Goretzka: Für viele Beobachter war Leon Goretzka der beste Spieler des Confederations Cup im Sommer.

Für viele Beobachter war Leon Goretzka der beste Spieler des Confederations Cup im Sommer.

(Foto: AP)
  • Der FC Bayern holt Leon Goretzka von Schalke 04. Der Nationalspieler kommt im Sommer ablösefrei.
  • Die Münchner holen ihn auch, damit ihn die internationale Konkurrenz nicht bekommt.
  • In der Vergangenheit verloren sie Toni Kroos an Real Madrid und zögerten beim Transfer von Kevin De Bruyne.

Von Benedikt Warmbrunn

Manchmal kommt ein Wechsel ganz anders als erwartet. Davon kann zum Beispiel auch Leon Goretzka erzählen. Als er noch ein Jugendlicher war und für den VfL Bochum spielte, hatte er sich fest vorgenommen: Erst wenn er sein Abitur hat, verlässt er den Verein. Das wäre 2014 gewesen. Dann aber kam Bochum in der zweiten Liga in Abstiegsgefahr, und Goretzka musste einsehen: "Der Plan war nicht zu Ende gedacht." Also wechselte Goretzka schon ein Jahr früher, zum FC Schalke 04.

Manchmal kommt ein Wechsel aber auch genauso, wie man ihn erwartet hat. Auch davon kann Goretzka jetzt erzählen. Monatelang war spekuliert worden, aber in den vergangenen Tagen ging es nur noch um den Zeitpunkt der Verkündung. Nun hat Schalkes Manager Christian Heidel beschlossen, den Transfer publik zu machen: Goretzka wechselt im Sommer zum FC Bayern, ablösefrei. "Leon Goretzka hat uns Anfang der Woche darüber informiert, dass er den Verein verlassen möchte", sagte Heidel am Freitag bei der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen Hannover 96. "Wir haben alles dafür getan, Leon auf Schalke zu halten. Im Sommer gab es eine Einigung mit ihm und seinem Berater. Er wollte dennoch Zeit, um die sportliche Entwicklung abzuwarten." Goretzka äußerte sich auf Facebook, er fürchtet nun erst mal die Wut der Fans. "Ich weiß, dass ich damit Euch alle enttäusche und Ihr wenig Verständnis dafür aufbringen werdet", schrieb er. "Jede Erklärung, die ich jetzt abgeben würde, würde auf wenig Anklang bei Euch stoßen." Sicherheitshalber kündigte er an, sich bis zum Saisonende für Schalke zu "zerreißen". Bayern-Trainer Jupp Heynckes sprach vom "sehr guten Charakter" Goretzkas. Er sei ein "intelligenter Junge, sehr leistungsorientiert", so habe es ihm sein Co-Trainer Peter Hermann berichtet, der früher für Schalke 04 arbeitete.

Leon Goretzka selbst verfolgt mit dem Wechsel eine ähnliche Strategie wie 2013, als er sich schon einmal sagte, dass er einen neuen Klub brauche, um sich weiterzuentwickeln. So sieht er das auch knapp fünf Jahre später. Er will Titel gewinnen, er will dauerhaft in der Champions League antreten, er will sich als Nationalspieler profilieren - all das erhofft er sich in München. Er träumt von einer Karriere, wie sie seinem Vorbild Toni Kroos gelungen ist. Und um diese Art Spieler geht es auch in der Strategie des FC Bayern.

Der Klub hat im zentralen Mittelfeld eigentlich jetzt schon ein Überangebot, mit Javier Martínez, Thiago, Sebastian Rudy, Corentin Tolisso und Arturo Vidal. Sollte Thomas Müller sich einen Stammplatz auf der Position hinter der Spitze erarbeiten, bleiben - Goretzka miteinbezogen - zwei Positionen für sechs Spieler. Möglich also, dass Goretzkas Verpflichtung bedeutet, dass Vidal im Sommer geht.

Der FC Bayern hat Goretzka auch verpflichtet, weil er an dessen Potenzial glaubt; zu Wochenbeginn hatte Präsident Uli Hoeneß gesagt: "Wenn er zu uns kommt, wäre das gut. Auch für ihn." Der FC Bayern hat Goretzka aber auch verpflichtet, damit ihn andere Vereine nicht verpflichten können; mehrere europäische Spitzenklubs hatten ihr Interesse hinterlegt. Der 22-Jährige soll sich eben nicht bei einem anderen Verein zu einem Spieler von Weltformat entwickeln - so wie Kroos, der seit seinem Wechsel 2014 von München zu Real Madrid als einer der besten Mittelfeldspieler des Planeten gilt.

Oder wie Kevin De Bruyne, der 2015 auch deshalb zu Manchester City ging, weil die Münchner zögerten. Es war ein Zögern, aus dem sie im Verein viel gelernt haben.

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