Titelkampf im Eishockey:Schwedenkrimi als Therapie

Koelner Haie v ERC Ingolstadt - 2014 DEL Playoffs Game 1

Titelkampf zwischen Köln und Ingolstadt: Auf dem Eis und auf der Trainerbank

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Das Finale um die deutsche Eishockey-Meisterschaft zwischen Köln und Ingolstadt ist skandinavisch geprägt - die Trainer beider Klubs haben eine gemeinsame Vergangenheit. Nur einer kann in diesem Jahr sein Finaltrauma von 2013 überwinden.

Von Ulrich Hartmann

In Stockholm wurde vor 41 Jahren der Eishockeytrainer Niklas Sundblad geboren. Aus Stockholm verpflichtete Sundblad 2012 als Assistenztrainer der Kölner Haie zusammen mit seinem damaligen Chef Uwe Krupp die beiden Weltklasse-Verteidiger Daniel Tjärnqvist und Andreas Holmqvist. Und weil Tjärnqvist und Holmqvist in der Finalserie 2014 nun plötzlich Kontrahenten ihres inzwischen als Cheftrainer nach Ingolstadt gewechselten Landsmannes sind, titelte diese Woche in Stockholm das Boulevard-Blatt Aftonbladet: "Das deutsche Eishockeyfinale ist ein Schwedenfest." Es ist aber eigentlich mehr als nur ein Fest: Es ist ein Schwedenkrimi, ein mehrteiliger.

Drei schwedische Trainer stehen hinter dem Erfolg des ERC Ingolstadt und fünf schwedische Spieler hinter jenem der Kölner Haie. Das erste Kapitel haben die Kölner am Donnerstagabend 4:2 gewonnen, das zweite folgt am Samstag, das dritte am Ostermontag. Es ist mit einem ausgeklügelten Spannungsbogen zu rechnen.

Vergangene Saison verloren Krupp und Sundblad gemeinsam

Schwedenkrimis sind in Deutschland sehr beliebt. Dass es sich mit schwedischem Eishockey-Knowhow ähnlich verhält, ist eine besondere Sache zwischen dem Kölner Trainer Uwe Krupp und dem Ingolstädter Sundblad, die bei den Haien von 2011 bis 2013 zwei Jahre lang gemeinsam ein skandinavisches Spielsystem ausgetüftelt haben, in das die drei Schweden Tjärnqvist, Holmqvist und Andreas Falk idealtypisch hineinpassen; mit ihnen zog Köln in der vergangenen Saison bis ins Finale (und unterlag Berlin).

Dass sich Krupp und Sundblad nun als Finalgegner gegenüberstehen, bedeutet: Einer von beiden wird die Finalniederlage von 2013 erfolgreich therapieren können. Soweit zur Rahmenhandlung - es gibt da aber noch einige Verstrickungen und Wendungen.

Auf dem Eis verschieden

Die Protagonisten haben eine relevante Vergangenheit. 2002, als die Kölner Haie ihre bis dato letzte Meisterschaft gefeiert haben, war Sundblad Kölns bester Stürmer, sein heutiger Ingolstädter Assistenztrainer Petri Liimatainen war Kölner Verteidiger, und auch Ingolstadts heutiger Spieler Björn Barta gehörte zum Kölner Kader.

Drei aktuelle Ingolstädter also waren letztmals mit den Haien Meister - aus dem derzeitigen Haie-Kader dagegen ist nur ein Meisterspieler übrig geblieben: Mirko Lüdemann, 40. Doch 2002 war auch für zwei aktuelle Mitglieder der Kölner Belegschaft ein besonderes Jahr. Krupp gewann mit Detroit in der nordamerikanischen NHL den Stanley-Cup, Tjärnqvist wurde zum besten Verteidiger der WM gewählt.

Zwölf Jahre später hätten Krupp und Tjärnqvist einen bedeutsamen Anteil daran, sollten die Haie ihren neunten Meistertitel gewinnen. Tjärnqvist, 37 Jahre alt und 2006 mit Schweden Olympiasieger, hat nicht nur zum Einzug der Haie bis ins Finale viel beigetragen - zum Sieg der Kölner im ersten Spiel bereitete er kunstvoll die ersten drei Tore vor. Das vierte assistierte Holmqvist. "Big Guys for Big Games", nannte die beiden abgebrühten Schweden Trainer Pavel Gross, der mit Wolfsburg im Halbfinale gegen Köln verloren hatte.

Kölns Schwäche ist Ingolstadts Stärke

Am Samstag haben die Ingolstädter Sundblad, Liimatainen und ihr schwedischer Torwarttrainer Jonas Forsberg Heimvorteil. Die Kölner mit ihren fünf schwedischen Spielern Tjärnqvist, Holmqvist, Falk, Hannula und Hagos dürfen am Ostermontag wieder vor heimischer Kulisse spielen. Am Dienstagabend trifft man sich schon wieder in Ingolstadt. Dieser Krimi wird unerbittlich vorangetrieben.

Vier Siege braucht es zum Titel, es können also bis zu sieben Finalspiele werden. Nach dem ersten Duell sagte Sundblad: "Das war nur das erste Spiel von sieben." Und es würde nicht überraschen, wenn dies wirklich eine lange Serie wird. "Beide Mannschaften haben die gleiche Philosophie", sagt Krupp, "aber sie haben unterschiedliche Typen im Kader." Deshalb wirken beide Mannschaften auf dem Eis dann doch verschieden. Die Kölner sind in der Defensive besser besetzt und verhindern wirkungsvoller Gegentreffer, dafür tun sie sich bei der Chancenverwertung mitunter schwer.

Genau da aber haben die Ingolstädter ihre Stärken. Eigentlich. Im ersten Spiel stand es 34 Minuten lang 0:0, bevor gegen Ende des zweiten Drittels plötzlich fünf Tore binnen fünf Minuten fielen und Köln erst 3:0, dann 3:2 führte. Schwedenkrimis sind manchmal auch verrückt.

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