Trainerposse bei Dynamo Dresden:Falsches Spiel mit Peter Pacult

SG Dynamo Dresden - SSV Jahn Regensburg

Nur geduldet: Dresdens Trainer Peter Pacult.

(Foto: dpa)

Den Abstieg in die dritte Liga konnte Dynamo Dresden vermeiden. Was bleibt, ist eine Posse: Weil eine Kündigung teuer wäre, hält der Klub weiter zu Trainer Peter Pacult und Sportchef Steffen Menze. Die fälligen Abfindungen würden die Existenz des Vereins bedrohen.

Von Christoph Ruf, Dresden

Natürlich haben es die Dresdner Spieler krachen lassen, nachdem sie vergangenen Dienstag das Relegations-Rückspiel gegen den Drittligisten VfL Osnabrück 2:0 gewonnen und so den Zweit- liga-Erhalt gesichert hatten. Zwei Männer wirkten in all dem Trubel nach dem Schlusspfiff damals aber erstaunlich nüchtern: Geschäftsführer Christian Müller und Präsident Andreas Ritter.

Für Müller war der Erhalt der Liga vor allem Anlass für eine grollige Rückschau: "Als ich hier angefangen habe, habe ich mir von Leuten, die mehr von Fußball verstehen als ich, bestätigen lassen, dass wir einen starken Kader haben", meinte er, "nun müssen wir herausfinden, warum wir dann Drittletzter geworden sind."

Das war eine Spitze gegen drei Personen: gegen den ehemaligen Trainer Ralf Loose, der das Potenzial des Teams falsch eingeschätzt hatte und im Dezember hatte gehen müssen. Gegen dessen Nachfolger Peter Pacult. Und gegen den Sportlichen Leiter Steffen Menze, der den Kader zusammengestellt hatte. Nach Müllers Aussage überraschte, was der Dynamo-Aufsichtsrat am Montag dieser Woche beschloss: Pacult und Menze dürfen bleiben.

Allerdings bekommen sie ein ganzes Gremium zur Seite gestellt. Dessen Chef - Aufsichtsrat Thomas Dathe - muss jeden Transfer absegnen. "Wir wollen verhindern, dass wir wieder eine Zitterpartie erleben", sagte Präsident Andreas Ritter, der als Leiter des Freitaler Roten Kreuzes direkt vom Hochwasser-Einsatz zur Dynamo-Sitzung geeilt war. Dathe, so ergänzte Ritter, sei "kein zahnloser Tiger". Die Wortwahl ist verräterisch: Wenn der eigene Manager von Raubtieren eingehegt werden muss, kann das Vertrauen nicht groß sein. Schon gar nicht, wenn der Manager-Kontrolleur aus der Immobilienbranche kommt und so eher fachfremd ist.

Auch die Worte, die Geschäftsführer Christian Müller zum Trainer einfielen, wird Peter Pacult sich bestimmt nicht gerahmt übers Bett hängen: "Mit dem Klassenerhalt hat sich der Vertrag von Peter Pacult verlängert, mehr gibt es dazu nicht zu sagen", so Müller. Wäre Dynamo nicht so klamm, wären Manager und Trainer wohl schon lange ihre Jobs los.

Pacult brüllt gerne

Die Abfindungen - eine hohe sechsstellige Summe - würden aber die Existenz des Vereins bedrohen. Zumal auch Ex-Übungsleiter Loose noch abgefunden werden muss und in der kommenden Saison die Einnahmen aus dem DFB-Pokal fehlen, weil der Klub wegen wiederholter Fan-Randale dort nicht antreten darf. In den vergangenen zwei Jahren kamen für Dynamo im Pokal im Schnitt rund 900.000 Euro zusammen.

Der ehemalige Löwen-Stürmer Pacult hat den Kommunikationsstil seines einstigen Trainers Werner Lorant ins 21. Jahrhundert herübergerettet: Pacult spricht nicht nur mit den Spielern, beim Training brüllt er sie gerne an. Aber es ist nicht so, dass er gar keine Fürsprecher hat. Konditionell, heißt es, habe er das Team vorangebracht. Und dass Dynamo die letzten fünf Heimspiele gewann, tröstet ein wenig über die miserable Auswärtsbilanz hinweg.

Auch Christian Müller findet, der Österreicher habe nach dem geglückten Klassenerhalt neues Vertrauen verdient: "Er musste schließlich vergangene Saison mit einem Kader arbeiten, den er nicht selbst zusammengestellt hat." Dass Pacult beim Relegations-Rückspiel bloßgestellt wurde, sei "peinlich" gewesen. Während der Partie gegen Osnabrück hatte der MDR, der das Spiel übertragen hatte, verkündet, Pacult werde nach dem Abpfiff zurücktreten.

Das war, wie inzwischen klar ist, eine Falschmeldung. Der Sender hatte sich diese allerdings nicht aus den Fingern gesogen. Offenbar hatte ein Vereins-Insider die Lüge gestreut - in der Hoffnung, der ungeliebte Coach werde die Vorlage nutzen und aus eigenem Antrieb zurücktreten.

Dass es so gewesen sein könnte, wird im Verein nicht bestritten. "Ich empfinde das mindestens als Sabotage", sagt Geschäftsführer Christian Müller.

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