Trainerwechsel in der Bundesliga:Bloß keine Panikreaktionen

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Die Entlassung von Marcus Sorg in Freiburg kann den Trend nicht brechen: In Trainerfragen hat die Bundesliga ihre wilden Heuer-und-Feuer-Zeiten hinter sich - sie weiß, was und wen sie will. Wer die Tabelle von unten liest, findet für diese These einige Belege. Und auch Felix Magath profitiert.

Klaus Hoeltzenbein

Auch der Trainerwechsel in Freiburg kann den Trend der Hinrunde nicht brechen: Die Bundesliga ist solider geworden, sie weiß besser als zu Heuer-und-Feuer-Zeiten, was und wen sie will, sie neigt momentan nicht zu Panikreaktionen. Zwar gab es vier Wechsel auf den Chefposten, doch nur einer, der erste, folgte dem klassischen Muster. Michael Oenning wurde im September beim Hamburger SV beurlaubt; Begründung: galoppierende Erfolglosigkeit.

Erst die vierte Trennung der Saison: Marcus Sorg wird in Freiburg entlassen. (Foto: dapd)

Schon Wechsel Nummer zwei jedoch, der Abschied von Ralf Rangnick auf Schalke, war ein Verzicht: Rangnick nahm eine Auszeit wegen psychischer Erschöpfung. Die Wechsel drei und vier können zudem als regionale Sondersituationen verbucht werden. Bei Hertha BSC ergab sich eine nicht näher ausgeleuchtete Entfremdung zwischen der Stadt Berlin und dem Ur-Bayern Babbel sowie Manager Preetz und Babbel, sportlich hingegen schien kaum ein Trennungsgrund gegeben zu sein. Und am sonst so beschaulichen Standort Freiburg wurde nun erstmals ein Erstliga-Trainer gefeuert - das sollten sie dort auch mal dürfen.

Kurios ist allerdings, dass sich der Hang der Liga zur Trainertreue auch daraus ergibt, dass sich viele Klubs an der Freiburger Historie orientiert haben dürften. Denn im Breisgau war in der ewigen Volker-Finke-Ära die Erkenntnis gewachsen, dass dem Zugriff der Großklubs auf das fleißig ausgebildete Personal nur mit Konzept und Kontinuität erfolgreich begegnet werden kann.

Wer die Tabelle von unten liest, findet für diese These einige Belege. Platz 18, Freiburg? Siehe oben. Platz 17, Augsburg? Der Klub beschied Trainer Jos Luhukay frühzeitig, man sei derart zufrieden mit seiner Gegenwart, er dürfe ruhig weiter verlieren - statt seiner geht bald ein anderer, Andreas Rettig, der Manager. Platz 16, Kaiserslautern? Demonstrativ wurde in einer Negativserie der Vertrag von Marco Kurz verlängert. Platz 15, Nürnberg? Platz 14, Mainz? Diese Klubs zeigen überhaupt keine Neigung, ihre Trainer Tuchel (Mainz) und Hecking (Nürnberg) in Frage zu stellen.

Besonders in Lautern, Nürnberg und Mainz wissen die meisten, dass Schwerstarbeit zu leisten ist, nachdem diesem Trio im Sommer die sportlichen Achsen weg-transferiert wurden. Belohnt wurde all die Langmut zuletzt mit erstaunlichen Resultaten: Augsburg punktet endlich, Lautern gelingt ein 1:1 in Dortmund, Mainz schlägt die Bayern und Nürnberg ergattert ein 3:0 in Leverkusen.

Ob's reicht, ist offen, aber es bleibt da dieses Gefühl, dass die eigentliche Problemzone der Liga nicht das Tabellenende ist. Sondern ein wackliger, konturarmer Mittelbau mit lauter Unzufriedenen, der mit Bremen (5.) beginnt, über Leverkusen, Stuttgart, Hoffenheim führt, und in Köln nicht endet. Es ist jene Region, in der Trainerwechsel teuer sind, schwerer zu begründen, und in der es sich Felix Magath so bequem eingerichtet hat, dass er sich beim von VW hoch subventionierten VfL Wolfsburg nur noch selbst entlassen kann.

© SZ vom 30.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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