Christian Heidel, der Manager von Mainz 05, schweigt seit der 2:4-Niederlage seiner Mannschaft vergangenen Freitag bei Borussia Dortmund in der Öffentlichkeit. Das ist ungewöhnlich und hat offenbar auch nichts mit den Rosen- montagsfeierlichkeiten in der Karnevalshochburg zu tun. Von den vergangenen 13 Spielen gewannen die Mainzer nur eines, der Vorsprung auf einen Abstiegsrang beträgt nur noch einen Punkt. Vor dem 2:4 hatte Heidel erklärt: "Mit der Qualität, die wir in der Mannschaft haben, darfst du nicht absteigen. Das geht nicht." Seitdem: kein Wort mehr.
Für den Mainzer Trainer Kasper Hjulmand bedeutet das nichts Gutes. Nur einmal tauchte der Meenzer-Fassenachts-Freund Heidel während der Karnevalstage so ab wie jetzt: 2001 beförderte er dann schließlich einen Fußballer namens Jürgen Klopp zum Trainer - Heidels wohl beste Entscheidung als Manager. Erneut über Fasching könnte Heidel jetzt wieder einen Trainerwechsel bekanntgeben.
Schon vor dem wichtigen Derby am Samstag gegen Eintracht Frankfurt hat Mainz 05 offenbar die Ablösung des glücklosen Hjulmand beschlossen; Martin Schmidt, 47, der Trainer der Mainzer U23, soll offenbar sofort die sportliche Verantwortung bei den Profis übernehmen. Schon nach dem Rückzug von Thomas Tuchel im Sommer war der Schweizer, der die Mainzer-Reserve von der vierten in die dritte Liga geführt hat, ein Thema für den Cheftrainerposten gewesen. Damals entschied sich Heidel für Hjulmand und stattete diesen mit einem Vertrag bis Juni 2017 aus.
Die Mainzer scheinen an Grenzen zu stoßen
Doch nach acht Monaten haben die Mainzer Verantwortlichen das Vertrauen in den Dänen Hjulmand, der vorher den FC Nordsjælland trainierte, offenbar grundsätzlich verloren. Schon der Start unter Hjulmand misslang - frühes Aus in der Europa-League-Qualifikation, Erstrunden-Aus im DFB-Pokal.
Bei dem Versuch des sachlichen Hjulmand, der Elf mehr Ballbesitzzeiten anzutrainieren, sind die identitätsstiftenden Merkmale des Mainzer Spiels - Gegenpressing, Vorwärtsverteidigung - zuletzt verloren gegangen. Gerade in richtungsweisenden Heimspielen gegen verunsicherte Klubs wie Werder Bremen (1:2) oder zuletzt Hertha BSC (0:2) enttäuschten die matten Auftritte viele Fans. Ohnehin ist der Zuschauerzuspruch in Mainz sinkend, der eher verkopfte Hjulmand entwickelte sich nicht zum Zugpferd für den Klub wie die charismatischen Vorgänger Klopp und Tuchel.
Hjulmand spricht zwar ganz gut Deutsch, aber er ist im Klub und für die Fans ein Fremder geblieben. Bei allem Respekt vor seiner Fachkenntnis und seiner sympathischen Art wuchsen in der Führungsetage zuletzt immer mehr die Zweifel, ob er der richtige Mann für Mainz 05 ist. Trotz der Hinweise von Heidel, die typischen Mainzer Tugenden nicht zu vernachlässigen, blieb Hjulmand stur und setzte auch im Training weiter mehr auf Inhalte mit Passfolgen und Ballbesitz als auf Übungen zu Balleroberung und schnellem Umschalten.
Und die Zweifel, ob Hjulmand ein Trainer für den Abstiegskampf ist, wuchsen mit jedem Auftritt. Mit seinen Aussagen vor dem Spiel gegen Dortmund erhöhte Heidel den Druck auf den Dänen und forderte so kurzfristig Erfolge ein. Das war ein klares Zeichen in Richtung Hjulmand, denn eigentlich misst Heidel Trainer nicht zuvorderst an kurzfristigen Ergebnissen. Mit Jürgen Klopp nahm der Manager einst sogar den Abstieg in Kauf, den Norweger Jörn Andersen entließ er trotz des Aufstiegs in die erste Liga, weil ihm dessen autoritäre Art nicht gefallen hatte und ersetzte ihn durch Thomas Tuchel.
Einen erneuten Abstieg aber will Heidel unbedingt vermeiden. Die Mainzer sind in den vergangenen Jahren stetig gewachsen, derzeit scheinen sie an Grenzen zu stoßen, nicht mehr jedes Spiel gegen Bremen oder Berlin ist für das Publikum ein Abenteuer. Wie rückläufig würde die Zuschauerentwicklung erst, wenn die Gegner künftig Sandhausen oder Aalen hießen?
Nach fünf sorgenfreien Jahren unter Thomas Tuchel findet sich der Klub in einem unübersichtlichen Abstiegskampf wieder, in den die halbe Liga verwickelt ist. In Mainz trauen sie Kasper Hjulmand die Wende nicht mehr zu. Am Samstag gegen Frankfurt soll Mainz wieder Mainz sein, an der Linie offenbar gecoacht von einem Schweizer namens Schmidt. Das ist übrigens jener Mann, den Thomas Tuchel den Nullfünfern empfahl.