Tour de France:Kittel flitzt am Sturz vorbei

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Auf den letzten Metern zum Sieg gesprintet: Marcel Kittel.

(Foto: Lionel Bonaventure/AFP)

Ex-Weltmeister Mark Cavendish stürzt, Marcel Kittel jubelt: Wie im Vorjahr sichert sich der Deutsche beim Auftakt der Tour de France das Gelbe Trikot, während der Brite vor heimischem Publikum scheitert. Einen Rekord feiert der 42-jährige Jens Voigt.

Marcel Kittel hat den geschockten Briten die Partystimmung verdorben und sich zum zweiten Mal in seiner Karriere das Gelbe Trikot der Tour de France gesichert. Zum Auftakt der 101. Frankreich-Rundfahrt gewann der 26 Jahre alte Arnstädter die erste Etappe nach 190,5 Kilometren in Harrogate vor dem Slowaken Peter Sagan und setzte sich sofort an die Spitze der Gesamtwertung. Das gleiche Kunststück hatte Kittel im Vorjahr in Bastia fertigebracht. Im Anschlusss daran hatte er 2013 insgesamt vier Etappen gewonnen.

Den Briten stockte im Ziel der Atem: Lokalmatador Mark Cavendish, der sich zum ersten Mal in seiner Karriere das Gelbe Trikot sichern wollte, stürzte schwer auf die rechte Schulter. Er hatte den Sturz selbst verursacht - die Folge sind Bänderrisse in der Schulter und eine Verrenkung im Schultereckgelenk. Am Sonntagmorgen verkündete er das Tour-Aus.

Rekordteilnehmer Jens Voigt holte sich bei seiner mutmaßlich letzten Tour das Bergtrikot, das er auch bei seinem Debüt 1998 getragen hatte.

"Das ist unglaublich - mir fehlen die Worte. Sieg und Gelbes Trikot zum zweiten Mal in Serie für uns. Das ist etwas ganz besonderes. Die Atmosphäre hier in England mit den vielen Zuschauern ist unglaublich", sagte Kittels Teamkollege John Degenkolb nach dem Rennen. Hunderttausende britische Radsport-Fans am Straßenrand hatten den Tour-Auftakt zum rauschenden Volksfest gemacht.

Kein Finale nach Drehbuch

Allerdings war die Feier ohne den erwarteten 26. Tour-Etappensieg durch Cavendish erheblich gestört. Das Finale verlief nicht unbedingt nach Drehbuch, weil der vierfache Zeitfahr-Weltmeister Fabian Cancellara (Schweiz) 1000 Meter vor dem Ziel attackiert und die Sprinter erheblich aus der Balance gebracht hatte.

Die Topfavoriten um den britischen Vorjahressieger Chris Froome, dem zweimaligen Champion Alberto Contador (Spanien) oder dem italienischen Meister Vincenzo Nibali waren vorne mit dabei. Heil durchkommen, lautet für die Podiumsanwärter an den ersten Tagen das dennoch Motto, bevor es spätestens in den Bergen ernst wird.

Gleich beim Start war der Rekord von Jens Voigt besiegelt. Zum 17. Mal nahm der 42-Jährige an der Tour teil, womit er zu den Rekord-Teilnehmern George Hincapie (USA) und Stuart O'Grady (Australien) aufschloss. Voigt hat dieser Bestleitung keine große Bedeutung beigemessen. "Mir wäre es lieber, wenn ich in der Liste der meisten Etappensiege vorne stehen würde", sagte der Mecklenburger, der seine Karriere in diesem Jahr beenden wird. Voigt gewann bislang zwei Tour-Etappen (2001 und 2006) und trug zweimal für je einen Tag das Gelbe Trikot (2001 und 2005).

Der Mecklenburger wollte sich auf seinem Rekord nicht lange ausruhen. Vom Start weg inszenierte er zusammen mit den Franzosen Nicolas Edet und Benoit Jarrier eine erfolgreiche Attacke. Voigt hatte mit seinem Vorstoß das erste Bergtrikot im Visier. Aber gegen die jungen Franzosen aus den Wild-Card-Teams hatte er bei der ersten Bergwertung zunächst keine Chance. Darauf reagierte er mit einer weiteren Tempoverschärfung und schüttelte seine beiden jungenBegleiter ab.

Die nächsten beiden Berprüfungen nahm er als Solist, sicherte sich die Punkte und holte das rot-weiß-gepunktete Bergtrikot. Da spielte es keine Rolle, dass ihn das Feld unmittelbar nach der letzten von ihm gewonnenen Bergwertung 60 Kilometer vor dem Ziel stellte.

Am Sonntag könnte das Gelbe Trikot auf der zweiten Etappe über 201 Kilometer von York nach Sheffield seinen Besitzer wieder wechseln. Wegen der neun steilen Anstiege wird der Tagesabschnitt mit dem Frühjahrsklassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich verglichen. Für die Sprinter ist das Finale wohl zu schwer. Dafür könnten Klassiker-Spezialisten wie Peter Sagan oder Degenkolb auftrumpfen.

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