Tour-Aus für Tony Martin:Qualen nach dem Schlenker

Tour-Aus für Tony Martin: Aus in Le Havre: Tony Martin.

Aus in Le Havre: Tony Martin.

(Foto: AP)
  • Den verhängnisvollen Sturz verursacht er selbst: Im Gelben Trikot muss Tony Martin die Tour de France aufgeben.
  • Er bricht sich in Le Havre das Schlüsselbein.
  • Tony Martin sagt: "Es ist eine Schande."

Von Johannes Aumüller

Ganz breit war die Eskorte, links fuhren zwei Teamkollegen, rechts noch ein anderer, sie hielten dem Mann dazwischen nicht nur moralisch bei, sondern schoben ihn sogar richtig den Berg hoch. Der Mann in der Mitte, das war Tony Martin, der Träger des Gelben Trikots. Kurz vor dem Ziel der sechsten Etappe der Tour de France in der französischen Hafenstadt Le Havre hatten die Verantwortlichen einen steilen Stich eingebaut, und als das Peloton diesen Hügel hinaufspurtete, machte der 30-Jährige einen Schlenker - und fiel mitten auf sein Schlüsselbein.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht fuhr er die letzten Meter beziehungsweise ließ sich fahren. Und wie er sich so ins Ziel quälte, da durfte er sich zwar sicher sein, dass er formal das Gelbe Trikot behalten kann, weil die Tour-Organisation das Feld wegen des Sturzes zeitgleich wertete. Aber zugleich zeichnete sich bereits das ab, was Martins Teamchef Patrick Lefevere am Donnerstagabend bestätigte: Tony Martin wird diese 102. Frankreich-Rundfahrt nicht mehr fortsetzen.

Martin selbst quälte sich, nachdem er ins Ziel gerollt war, noch kurz zur obligatorischen Siegerehrung. "Es ist eine Schande", sagte er, "Glück und Pech liegen bei der Tour so eng beieinander. Ich hatte wohl einfach Pech. Wenn man fällt, fällt man eben sehr hart."

Danach wurde er ins Krankenhaus gefahren, mit bleichem Gesicht. Als Martin wieder herauskam, richtete er aus: "Bis zum Etappensieg (am Mittwoch, Anm. d. Red.) war es eine Achterbahn der Gefühle. Der heutige Tag setzt dem Ganzen die Krone auf."

Der Profiteur des von Martin ausgelösten Sturzes - bei dem unter anderem auch die Tour-Mitfavoriten Vincenzo Nibali (Astana) und Nairo Quintana (Movistar) zu Boden gingen, ohne sich dabei aber schwerer zu verletzen - war kurioserweise Martins Mannschaftskollege Zdenek Stybar. Der Tscheche gewann vor dem Slowaken Peter Sagan, der mit dieser Platzierung auch im Kampf um das Grüne Trikot des besten Sprinters nahe an den Rostocker André Greipel heranrückte. Die siebte Etappe der Tour führt am Freitag über 191,5 Kilometer von Livarot nach Fougères.

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