Trainingsauftakt beim FC Bayern:Guten Tag!

Ein paar lockere Passübungen, dazu ein Trainingsspiel, sogar ein Elfmeter: Ohne zwölf Nationalspieler, dafür mit zahlreichen neuen Gesichtern startet der FC Bayern in die Bundesliga-Vorbereitung. Es dürfte die letzte Spielzeit unter Trainer Jupp Heynckes sein - der redet nicht viel, fällt aber durch mahnende Worte auf.

Benedikt Warmbrunn

Das Spiel endet, natürlich, mit einem Elfmeter. David Alaba steht gegenüber von Tom Starke, es ist das erste Training der Saison, Alaba schaut auf den Ball, auf das Tor, auf Starke, er weiß, worum es geht. Dann läuft Alaba an.

Traningsauftakt Bayern München

Traningsauftakt beim FC Bayern - der Coach und seine Neuen: Mitchell Weiser, Emre Can, Tom Starke, Lukas Raeder, Claudio Pizarro, Trainer Jupp Heynckes, Dante und Xherdan Shaqiri (v.l.n.r.).

(Foto: dpa)

Es ist eine Erinnerung, die den FC Bayern München nicht so schnell loslassen wird, auch nicht an diesem Dienstagnachmittag. Offiziell ist es die erste Trainingseinheit der neuen Spielzeit, wenngleich es an diesem Tag in erster Linie um den neuen Sportvorstand Matthias Sammer geht; Sammer schaut sich das Training zwischenzeitlich auch an, aus dem Klubgebäude heraus, hinter einem Gerüst.

Das erste Training der neuen Saison also, das ist die eine Sichtweise. Die andere, die überwiegende: Es ist das erste Training nach der vergangenen Saison, der Saison, von der vor allem die Erinnerung an einen Elfmeter bleibt: Bastian Schweinsteiger läuft an, er verzögert, Pfosten, der FC Bayern gewinnt nicht die Champions League.

Schweinsteiger fehlt an diesem grauen Nachmittag, genauso wie die anderen sieben deutschen Nationalspieler, sie haben noch Urlaub bis zum 22. Juli, bis zum Beginn einer Reise nach China. Die anderen EM-Teilnehmer - der Franzose Franck Ribéry, der Niederländer Arjen Robben, der Ukrainer Anatoli Timoschtschuk sowie der Kroate Mario Mandzukic, der 13-Millionen-Euro-Zugang aus Wolfsburg -, sie alle fehlen ebenfalls, noch bis zum 15. Juli, zum Start des Trainingslagers am Gardasee. Aus der Startelf des Champions-League-Finales trainiert daher nur Diego Contento mit, außerdem Daniel van Buyten, er wurde in jener Nacht in München eingewechselt. Und Jupp Heynckes ist natürlich auch da.

Der Trainer läuft um 14.45 Uhr das erste Mal über das Trainingsgelände, den Oberkörper hat er etwas nach vorne gebeugt, einen Fuß zieht er hinterher, er humpelt, ganz leicht. Der Vertrag von Heynckes läuft zum Ende der Saison aus, im Sommer wurde schon eifrig über seinen Nachfolger spekuliert, ganz gerne genannt wurde dabei Josep Guardiola, der den FC Barcelona zur derzeit stilprägenden Mannschaft gemacht hat. Heynckes sagt dazu auf diesem ersten Gang über das Gelände nichts, auch später sagt er nichts. Alle paar Schritte murmelt er: "Guten Tag!" Dann ist er verschwunden.

Mahnende Worte

Das Training beginnt um 15.18 Uhr, mit einem Foto. Heynckes wird von sechs Zugängen umringt, von den Spielern also, die helfen sollen, die vergangene Saison zu vergessen. Claudio Pizarro, der zurückgekehrt ist zu dem Verein, für den er schon von 2001 bis 2007 gespielt hat, trainiert allerdings noch nicht mit, er ist angeschlagen, der Oberschenkel. Die Fans interessieren sich ohnehin für andere, zum Beispiel für Dante, den Innenverteidiger mit der auffälligen Frisur, er kam für fünf Millionen Euro von Borussia Mönchengladbach. In den Passübungen und im Trainingsspiel wirkt er bereits recht souverän, manchmal dirigiert er sogar, ganz leise.

Aber auch Dante kann nicht mithalten mit dem kleinen Mann, der sich sofort zu einem Publikumsliebling zu entwickeln scheint: Xherdan Shaqiri, 20, für 12,5 Millionen Euro vom FC Basel nach München gewechselt. Sein Nachname lässt sich mit beliebig vielen "i" aussprechen, das ist eine erste gute Eigenschaft, um von den Fans geliebt zu werden. Außerdem ist er ein Schelm, er grinst sehr viel, umarmt seine Mitspieler. Und wenn er den Ball hat, dann trickst er hin und wieder, auch das gefällt den Zuschauern.

Heynckes dagegen äußert nur selten Zustimmung, er fällt vielmehr durch mahnende Worte auf, meistens fordert er mehr Ruhe, gerade von der Mannschaft, die in Ballbesitz ist. Es lobt vor allem Peter Hermann. Am Ende dieser ersten Einheit nach der vergangenen Saison gibt es dann noch ein Trainingsspiel, neun gegen neun, zweimal zehn Minuten, auf einer Spielfeldhälfte.

Die Mannschaft in den schrillen gelben Leibchen geht in den zweiten zehn Minuten in Führung, durch Außenverteidiger Rafinha. So bleibt das bis kurz vor Schluss, bis zu einem Foul im Strafraum, allen ist klar: Es muss Elfmeter für die Mannschaft in den schrillen orangenen Trikots geben.

Dann also läuft David Alaba an, er verzögert nicht, Tom Starke springt nach links, Alaba schaut noch einmal auf, er schießt in das andere Eck, drin. Geht doch.

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