Tour de France 2009:Tagessieg für Cavendish

Bei der zweiten Tour-Etappe bleibt die große Armstrong-Show aus und ein Sprintkönig macht seinem Namen alle Ehre. Der Schweizer Fabian Cancellara fährt weiter im Maillot Jaune, die Deutschen halten gut mit.

Fabian Cancellara ist der erste Mann in Gelb, Überflieger Mark Cavendish der erste Sprintsieger - und Rückkehrer Lance Armstrong der erste Verlierer: Zum Auftakt der 96. Tour de France ist die große Armstrong-Show ausgeblieben und der fast 38 Jährige nach vier Jahren Tour-Pause in der Realität angekommen.

Tour de France 2009: Sprintkönig Mark Cavendish gewann die zweite Etappe der Tour de France. In Gelb fährt weiter der Schweizer Fabian Cancellara.

Sprintkönig Mark Cavendish gewann die zweite Etappe der Tour de France. In Gelb fährt weiter der Schweizer Fabian Cancellara.

(Foto: Foto: AP)

Die beiden deutschen Asse Andreas Klöden als Gesamt-Vierter und Tony Martin, der als Achter das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers nur um eine Sekunde verpasste, zählten hingegen zu den Gewinnern des Auftakt-Wochenendes am Mittelmeer, bei dem das Dauerthema Doping nicht neu aufgelegt wurde. "2005 hätte ich auf so einem Kurs das Rennen zerstört", sagte Armstrong nach seinem zehnten Platz beim Zeitfahren in Monaco am Samstag.

Nun aber ist der Superstar - auch seinem Alter geschuldet - gezwungenermaßen bescheidener geworden: "Ich hatte nicht erwartet, zu gewinnen." Einen Tag später rechtfertigte Sprintkönig Cavendish die Vorschusslorbeeren und bescherte dem Team Columbia-HTC den 50. Saisonsieg. Der 24-Jährige, im Vorjahr viermal erfolgreich, holte sich in Brignoles seinen fünften Tour-Etappensieg und ließ auch dem Kokainsünder Tom Boonen im Massensprint keine Chance. Tyler Farrar (USA) und der Franzose Romain Feillu belegten im hektischen Finale, bei dem 900 Meter vor dem Ziel einige Fahrer stürzten, die Plätze zwei und drei hinter dem diesjährigen Sieger von Mailand-San Remo, der im zurückgetretenen Erik Zabel einen kompetenten Lehrmeister hat.

Affenhitze stoppt Ausreißer

Vier Ausreißer hatten kein Glück: Ihre Flucht war bei Temperaturen von über 35 Grad 9,5 Kilometer vor dem Ziel beendet. Bester deutscher Radprofi war am Sonntag Milram-Sprinter Gerald Ciolek als Sechster. Am Vortag hatte Zeitfahr-Olympiasieger Fabian Cancellara das oberste Podest erklommen und sich bei der Tour zum dritten Mal nach 2004 und 2007 das erste Gelbe Trikot übergestreift. In seiner Spezialdisziplin gewann der Schweizer vor dem Tour-Topfavoriten Alberto Contador, der im internen Astana-Duell Armstrong klar in die Schranken wies und bereits 22 Sekunden vor dem prominenten Rückkehrer liegt. "Ich will Gelb nicht wieder hergeben. Es wäre toll, es für sieben Tage zu tragen", sagte Cancellara.

Neben dem Tour-de-Suisse-Sieger und Contador konnte im 15,5 Kilometer langen Kampf gegen die Uhr auch Astana-Joker Andreas Klöden überzeugen. Der umstrittene 34-Jährige, den die Freiburger Untersuchungskommission des Blutdopings während der Tour 2006 bezichtigt, trumpfte im Fürstentum wie zu seinen besten Zeiten auf und landete sogar 18 Sekunden vor dem etatmäßigen Astana-Co-Kapitän Armstrong. "Ich bin glücklich über meine Vorstellung. Es lief bei mir genauso gut wie im Zeitfahren bei der Tour de Suisse", sagte der zweifache Tour-Zweite der "L'Équipe". Deutschen Journalisten verweigerte Klöden indes wie gewohnt die Aussage - und trug damit wie gewohnt nicht zur Erhellung der Dopingvorwürfe bei.

Martin fährt sich in den Vordergrund

Während von Klöden durchaus ein Top-Ten-Platz im Gesamtklassement erwartet werden darf, könnte sein zehn Jahre jüngerer Landsmann Tony Martin die positive Überraschung aus deutscher Sicht werden. Um die Winzigkeit von einer Sekunde verpasste der 24-Jährige zum Auftakt das Weiße Trikot. Wegen eines Bremsfehlers in der Abfahrt musste der Schwalbacher dem Tschechen Roman Kreuziger den Vortritt lassen, lag aber immerhin sieben Sekunden vor Armstrong, was er als "besonders motivierend" empfand. "Weiß gleich zu Beginn wäre ein Traum gewesen", meinte Martin, der sich am Dienstag nach dem Team-Zeitfahren die Führung in der Nachwuchswertung holen will.

Auch Milram-Kapitän Linus Gerdemann konnte mit dem Auftakt seiner zweiten Tour zufrieden sein. Als 19. mit einem Rückstand von 1:03 Minuten auf Cancellara blieb er im Rahmen der Erwartungen: "Das ist ein sehr gelungener Auftakt. Ich bin jetzt mental total frisch und willens, eine gute Tour zu fahren."

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