Tour de France:Armstrong und Ullrich schreiben Geschichte

Nach einem der packendsten Duelle aller Zeiten ist Lance Armstrong zum fünften Mal in Serie als "Tourminator" auf den Champs-Elysees von Paris eingezogen. Sein großer deutscher Rivale Jan Ullrich, Sieger von 1997, musste sich zum fünften Mal mit Rang 2 begnügen. Erik Zabels Traum vom Etappensieg auf den Champs-Elysees ist unerfüllt geblieben.

Beim "Waffenstillstand" der am Schlusstag nicht mehr in der Pflicht stehenden Topstars Lance Armstrong und Jan Ullrich war Zabel im Finale der Jahrhundert-Tour chancenlos und musste den Sieg dem Franzosen Jean-Patrick Nazon und das Grüne Trikot des Punktbesten dem Australier Baden Cooke überlassen.

Armstrong und Ulrich

Shake Hands - Toursieger Lance Armstrong und zweiter Jan Ulrich während der letzen Etappe zwischen Ville-d'Avray und Paris.

(Foto: Foto: AP)

Nazon, der auf der dritten Etappe für einen Tag das Gelbe Trikot erobert hatte, setzte sich im Endspurt des 20. Teilstücks 152 km nach dem Start im Pariser Vorort Ville-d'Abray nach 3:38:49 Stunden vor Cooke und Vorjahres-Punktsieger Robbie McEwen (Australien) durch, der im Fotofinish das Grüne Trikot noch an Cooke verlor. Zabel hatte den Schlusspurt früh angezogen und wurde am Ende Siebter.

Nur noch "Tour d'Honneur"

Nur noch als "Tour d'Honneur" hatten Armstrong und Ullrich die 152 km lange Reise vom Start im Pariser Vorort Ville-d'Avray Seite an Seite bestritten. Im Kampf ums Gelbe Trikot war nach Ullrichs Sturz beim Zeitfahren am Samstag Armstrongs Gesamtsieg mit 1:01 Minuten Vorsprung vor Ullrich und 4:14 vor Telekom-Profi Alexander Winokurow vorzeitig entschieden.

Für den Texaner war es der fünfte Sieg in Serie, womit er mit den Tour-Heroen Jacques Anquetil, Eddy Merckx, Bernard Hinault und Miguel Indurain gleichzog. "Das war meine schwerste Tour", bekannte Armstrong, dem Ullrich fürs nächste Jahr einen noch härteren Kampf versprach: "Jetzt erst recht. Im nächsten Jahr muss sich Lance sehr warm anziehen."

Auch Ullrich hatte Geschichte geschrieben, da der Tour-Sieger von 1997 schon zum fünften Mal seit 1996 die "Große Schleife" als Zweiter beendete. "Ich habe letztlich mehr erreicht als ich zu hoffen gewagt habe, deshalb kann ich nur zufrieden sein", sagte Ullrich, der im Ziel von Freundin Gaby und Töchterchen Sarah Maria erwartet wurde.

Berg-König Richard Virenque

Richard Virenque erreichte die Hauptstadt zum sechsten Mal seit 1994 als "Berg-König". Das schafften vor dem Franzosen nur der Spanier Federico Bahamontes und Lucien van Impe aus Belgien. Zum besten Jungprofi wurde der Russe Denis Mentschow im Weißen Trikot gekürt, die Mannschaftswertung gewann nach drei Tagessiegen das dänische CSC-Team unter dem Telekom-Toursieger von 1996, Bjarne Riis.

Die schon sicheren Trikotträger und die Favoriten im Gesamtklassement verrichteten am Sonntag keine Arbeit mehr, blieben aber im geschlossenen Feld den Sprintern auf den Fersen. Bei beiden Zwischensprints war Zabel dabei, allerdings jeweils nur auf dem dritten Rang. Den ersten Sprint gewann Cooke vor McEwen, der am zweiten den Spieß umdrehte.

Locker und gelöst wie am Finaltag üblich hatten am Sonntagmittag die verbliebenen 147 von ursprünglich 198 Fahrer um 13.38 Uhr die Reise nach Paris begonnen. Im gemächlichen Tempo rollte die Tour-Karawane der Hauptstadt entgegen. Erst nach 23,5 km war Bewegung ins Feld gekommen, als an der Cote Mont Valerien die letzten Bergpunkte der Tour vergeben wurden.

Den Bergpreis der vierten Kategorie gewann Christophe Moreau vor dem Spanier Juan Miguel Mercado, der damit Platz vier in der Gesamtwertung des "Classement Grimpeur" noch an den Franzosen abtreten musste. Danach war wieder Bummel-Tempo angesagt, bis es bei den beiden Zwischensprints eingangs der Champs-Elysees für die Sprinter interessant wurde.

Überschattet wurde die glorreiche Frankreich-Rundfahrt am letzten Tag doch noch von einem möglichen Dopingfall, wobei jedoch kein Name bekanntgegeben wurde. Ein "nicht prominenter" Fahrer hatte laut A-Probe überhöhte Hämatokritwerte gehabt. Das Ergebnis der B-Probe wir erst in einigen Tagen vorliegen.

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