Tore von Zlatan Ibrahimovic:Ganz gewöhnlicher Wahnsinn

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Zlatan Ibrahimovic (re.): Beinahe unaufhaltsam in Anderlecht

(Foto: AFP)

Spektakuläre Treffer gehören bei Zlatan Ibrahimovic mittlerweile zum Alltag. Dem Schweden gelingen in der Champions League gegen RSC Anderlecht vier Treffer - und das nicht irgendwie. Mit einem Hattrick in 19 Minuten, davon zwei Kunstschüssen, sorgt er sogar bei den Fans des Gegners für Szenenapplaus.

Von Saskia Aleythe

Es ist ja nicht so, dass Zlatan Ibrahimovic keinen Sinn für seine Mitmenschen hat. So sagte er jüngst, es sei durchaus positiv, dass er nicht mehr so viele Tore schießen müsse, um seine Mannschaft zum Sieg zu führen. Dann schließe sich die Kluft zwischen ihm und seinen Kollegen ein wenig.

Gemeint hat Ibrahimovic damit seine Kollegen in der schwedischen Nationalmannschaft. In seinem Klub hält er sich nicht zurück. Beim 5:0 von Paris Saint-Germain gegen den RSC Anderlecht erzielte Ibrahimovic am Mittwochabend vier Tore. Natürlich nicht irgendwie. Der Begriff Hattrick ist als Huldigung für Fußballer geschaffen worden, die es vollbringen, drei Tore in einer Hälfte zu erzielen. Ibrahimovic brauchte für drei Treffer gegen Anderlecht aber keine 45 Minuten, sondern nur 19. Ein Zlattrick.

Gut, Ibrahimovic macht schnell viele Tore. Aber auch die nicht irgendwie. Zwei der vier Treffer gegen Anderlecht verwandeln nur eine Handvoll Spieler in der Welt mit Glück und Chuzpe, sie zu wiederholen ist selbst auf der Playstation nur mit viel Übung zu schaffen. Das 2:0 gegen Anderlecht schob der 95-Kilo-Mann mit der Hacke über die Linie, beim 3:0 donnerte er aus 30 Metern den Ball derart wuchtig ins Toreck, dass sich keiner mehr über Löcher in Netzen wundern muss.

Für seinen Distanzschuss bekam Ibrahimovic dann sogar von den gegnerischen Fans Szenenapplaus. "Das war verrückt, ich hatte Gänsehaut", sagte er, "das ist eine große Ehre für mich. Ich möchte mich bei den Fans bedanken." Den Ball steckte er sich fürs Reisegepäck ein.

Hackentricks wie Schokoladensauce

Ibrahimovics Tore sind wie das Lieblingseis: Hackentricks so zuckersüß wie Schokoladensauce, die Distanzschüsse sind erste Sahne und obendrauf, als Piemontkirsche, ein Volleytor - alles ist besonders, intensiv, außergewöhnlich. Bei Ibrahimovic wird der geneigte Fußballfan zum unersättlichen Kunstschuss-Konsumenten.

Sein Fallrückzieher-Tor aus 30 Metern im Länderspiel gegen England war schon legendär, ebenso der Seitwärts-Kung-Fu-Treffer gegen Olympique Marseille in der vergangenen Saison. Mit einem heberartigen Hackentreffer im Ligaspiel gegen den SC Bastia machte er erst vor fünf Tagen wieder von sich reden.

Mit der Zeit stellt sich die Frage: Welche Zirkusnummer hat Ibrahimovic noch nicht vorgeführt? Ein paar Vorschläge für die nächsten Treffer: Volley mit dem Po, ein Tor mit dem Pferdeschwanz, per Rückwärtssalto vom Anstoßpunkt oder nach Hackenjonglage mit Innenpfosten-Abpraller.

Zur Beruhigung aller menschelte Ibrahimovic gegen Anderlecht dann doch noch: Am Ende schoss er zweimal aus kurzer Distanz den Torwart an. Seine Kollegen werden ein wenig aufgeatmet haben. Und vielleicht auch Lionel Messi: Mit fünf Toren in einer Champions-League-Partie bleibt er alleiniger Rekordhalter.

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