Trainerchaos bei 1860 München:Der lustlose Sven

Sven-Göran Eriksson

Sven-Göran Eriksson bleibt München fern: Absage an 1860 München

(Foto: dpa)

Schmerzliche Absage für 1860 München: Voreilig hatte der Klub die Verpflichtung von Sven-Göran Eriksson beschlossen - doch der Schwede will gar nicht nach München kommen. Wie reagiert Investor Hasan Ismaik auf den Entschluss seines Wunschtrainers?

Von Markus Schäflein und Philipp Schneider

Das absurde Possenspiel beim TSV 1860 München hat nun die Hauptfigur selbst mit einer angemessenen Pointe beendet: Sven-Göran Eriksson, 64, früherer englischer Nationaltrainer, hat dem Fußball-Zweitligisten abgesagt - drei Tage, nachdem der Verein sich in einer nächtlichen Sitzung zur Verpflichtung des Wunschtrainers von Investor Hasan Ismaik durchgerungen hatte, damit der Jordanier weiterhin Darlehen gewähren möge.

Am Freitagnachmittag verbreitete der Klub nun eine Pressemitteilung unter dem Titel "Eriksson wird kein Löwe", in dem der Schwede so zitiert wurde: "Ich bitte alle Beteiligten, meine Entscheidung zu respektieren. Ich wünsche meinem Freund Hasan Ismaik und 1860 viel Erfolg für die Zukunft. Seit dem ersten Kontakt mit dem Verein im November ist einige Zeit vergangen, und wir alle wissen, wie schnelllebig das Profi-Fußballgeschäft ist."

Schnelllebig, das stimmt wohl. Schließlich war Eriksson noch zu Wochenbeginn Feuer und Flamme für ein Engagement in München. Er lobte die schöne Stadt, den traditionsreichen Klub, seinen arabischen Freund. "Natürlich kann ich das machen, ich bin für alles offen", sagte er. Irgendetwas muss passiert sein seit Montag. Wenn es die Taktik der Vereinsvertreter gewesen sein sollte, diesen stets rundum ordentlich verwöhnten Schweden so lange hinzuhalten, bis er vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben wahrhaftig die Lust verliert, dann ist die Taktik aufgegangen.

Was macht Ismaik?

Wer genau lauschte, und Eriksson gilt ja als sehr guter Zuhörer, dem musste unweigerlich auffallen, wie wenig alle Offiziellen im Klub vor Freude gequiekt hatten nach der voreiligen Bekanntgabe dieses neuen, nun ja: Kompromiss-Trainers mit Weltruhm. Angefangen bei Aufsichtsratschef Otto Steiner, der verkündete, der Aufsichtsrat des TSV 1860 sei "einverstanden", dass Eriksson in den Trainerstab "hinzustößt". Auch Geschäftsführer Robert Schäfer war nicht vor Vorfreude ausgerastet, auch er relativierte eher, als er sagte: "Eriksson kann eine Chance sein", man müsse nun "versuchen, seinen reichen Erfahrungsschatz für uns zu nutzen".

Ganz zu schweigen von Alexander Schmidt natürlich, dem derzeitigen Übungsleiter. Die Rolle eines Assistenten unter Eriksson hatte Schmidt seit Wochen in Anflügen von erstaunlichem Selbstbewusstsein ("Egal ob Madrid oder Barcelona, Co-Trainer mache ich nicht") eine Absage erteilt. Neulich meinte er: "Man muss jetzt erst mal sehen, was der Robert mit dem Eriksson bespricht, wie das läuft, in welcher Position er bei uns einsteigen wird." Es könne sein, dass es eine "beratende Funktion" werde. Eriksson als Berater? Das wird dieser Mann der fußballerischen Tat sicher anders gesehen haben. Am Mittwoch traf sich Schäfer zu einem Gespräch mit Eriksson in London. Dabei erörterten sie den Vorschlag, ein Trainergespann mit Schmidt zu bilden. Der Schwede erbat sich Bedenkzeit, einen Tag später sagte er ab.

Die Frage ist nun, wie Investor Ismaik reagiert. Mag sein, dass er die Absage des Freundes akzeptiert. "Unabhängig von der Entscheidung Erikssons hat Ismaik versichert, dass die am Montag getroffene Einigung der beiden Gesellschafter und der darin enthaltene Dreijahresplan weiterhin Gültigkeit besitzt", teilte Schäfer mit. Möglich aber auch, dass Ismaik die Schuld an der unsanften Erweckung aus seinem Trainertraum bei den Vereinsvertretern sieht. Dann bleibt es in Giesing wohl weiter chaotisch.

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