Topspiel in der BBL:Endlich in der Spitze angekommen

FC Bayern Muenchen v Alba Berlin - BBL

Überzeugend gegen Alba: Münchens Steffen Hamann (links).

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Es tut sich was im deutschen Basketball: Nach dem Pokalerfolg gegen Bamberg besiegen die Bayern-Basketballer auch den großen Rivalen Alba Berlin mit 79:61 und ziehen in der Bundesliga an den Hauptstädtern vorbei - Uli Hoeneß ist zufrieden, zu den besten Spielern des Tages zählen ausgerechnet zwei Deutsche.

Von Andreas Burkert

Im letzten Viertel gibt es nur noch ein Problem, welches die Münchner vielleicht noch bremsen könnte. Sie führen inzwischen wieder recht sicher gegen Alba Berlin, 60:52, die Gäste werfen unverändert schlecht, als hätten sie am Vortag für den Rosenmontag trainiert und nicht für dieses Topspiel. Doch den Basketballern des FC Bayern droht jetzt der Trainer abhanden zu kommen, derjenige also, der seit seinem Dienstbeginn Anfang Dezember wundersam Hand anlegt bei einem bis dahin durch die Liga taumelnden Team.

Svetislav Pesic hat vorhin bereits ein technisches Foul kassiert, weil er die Referees anblaffte wegen eines Pfiffs, und nun steht er wieder im Feld und zetert und nölt und gestikuliert. Noch ein Technisches - und er muss in die Kabine. Aber dann zieht ihn sein guter Freund Emir Mutapcic am Rockzipfel fort. Mutapcic, 52, ist neuerdings Co-Trainer in München, er kennt seinen Boss schon lange. Pesic entfernt sich aus der Gefahrenzone, wenigstens für einen Angriff. Mutapcic grinst in sich hinein.

79:61 (37:30) haben die Bayern schließlich gewonnen gegen den Hauptstadtklub, gegen den Pesic, 63, in der Hinrunde sein Debüt gab. Seitdem ist viel passiert. Die Münchner Spieler haben sich unter ihm zu Männern entwickelt und zu einer Mannschaft, die im Kollektiv auf hohem Niveau verteidigt und Rückschläge verdaut. Berlin dagegen ist in ein sportliches Tal gestürzt. Zwölf Spiele hat Alba nun seit dem 82:70 gegen Bayern verloren, fünf davon in der BBL. Mit dem besseren direkten Vergleich sind die (minus-)punktgleichen Münchner auf Rang zwei vorbeigezogen.

Die Berliner hatten geglaubt, in ihrem neuen Trainer Saša Obradovic, 44, einen Mann gefunden zu haben, dessen Autorität und Arbeitsethos einen ähnlichen Abschwung während der Saison verhindern würde, wie er in Berlin seit Jahren zu bestaunen ist. Der Pokalsieg 2009 ist der letzte Erfolg des einstigen Serienmeisters, der wegen seines Etat stets als "der FC Bayern des Basketballs" bezeichnet worden war.

Nun geht der Trend wieder nach unten, auch wegen der Verletzung des serbischen Point Guards Vule Adalovic (Kreuzbandriss), sagt Manager Marco Baldi. Dennoch, "dieses Jahr ist es anders", ergänzt er unverdrossen zuversichtlich. Er vertraut Obradovic und der Substanz des Teams. Trotzdem, im Moment geht es für die in der Euroleague noch beschäftigten Berliner ums Minimalziel. "Vierter nach der Hauptrunde will keiner sein", sagt Baldi.

Wer Vierter würde, träfe in einem Playoff-Halbfinale auf den aktuellen Serienmeister, auf Bamberg. Die Brose Baskets sind ebenfalls geschlaucht von der aufgeblähten Top16-Runde der Euroleague (wo sie wie Berlin chancenlos sind). Aber sie führen nach dem 94:88 gegen Verfolger Oldenburg weiter souverän die Tabelle an und hätten in einem entscheidenden Playoff-Spiel stets Heimrecht. "Zweiter werden wäre schon gut", sagt Marko Pesic, 36.

Hoeneß klatscht alle ab

Pesic junior, der Sohn des Trainers, der als Spieler unter diesem gemeinsam mit Obradovic in Berlin Erfolge feierte, ist der Manager der vermögenden Original-Bayern des Basketballs. Sie haben soeben Bamberg aus dem Pokal geworfen und nun auch Berlin besiegt, erstmals in ihren knapp zwei Jahren in der BBL. Wie erstaunlich diese Entwicklung anmutet, ist aus den Augen des gerührten Präsidenten Uli Hoeneß abzulesen, der hinterher die abklatschenden Spieler beim Vornamen ruft, damit er ihnen den aufgestellten Daumen entgegenstrecken kann: "Jared!" und "Chevi!" zeigen grinsend den Daumen zurück.

"Das war eine gute Woche für den FC Bayern", sagt Hoeneß. "Der Fußball steht wie eine Eins da, und auch im Basketball bist du mit dem Pokalspiel in Bamberg und mit heute in der Spitze angekommen." Bamberg bleibe "nach wie vor der große Favorit" - aber man werde nun sicher nach ganz oben "hineinschnuppern".

Gegen Berlin lieferten die Bayern in der Offensive keine vergleichbare Leistung zu ihrem exzellenten Auftritt in Bamberg (77:69) ab. Aber ihre Verteidigung brillierte abermals, vor allem in der Zone prallten Berlins Brettspieler wie Topscorer Deon Thompson (6 Punkte, 2 Rebounds) immer wieder an den Muskelbergen von Lawrence Roberts oder Jared Homan ab. 16:6 (6.), 27:17 (9.) und 33:23 (17.) lag Bayern vorn, ehe Berlins Guard Heiko Schaffartzik (21 Punkte) mit zwei spektakulären Dreiern zum 40:42 auftrumpfte.

Überhaupt entwickelte sich jetzt ein Preisschießen zweier Nationalspieler: Schaffartzik gegen Robin Benzing (19) hieß das Duell, je fünf Dreier warfen sie - der neben Tyrese Rice (25) herausragende Münchner gar ohne Fehlversuch. "Das war ein Spitzenspiel, und die beiden Besten waren die deutschen Nationalspieler", sagt der frühere Bundestrainer Pesic, "das macht mich sehr froh."

In einen Rausch hatten sich seine Bayern am Ende gespielt. Obradovic' Eingriffe blieben wirkungslos, Berlin kollabierte im Angriff (30 Prozent Wurfquote, 5/22 Dreier), so dass sich Bayern noch den besseren direkten Vergleich sicherte. Im Gedränge hinter Bamberg kann das noch wertvoll sein. Emir Mutapcic, Weggefährte von Svetislav Pesic schon zu Berliner Zeiten, wusste das am Sonntag natürlich ganz genau.

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