Tour de France:Erfolg bei der Tour de Doping

Für die Antidoping-Analytik hingegen bedeutet das Aufklären der Fälle einen Fortschritt. Es gibt jedoch viele Athleten, die munter an der Analytik vorbeidopen. Bei der Tour - und demnächst in großer Zahl in Peking.

Thomas Kistner

Auch den neuesten Dopingfall bei der Tour de France 2008 nennt der Volksmund einen Skandal. Zumal es schon der dritte ist und er in dem Italiener Riccardo Ricco einen echten Favoriten der Rad-Branche betrifft. Dabei ist dieser Skandal in Wirklichkeit ein echter Erfolg. Natürlich, er lässt auch das deutsche öffentlich-rechtliche Fernsehen schlecht aussehen, das 2007 wegen des Testosteron-Falls Patrik Sinkewitz empört aus der Berichterstattung ausstieg und dieses Jahr wieder in unkritische Zeiten zurückfiel. Für die Antidoping-Analytik hingegen bedeuten die Fälle einen Fortschritt.

Riccardo Ricco bei einer Etappe der Tour de France. (Foto: Foto: dpa)

Die Fahnder des Sports stehen nämlich selbst in der Kritik: Bemüht seien sie, aber hilflos gegen die Phantasie der Dopingindustrie, immer hinterher, nie auf dem neuesten Stand. Die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Sumpf kamen zuletzt nicht aus ihren Labors sondern von staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen. Diesmal aber? Die Analytiker haben einen Test auf einen Typ des Blutdopingmittels Epo angewandt, der die Konsumenten überraschte, und lieferten damit der französischen Polizei wichtige Hinweise für Ermittlungen gegen das dunkle Geschäft hinter den Kulissen des Sports. Das ist eine schöne Warnung für Doper.

Illusionen über die Reinheit des Sports darf sich deswegen aber keiner machen. Erstens gibt es noch genügend Starkmacher, die nicht nachweisbar sind. Zweitens half in den vorliegenden Fällen auch die Nachlässigkeit der entlarvten Fahrer. Drittens sind viele Verbände anderer Sportarten wenig fortschrittlich in ihrer Art, wie und wann sie testen. Es gibt immer noch viele Athleten, die munter an der Analytik vorbeidopen. Bei der Tour - und demnächst in großer Zahl bei den Olympischen Spielen in Peking.

© SZ vom 18.7.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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