Torschütze als Superheld:Warum sich Ben-Hatira in Spiderman verwandelte

Änis Ben-Hatira

Zog sich für den krebskranken Jungen Jannik nach seinem 1:0 gegen Schalke eine Spider-Man-Maske über: Herthas Änis Ben-Hatira.

(Foto: Michael Sohn/AP)

Schon wieder ein Torjubel mit Maske: Doch die Spiderman-Verkleidung von Herthas Stürmer Änis Ben-Hatira hat einen rührenden Hintergrund.

Von Javier Cáceres, Berlin

Als Änis Ben-Hatira, 26, das 1:0 für Hertha BSC erzielt hatte, führte ihn sein Jubellauf direkt zur Ersatzbank. Gut fünfzig Meter legte er im Sprint zurück. Aber nicht, um sich bei Trainer Pál Dárdái bedanken, der ihn erstmals in diesem Jahr für die Startelf berücksichtigt hatte. Auch die medizinische Abteilung ging leer aus, obwohl diese ihn nach einer langwierigen Zehenverletzung wieder so gut aufgepeppelt hatten, dass er immerhin 57 Minuten durchhalten konnte. Ben-Hatira ließ sich vielmehr vom Kollegen Cigerci eine Maske aus rotem Plastik reichen: die Maske von Spider-Man.

Das war aber keine Replik auf den "Batman und Robin"-Jubel der Dortmunder Pierre-Emerick Aubameyang und Marco Reus im Revierderby vor zwei Wochen. "Ich wollte Aubameyang nicht nachmachen. Es ging um meinen kleinen Freund Jannik, der an Krebs erkrankt ist. Ich habe ihm versprochen, dass er, wenn er die erste Etappe seiner Chemo-Therapie schafft, mit mir aufläuft und ich die Spider-Man-Maske aufsetze, wenn ich treffe", sagte der Deutsch-Tunesier bei Sport1. "Kinderaugen lügen nicht, und seine haben gestrahlt bis zum Geht-nicht-mehr", verriet der Offensivspieler: "Es war ein bisschen viel für den kleinen Jungen. Er braucht ein paar Tage, um das alles sacken zu lassen."

Ben-Hatira: "Jannik kämpft gegen diese Krankheit wie ein Riese"

Vor Monaten hatte sich der Deutsch-Tunesier unter reger Anteilnahme der Berliner Boulevardmedien des Schicksals eines nunmehr achtjährigen Jungen namens Jannik angenommen, der an Krebs erkrankt war. Bei einem Besuch im Oktober blödelten sie mit Superhelden-Masken herum - auch mit der Spider-Man-Maske, die Ben Hatira auf der Bank deponiert hatte. "Auch wenn Jannik ein kleiner Mensch ist, kämpft er gegen diese verdammte Krankheit wie eine Riese. Seine Tapferkeit bewegt mich", schrieb Ben-Hatira auf seiner Facebook-Seite.

Der Junge ist offenbar auf bestem Wege, die Krankheit zu besiegen; eine Chemotherapie hat Medienberichten zufolge angeschlagen. Der Bube war am Samstag schon wieder so gut bei Kräften, dass er an der Hand von Ben-Hatira ins Stadion einlaufen konnte - so wie es der Profi versprochen hatte. Nur einer kannte kein Pardon: Für die Masken-Aktion zeigte Schiedsrichter Michael Weiner vorschriftsmäßig die gelbe Karte. Ben-Hatira nahm sie hin, ohne auch nur die kleinste Gefühlsregung zu zeigen. Und wohl in dem Wissen, dass er von Pál Dárdái zur Kasse gebeten werden wird. "Wir haben da einen Strafenkatalog", sagte der Trainer grinsend. "Das ist gut für die Mannschaftskasse."

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