Transfer beim FC Barcelona:Sperre? Welche Sperre?

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Die neue Barça-Verpflichtung, der Außenverteidiger Aleix Vidal, bei seiner offiziellen Vorstellung.

(Foto: AFP)
  • Kurz nach dem gewonnen Champions-League-Finale verkündet der FC Barcelona eine Neuverpflichtung. Aleix Vidal wechselt vom FC Sevilla zu den Katalanen.
  • Vidal ist allerdings nicht sofort spielberechtigt. Der spanische Nationalspieler darf aufgrund einer Transfersperre gegen den FC Barcelona erst ab dem Januar 2016 in Pflichtspielen eingesetzt werden.

Von Oliver Meiler, Barcelona

So manche Sperre im Fußball lässt sich offenbar recht frei interpretieren. In der Nacht auf Montag, als sich die frisch gekrönten Champions-League-Sieger des FC Barcelona daheim im vollen Stadion Camp Nou feiern ließen und manche von ihnen unüberhörbar angeheitert waren vom nachhallenden Applaus auf ihrer langen Parade durch die Stadt, da gab der Verein nebenbei bekannt, dass er den rechten Verteidiger Aleix Vidal vom FC Sevilla verpflichtet hat. Trotz jener viel diskutierten Transfersperre, die der Weltverband Fifa wegen regelwidriger Nachwuchsarbeit gegen Barça verhängt hat. Dieses Transferverbot gilt noch bis Januar 2016.

Lockere Transfersperre

Der 25-jährige Vidal wurde jedoch am Montag schon mal hoch offiziell vorgestellt, samt Fototermin vor dem Wappen. Er darf auch mit der Mannschaft trainieren, sogar Freundschaftsspiele austragen. Nur für Pflichtspiele darf ihn Barça bis Januar nicht aufbieten.

Es steht dem Verein zu, den Zugang für ein halbes Jahr an einen anderen Klub auszuleihen, damit Vidal das Wettkampfgespür nicht abhanden kommt. Man fragt sich also, warum sich Barça so lauthals beklagt hatte: Die Sperre ist höchstens eine lose - wenn sie den Klub gar nicht daran hindert, am Markt aktiv zu sein.

Rückkehr zum Kindheitsverein

Inhaltlich ist der Zugang über alle Zweifel erhaben: Vidal aus Valls bei Tarragona ist Katalane und spielte als Kind schon für Barça. Vor allem aber tat er sich in der abgelaufenen Saison bei Sevilla in 47 Spielen als schneller, technisch brillanter, konstanter Rechtsaußen hervor: mal offensiv, mal defensiv, mal als Flügelspieler, mal als Außenverteidiger.

Überraschendes im Fall Dani Alves

Er ist so flink, dass er die Bahn locker auf beiden Seiten abdeckt. Seine Leistungen beim Gewinner der Europa League trugen ihm auch die erste Nominierung in der spanischen Nationalmannschaft ein. Glaubt man der Sportpresse, erhält Sevilla 17 Millionen Euro plus Boni.

Vidal galt eigentlich als Ersatz für den Brasilianer Dani Alves, dessen Vertrag nach sieben erfolgreichen Jahren auslief. Seit Wochen war in der Presse schon über einen Abschied des Brasilianers berichtet worden - jetzt folgte eine überraschende Volte: Er bleibt doch. Der Rechtsverteidiger hat das verbesserte Vertragsangebot der Katalanen akzeptiert und bis zum 30. Juni 2017 verlängert. Zudem besitzt der 32-Jährige eine Option auf eine weitere Saison. Dies teilte der FC Barcelona zum erstaunen vieler Beobachter am Dienstag auf seiner Homepage mit.

"Ich bin einer von euch", hatte Alves die feiernde Anhängerschaft bei den Triple-Festivitäten unter Tränen wissen lassen, als Barça gerade das Communiqué mit Vidals Verpflichtung versandt hatte, "doch ich weiß nicht, wie lange dieser Traum noch dauern wird, vielleicht ist er schon vorbei." So schnell können sich Dinge ändern.

Ansonsten herrscht aber weiterhin enorme Feierlaune - sogar Lionel Messi redete zum Saisonabschluss endlich wieder, dem das Spielen ungemein viel besser behagt als das Sprechen. Er griff bei der großen Party zum Mikrofon und reihte einige einfache Sätze aneinander. Immerhin war er einer von denen, die dabei nicht lallten.

Eine halbwegs geistreiche Einlage bot Gerard Piqué, immer schon der Clown des Vereins. Der Verteidiger dankte in seiner Rede dem kolumbianischen Popsänger Kevin Roldán: "Mit ihm fing alles an", sagte Piqué lachend. Roldán war im Februar bei Cristiano Ronaldos Geburtstagsfeier aufgetreten. Das sorgte damals für viel Diskussionsstoff, weil sich die Spieler von Real Madrid trotz der knallenden 0:4-Niederlage gegen den Stadtrivalen Atlético nur Stunden zuvor genüsslich vergnügten.

In den Medien zirkulierten Fotos aus dem Nachtklub. Danach, so jedenfalls glaubt man in Barcelona, geriet Real aus dem Tritt. Und Ronaldo wurde von den eigenen Fans ausgepfiffen. Piqués Frotzelei nährt nun natürlich die Talksendungen im Radio - und die Empörung in Madrid.

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