Titelfavorit Kölner Haie:Zeit für Trophäen

Kölner Haie

Ein Gespür für deutsche Spieler: Kölns Trainer Uwe Krupp erklärt seinem Sohn Björn (rechts) und Moritz Müller die Taktik.

(Foto: dpa)

Es ist eine Geschichte, wie sie nur der Sport schreibt: Dreißig Jahre, nachdem er als junger Spieler mit Köln erstmals die deutsche Meisterschaft im Eishockey gewonnen hat, kann Uwe Krupp nun das gleiche als Trainer gelingen. In seinem Team: sein Sohn.

Von Ulrich Hartmann, Köln

Uwe Krupp ist im Stress. Der Eishockeytrainer führt zwar mit seinen Kölner Haien eine mühsame Viertelfinalserie gegen Adler Mannheim 3:1 an. Aber: Alle vier Spiele endeten mit nur einem Tor Differenz. Zwei Mal ging es in die Verlängerung. Krupp hält die Begegnung eines Endspiels für würdig. "Es ist eine stressige Serie", stöhnte Krupp nach dem dritten Sieg in den Katakomben der Kölner Arena, während Hans Zach zwei Meter weiter seiner Enkelin Hannah entspannt die Wange tätschelte.

Köln gegen Mannheim, das heißt ja auch: Uwe Krupp gegen Hans Zach. Das Duell der beiden ehemaligen Bundestrainer hat es in den Playoffs der Deutschen Eishockey-Liga zuvor nie gegeben. Jede Menge Emotionen im Spiel also - auch beim Kölner Publikum. Zu Beginn des vierten Spiels verließen etwa 100 Fans demonstrativ ihren Block hinter dem Tor, weil sie nicht ertragen wollten, dass der Klub Klatschpappen an die Zuschauer verteilt.

In den Playoffs läuft eben manches aus dem Ruder. Bloß auf dem Eis bislang nicht. Die Serie ist ein Muster für mannschaftliche Disziplin und Torverhinderung. Krupp, 48, und Zach, 64, sind strenge Lehrmeister. Von allen Viertelfinalserien ist diese mit insgesamt 13 Treffern die torärmste. Weil zwei der vier Spiele deutlich in die Verlängerung gingen, sind in mehr als viereinhalb Stunden Eishockey zwischen Haien und Adlern gerade so viele Tore gefallen wie sie andere Duellanten schon mal binnen einer einzigen Partie erzielen.

"Beide Mannschaften spielen sehr diszipliniert", sagt Mannheims Manager Teal Fowler. Die im Schnitt 14 420 Zuschauer pro Spiel würden sich vielleicht hier und da ein bisschen mehr Spektakel wünschen. Viel Zeit ist dafür aber vielleicht nicht mehr. An diesem Mittwoch könnte die Serie bereits enden. Köln besitzt am Abend in Mannheim die erste Gelegenheit zum Einzug ins Halbfinale. Doch Krupp ist sich sicher: "Diese Serie ist noch lange nicht zu Ende."

Zu Beginn seiner dritten Saison als Trainer in Köln hatte Krupp etwas Grundsätzliches gesagt: "Ich bin Trainer, weil ich gerne gewinne." Begonnen hat seine Obsession vor 30 Jahren. 1984 ist der Eishockeyspieler Krupp 18-jährig deutscher Meister geworden mit seinem Heimatverein Kölner EC. Es folgten eine weitere Meisterschaft mit Köln (1986) sowie zwei Stanley-Cup-Triumphe in den USA mit Denver (1996) und Detroit (2002). Danach wechselte Krupp vom Eis auf die Trainerbank und beweist seither, dass er auch in diesem Segment Willen und Talent besitzt. Zwar ist ihm hier bislang noch kein Titel gelungen, aber der Einzug der Nationalmannschaft ins Halbfinale bei der Heim-WM 2010 war fürs deutsche Eishockey fast wie ein Titel.

Dieses Jahr nun, 30 Jahre nach seinem Titeldebüt als Spieler, könnte es auch mit dem ersten Lorbeer für den Trainer Krupp etwas werden. 2012 hatte er die Haie ins Viertelfinale geführt, 2013 sogar ins Endspiel, wo man den Berliner Eisbären unterlag. 2014 nun scheinen die Kölner endgültig reif für ihren ersten Meistertriumph seit 2002. Vor zwölf Jahren siegten die Haie unter dem Coach Rich Cernomaz, während Krupp mit Detroit die National Hockey-League gewann. Seither warten Köln und Krupp auf Trophäen. Jetzt könnte die Zeit für beide gemeinsam gekommen sein.

Krupp coacht in Köln seinen eigenen Sohn

Mannheims Trainer Zach hat von 2002 bis 2006 vergeblich versucht, mit Köln die Meisterschaft zu gewinnen. Nach der jüngsten 1:2-Niederlage seiner Adler in Köln lobte er die Haie überschwänglich. Köln habe ein über Jahre hinweg konzeptionell entwickeltes Team. "Das ist eine topbesetzte, hochkarätige Klassemannschaft." Dabei fällt auf, dass unter den ligaweit besten 46 Scorern (Tore plus Vorlagen) der Hauptrunde kein einziger Kölner Spieler zu finden war.

Der Kanadier Chris Minard ist in dieser Wertung mit 33 Punkten der beste Kölner - auf Platz 47. Auf ihn folgt dann allerdings in kurzen Abständen die halbe Haie-Mannschaft. Andere Teams haben vielleicht zwei, drei herausragende Spieler, Köln hat in der Breite einen der besten Kader. Wenn der Eishockey-Aphorismus "Offensive gewinnt Spiele, Defensive Meisterschaften" stimmt, dann sind die Haie ein Favorit: bloß 118 Gegentore in der Hauptrunde, bislang nur sechs im Viertelfinale gegen Mannheim. Was die Defensive noch durchlässt, fängt zumeist der Goalie Danny Aus den Birken.

Das Duell der Haie gegen die Adler geht nun also ins fünfte Viertelfinalspiel - aber auch in eine erste Halbfinal-Begegnung. In der Deutschen Nachwuchs-Liga nämlich bekommen es die 16- und 17-jährigen Kölner - ebenfalls an diesem Mittwoch - mit den Jungadlern aus Mannheim zu tun. Auf ihre Nachwuchsarbeit sind die Kölner stolz. Als Uwe Krupp vor drei Jahren das Traineramt übernahm, setzte er gleich stark auf deutsche Akteure. 18 Deutschen stehen im Kader elf Ausländer gegenüber; darunter fünf Schweden und vier Kanadier. Der eigene Nachwuchs ist dem Trainer Krupp im doppelten Sinne wertvoll. Sein Sohn Björn, 23 Jahre alt und ein versierter Verteidiger, spielt im ersten Block.

Exakt 30 Jahre nach dem ersten Titelgewinn seines Vaters in Köln würde Björn Krupp genau dort dieses Jahr auch gern zum ersten Mal deutscher Meister werden.

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