Tour de France:Reißnagel-Attacke überschattet Sanchez-Sieg

Der Spanier holt sich den Tagessieg im Alleingang, die Schlagzeilen muss er sich jedoch teilen. Andrea Petkovic entscheidet in den kommenden Tagen, ob sie in London antreten wird. Klaas-Jan Huntelaar beruhigt die Schalke-Fans. Boris Becker hält nichts von Mentaltrainern und teilt kräftig aus.

in Kürze

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Luis-Leon Sanchez in Foix: Erfolgreich auf der Flucht

(Foto: AFP)

Radsport, Tour de France: Das idiotische Verhalten einiger unverbesserlicher Zuschauer hat auf der 14. Etappe der Tour de France zahlreiche Fahrer in Gefahr und Titelverteidiger Cadel Evans (Australien) beinahe um alle Chancen auf den Gesamtsieg gebracht. Kurz vor der Passhöhe an der Mur de Peguere bei Kilometer 152,5 hatten Unbekannte am Sonntag Reißnägel und andere spitze Metall-Gegenstände auf die Strecke geworfen, Evans zog sich bei Überqueren einen Platten am Hinterreifen zu.

Nur aufgrund der Fairness der weiteren Favoriten um den Briten Bradley Wiggins (Sky), die auf der Abfahrt das Tempo herausnahmen, konnte Evans wieder aufschließen. "Ein oder zwei Zuschauer haben die Dinger auf die Straße geworfen. Wir wissen nicht, warum. Rund 30 Fahrer waren betroffen, manche hatten zwei oder drei Nägel im Reifen. Was soll ich sagen - es gibt immer wieder Idioten da draußen", sagte Renndirektor Jean-Francois Pescheux.

Der Sieg ging an den spanischen Radprofi Luis Leon Sanchez vom Team Rabobank. Der 28-Jährige setzte sich am Sonntag nach 191 Kilometer von Limoux nach Foix als Ausreißer durch. Das Gelbe Trikot verteidigte der Brite Bradley Wiggins erfolgreich. Der Sky-Kapitän kam mit dem Hauptfeld ins Ziel und liegt weiterhin mit 2:05 Minuten Vorsprung auf seinen Teamkollegen und Landsmann Christopher Froome in Führung. Evans belegt 3:19 Minuten hinter Wiggins Rang vier. Die 158,5 km lange 15. Etappe führt am Montag über vorwiegend flaches Terrain von Samatan nach Pau und dürfte in einem Massenspurt enden. Auch Deutschlands Top-Sprinter Andre Greipel rechnet sich an seinem 30. Geburtstag Siegchancen aus.

Fußball, Schalke 04: Schalkes Torjäger Klaas-Jan Huntelaar ist Spekulationen über einen vorzeitigen Wechsel entgegengetreten. "Unsere Fans können beruhigt sein. Am liebsten würde ich sofort wieder angreifen, in der Bundesliga spielen und Tore schießen", sagte der Torschützenkönig der vergangenen Saison am Sonntag im Trainingslager in Donaueschingen. Huntelaar war erst am Samstag zum Team gestoßen. Nach dem Vorrunden-Aus der niederländischen Nationalelf bei der EM war Huntelaar abgetaucht. Er sei total enttäuscht gewesen über das Ausscheiden und die Kritik an seiner Person. In den vergangenen Wochen waren erneut Spekulationen über einen vorzeitigen Abschied von den Schalkern laut geworden. Huntelaars Vertrag läuft noch bis 2013. Der Verein bemüht sich seit längerem um eine Verlängerung mit dem 28 Jahre alten Angreifer

Tennis, Olympia: Andrea Petkovic läuft die Zeit davon. Knapp zwei Wochen vor den Olympischen Spielen in London (27. Juli bis 12. August) hat die Darmstädterin immer noch nicht ihre körperlichen Defizite nach ihrem doppelten Bänderriss aufgeholt. "Ich fühle mich fit, aber noch nicht zu hundert Prozent", sagte die Weltranglisten-19. am Samstag am Rande des Männer-Turniers auf dem Stuttgarter Weissenhof. Die 24-Jährige will in den nächsten Tagen entscheiden, ob sie bei den Spielen antreten wird. "Mein Herz sagt mir, dass ich will. Mein Verstand sagt, es wäre besser, wenn ich es nicht mache. Genau das ist das Problem, das macht die Entscheidung so schwierig", so Petkovic in einem Interview des Fernsehsenders Sport1. Sollte sie sich gegen den Olympiastart entscheiden, wird sie zur nordamerikanischen Hartplatzsaison mit den US Open als Höhepunkt auf die Tour zurückkehren.

Petkovic hatte sich im April dieses Jahres beim WTA-Turnier in der Stuttgarter Porsche-Arena einen doppelten Bänderriss im rechten Sprunggelenk zugezogen, der sogar eine Operation in Tübingen zur Folge hatte. Sie musste daraufhin nicht nur die gesamte Sandplatzsaison pausieren, sondern auch ihr für die Grand-Slam-Veranstaltung in Wimbledon geplantes Comeback verschieben. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hatte Petkovic trotz deren Verletzung nominiert. Zudem erhielten Angelique Kerber, Sabine Lisicki und Julia Görges die Startberechtigung für die Sommerspiele.

Motorsport, Motorrad: Sandro Cortese hat eine Woche nach seinem Triumph am Sachsenring einen weiteren Sieg knapp verpasst. Beim Großen Preis von Italien in Mugello wurde der 22-Jährige in der Moto3 Dritter, behauptete aber seine Führung im WM-Klassement. In seiner zweiten Heimat kam Cortese hinter dem siegreichen Spanier Maverick Vi ales und Lokalmatador Romano Fenati ins Ziel. Cortese, der am vergangenen Wochenende beim Heimrennen für den ersten deutschen Sieg seit 1971 gesorgt hatte, liegt nach dem neunten Lauf mit 164 Punkten weiter klar vor seinem ärgsten Verfolger Vi ales (155). "Das Rennen war extrem gut. Ich habe in der letzten Runde angegriffen. Ziemlich schade, dass es nicht gereicht hat", sagte Cortese. Der Berkheimer, Sohn eines italienischen Vaters und einer deutschen Mutter, war hinter Vi ales vom zweiten Startplatz ins Rennen gegangen und mit dabei, als sich an der Spitze eine siebenköpfige Gruppe bildete. Sechs Runden vor dem Ende setzte sich der KTM-Pilot mit Vi ales und Fenati ab, die Entscheidung fiel aber erst auf der Zielgeraden. Cortese musste sich den beiden Honda-Piloten knapp geschlagen geben.

Stefan Bradl belegte später den vierten Rang und verpasste damit in seinem erst neunten Rennen in der MotoGP-Klasse den ersten Podestplatz knapp. Den Sieg sicherte sich der Spanier Jorge Lorenzo, der damit die Führung in der WM-Wertung weiter ausbaute. Zweiter wurde Landsmann Dani Pedrosa. Der neunmalige Weltmeister Valentino Rossi landete bei seinem "Heimspiel" auf dem fünften Platz. Titelverteidiger Casey Stoner aus Australien kam nicht über Rang acht hinaus.

Fußball, Premier League: Der englische Fußball-Erstligist Tottenham Hotspur will seinen niederländischen Mittelfeldspieler Rafael van der Vaart nicht abgeben. "Ich zähle im Moment absolut auf ihn", sagte Tottenhams neuer Trainer Andre Villas-Boas der Zeitung "The Sunday Telegraph". "Wir müssen sicherstellen, dass die Club-Interessen erfüllt werden", meinte der Portugiese. Auch van der Vaart hatte Tage zuvor geäußert, in England bleiben zu wollen. "Ich werde wohl auch in der kommenden Saison für Tottenham Hotspur spielen", sagte der Nationalspieler, der drei Jahre beim Hamburger SV unter Vertrag stand. Nach dem Verkauf von HSV-Stürmer Paolo Guerrero zu Corinthians Sao Paolo waren Spekulationen aufgekommen, der Niederländer könnte erneut nach Hamburg wechseln. Hamburgs Sportchef Frank Arnesen hatte einen Transfer aus finanziellen Gründen ausgeschlossen.

Motorsport, DTM: Audi-Pilot Mattias Ekström hat das Show-Event des Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) im Münchner Olympiastadion gewonnen. Der zweimalige DTM-Champion aus Schweden setzte sich im Finale am Sonntag auf regennasser Fahrbahn in zwei Durchgängen gegen den Briten Jamie Green im Mercedes-Benz durch. Punkte für die Meisterschaft, die Greens Markenkollege Gary Paffett aus Großbritannien anführt, gab es in München nicht. Paffett war im Halbfinale gegen Ekström ausgeschieden. Green hatte sich im Halbfinal-Duell gegen Vorjahressieger Bruno Spengler (Kanada) durchgesetzt. Im Viertelfinale hatte Ekström den amtierenden DTM-Champion Martin Tomczyk im BMW ausgeschaltet. Der frühere Formel-1-Pilot Ralf Schumacher, der am Samstag gemeinsam mit Green den Teamwettbewerb gewonnen hatte, hatte sich im Mercedes schon in der ersten Runde dem Spanier Miguel Molina geschlagen geben müssen. Der zweimalige DTM-Champion Timo Scheider war im Duell mit dem Kanadier Robert Wickens ausgeschieden.

Blanka Vlasic verzichtet auf Olympia

Hochsprung, Blanka Vlasic: Hochsprung-Weltmeisterin Blanka Vlasic hat wegen Verletzungsproblemen ihren Start bei den Olympischen Spielen abgesagt. "Ich habe die Entscheidung zu meiner Teilnahme in London immer wieder rausgeschoben, aber die Zeit rennt und Zeit ist das einzige, was ich wirklich brauche", hieß es am Samstag in einer Mitteilung der 28-jährigen Kroatin auf ihrer Homepage. Blanka Vlasic, die mit ihrer Bestleistung von 2,08 Meter den Weltrekord von Stefka Kostadinowa (Bulgarien) nur um einen Zentimeter verfehlte, hatte sich in diesem Jahr einer Operation am Knöchel unterzogen. Vlasic ist zwar nach dem chirurgischen Eingriff wieder auf dem Weg zu einer guten Fitness, aber nicht in der Form, um bei den London-Spielen die Goldmedaille zu verteidigen. "Ich bin nicht in der Lage, bis Olympia in Topform zu kommen", sagte die Weltmeisterin von 2007 und 2009. "Und ich bin nicht interessiert daran, unter meinem normalen Niveau zu springen. Deshalb ist es das Beste, zu Hause zu bleiben und den Heilungsprozess zum Ende zu bringen."

Tennis, Becker: Der dreimalige Wimbledonsieger Boris Becker hält nichts von Mentaltrainern in Sportarten wie Tennis. "Wenn du da einen Psychologen brauchst, hast du im Einzelsport eigentlich nichts zu suchen. In Mannschaftswettbewerben ist das etwas anderes, da muss jeder Spieler seinen Platz finden. Aber im Einzelsport musst du mental stark sein", sagte der 44-Jährige am Rande des ATP-Turniers in Stuttgart. Becker hat selbst seine Erfahrungen mit "Seelenklempnern" gemacht. "In der Regel war das so: Er musste dann selbst zum Psychologen, wenn er sich mit mir unterhalten hatte", berichtete Becker, der in seiner aktiven Zeit als einer der nervenstärksten Profis im Tennis-Zirkus galt. Zudem kritisierte er die Nachwuchsförderung im Tennis, die TV-Anstalten und seine Erben. "Im deutschen Tennis sind in der Förderung leider einige am Werk, die, sachte ausgedrückt, nicht ganz so viel Bescheid wissen. Man muss die richtigen Leute dahinstellen", forderte der 44-Jährige am Rande des ATP-Turniers in Stuttgart. Becker nannte den Fußball als leuchtendes Beispiel: "Nicht umsonst sind Matthias Sammer, Joachim Löw und Oliver Bierhoff so erfolgreich. Sie haben sehr viel Ahnung von der Sache." Kein Verständnis zeigte Becker dafür, dass die beiden Wimbledon-Viertelfinalisten Philipp Kohlschreiber und Florian Mayer auf dem Stuttgarter Weissenhof nicht antraten. "Das verstehe ich nicht ganz. Die besten deutschen Spieler sollten bei den großen deutschen Turnieren spielen."

Tennis, Stuttgart: Der serbische Tennisprofi Janko Tipsarevic hat das traditionelle ATP-Turnier am Stuttgarter Weissenhof gewonnen. Der an Nummer eins gesetzte Weltranglistenachte besiegte nach einer Berg- und Talfahrt im Endspiel der mit 410.000 Euro dotierten Sandplatzveranstaltung den Argentinier Juan Monaco mit 6:4, 5:7, 6:3. Der 28-Jährige aus Belgrad sicherte sich mit seinem ersten Turniersieg des Jahres 64.700 Euro Preisgeld und den vom Stuttgarter Autobauer mit dem Stern ausgelobten Sportwagen im Wert von 74.400 Euro.

Golf, Schottland: Die deutschen Golfprofis Martin Kaymer und Marcel Siem haben sich für die British Open in der kommenden Woche warmgespielt. Zwar konnten die beiden Rheinländer nicht in den Titelkampf bei den Scottish Open eingreifen, Kaymer belegte nach insgesamt 278 Schlägen (67+68+69+74) ebenso wie Siem an seinem 32. Geburtstag (71+69+69+69) den geteilten 29. Platz. Der Weltranglisten-14. Kaymer bewies aber vor dem am Donnerstag beginnenden dritten Major im Royal Lytham and St Annes Club nach zuletzt schwachen Ergebnissen in Paris und Köln aufsteigende Form. Lediglich die vierte Runde am Sonntag mit zwei über Par auf dem Par-72-Kurs ließ zu Wünschen übrig. Den Siegercheck von 518.045 Euro sicherte sich bei dem zur Europa-Tour gehörenden Turnier in Castle Stuart der Inder Jeev Milkha Singh.

Rallye, tödlicher Unfall: Der Tscheche Bohuslav Ceplecha ist bei der tschechischen Rallye Bohemia tödlich verunglückt. Der langjährige Beifahrer seines auch in der Rallye-Weltmeisterschaft startenden Landsmanns Martin Semerad starb am Samstag an den Folgen eines Unfalls. Semerad war auf der nassen Asphaltpiste der dritten Prüfung mit seinem Mitsubishi Lancer IX verunglückt. Während Semerad nur leicht verletzt wurde, erlag der 35-jährige Ceplecha trotz aller Bemühungen der Rettungskräfte noch am Unfallort seinen schweren Verletzungen. Der Veranstalter und der Ausschuss der Sportkommissare erklärten die Rallye nach dem Unfall für beendet. Die Ergebnisse, so der Beschluss der Sportkommission, werden nicht gewertet. Die Rallye zählte neben dem FIA Rallye-Europapokal auch als dritter Lauf zur Deutschen Rallye-Serie.

Basketball, Boston Celtics: Kevin Garnett bleibt den Boston Celtics erhalten. Der 36-Jährige hat seinen Vertrag beim Rekordmeister der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA verlängert. Das gab der 17-malige Champion am Samstag bekannt. Angaben über die Vertragslaufzeit machten die Celtics nicht. Der 14-malige Allstar spielt seit 2007 in Boston und holte gleich in seiner ersten Saison den Titel. Zum wertvollsten Spieler (MVP) wurde Garnett 2004 gewählt. Damals stand der Amerikaner bei den Minnesota Timberwolves unter Vertrag. Im Februar war der Forward einem exklusiven Klub beigetreten. Garnett durchbrach als dritter Spieler seit Einführung der Statistik im Jahre 1973 die Grenze von 10.000 Defensiv-Rebounds.

Radsport, Doping: Johan Bruyneel hat Einspruch gegen die Dopinganklage der amerikanischen Anti-Doping-Agentur (USADA) eingelegt und den Fall damit vor ein Schiedsgericht gebracht. Der einstige Mentor von Lance Armstrong wird Besitz, Handel und die Verabreichung von verbotenen Substanzen sowie Komplizenschaft beim Verstoß gegen Anti-Doping-Richtlinien vorgeworfen. Armstrong selbst hat noch bis Mitte August Zeit, denselben Schritt zu vollziehen oder eine Bestrafung zu akzeptieren. Sowohl Armstrong als auch Bruyneel droht eine lebenslange Sperre. "Die USADA kann bestätigen, dass Herr Bruyneel den Fall vor ein Schiedsgericht gebracht hat, das auch der Öffentlichkeit zugänglich sein kann", teilte die Agentur mit. "Wie in allen Fällen vor einem Schiedsgericht, werden sämtliche Beweise präsentiert und Zeugen in einem Kreuzverhör unter Eid aussagen, bevor ein unabhängiges Gremium den Fall definitiv entscheiden wird."

Russland, Nationaltrainer: Der Italiener Fabio Capello wird einer Moskauer Zeitung zufolge neuer Trainer der russischen Fußball-Nationalmannschaft und somit Nachfolger von Dick Advocaat. Der 66-Jährige, der zuletzt die englische Auswahl trainiert hatte, unterschreibe in der kommenden Woche einen Zweijahresvertrag bis zum Ende der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien, berichtete der Sport Express am Freitag auf seiner Internetseite. Capellos Jahresgehalt betrage fünf bis sechs Millionen US-Dollar. Er war am Vortag zu Verhandlungen in Moskau eingetroffen. Der russische Verband hatte öffentlich insgesamt 13 Trainer als Kandidaten genannt.

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