Titel für den FC Bayern:Heynckes lobt: "Überragenden Job gemacht"

Bundesliga - FC Augsburg vs Bayern Munich

Bayern ist Meister - da reist sogar Jupp Heynckes die Arme hoch.

(Foto: REUTERS)
  • Der FC Bayern macht mit einem 4:1-Sieg beim FC Augsburg den sechsten Titel in Serie perfekt.
  • Insgesamt ist es die 28. Meisterschaft in der Historie des Klubs, der jetzt noch mehr Titel in dieser Spielzeit gewinnen will.
  • Hier geht es zu den Ergebnissen in der Bundesliga.

Von Maik Rosner, Augsburg

Ein ganz kurzes Tänzchen im Spielerkreis, gefolgt vom obligatorischen Dank an die mitgereisten Fans, das war es auch schon fast, was es zu beobachten gab, als es vollbracht war. Gewiss, die Anhänger besangen den nächsten deutschen Meistertitel durchaus inbrünstig und konnten sogar Trainer Heynckes mit "Jupp"-Rufen zum Gang in die Kurve bewegen. Doch insgesamt verbuchte die Belegschaft der Münchner die nächste Trophäe in den ohnehin reich gefüllten Vereinsvitrinen betont sachlich. Eine kleine Spielerpolonäse noch, Campeone-Gesänge in der Kabine, dann endete die kurze Ausgelassenheit. Viel unspektakulärer kam wohl selten ein Titelgewinn daher.

"Die Freude war schon da", sagte Thomas Müller später, und richtig feiern wolle man noch, "aber erst im Mai". Gemeint war: Bestenfalls nach den Finals im DFB-Pokal und in der Champions League. "Wir wollen weitermachen und in den ausstehenden Wettbewerben ganz weit kommen. Und wir haben schon das Gefühl, dass da was drin ist", erklärte Müller die gebremste Freude in Augsburg. Der Gewinn des Meistertitels sei gar, "wie wenn man in der Kreisklasse aufsteigt, nur ein bisschen gedämpfter".

Natürlich auch, weil der Erfolg sehr vorhersehbar war und nur der Zeitpunkt in Frage stand. "Es bleibt immer schön. Man muss aber auch ehrlich sein: Wir wussten, dass es kommt", sagte Arjen Robben. Dennoch werde zumindest auf der Rückfahrt im Bus "die Dezibelgrenze überschritten", kündigte Müller an.

Erzwungenes Eigentor von Niklas Süle

Dass nicht groß gefeiert werden soll, hatte Heynckes schon am Freitag festgelegt. Noch nicht einmal ein Mannschaftsessen am Abend werde es geben, allenfalls ein Gläschen Champagner direkt nach dem Schlusspfiff in der Kabine, hatte er verfügt. Tatsächlich wurde es "alkoholfreies Bier", wie der Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge aus der Umkleide berichtete, garniert von seinem "allergrößten Kompliment" an die Mannschaft und den Trainer. Dieser gab das Lob zurück und bedachte dabei auch seinen Vorgänger Carlo Ancelotti. "Das ist ein Erfolg aller im Verein und nicht nur von mir", sagte der 72-Jährige, in erster Linie seien die Spieler verantwortlich, "sie haben einen überragenden Job gemacht".

Der Titel war seit Monaten nicht mehr angezweifelt worden. Und das, obwohl die Münchner bei Heynckes' Amtsantritt im Oktober nach sieben Spieltagen fünf Punkte Rückstand auf den damaligen Tabellenführer Borussia Dortmund aufwiesen. "Unglaublich" sei es deshalb, nach dem 29. Spieltag als Meister festzustehen, befand Rummenigge.

Das Spiel in Augsburg zeigte, dass es den Bayern derzeit genügt, nur kurz einmal anzuziehen, um ihren Status als unangefochtener Branchenführer zu untermauern. Nach dem 0:1 durch ein Eigentor von Niklas Süle (18.) reichten den Münchnern sechs Minuten, um das Spiel durch die Tore von Corentin Tolisso (32.) und James Rodríguez (38.) zu drehen und damit die Grundlage zu legen, ihren sechsten Meistertitel in Serie fünf Spieltage vor dem Saisonende amtlich zu machen.

Und das eher beiläufig, zwischen den beiden Viertelfinal-Spielen in der Champions League gegen den FC Sevilla. Arjen Robben, am Dienstag in Andalusien nur in kurzer Teilzeit gefragt und diesmal als Kapitän aufgeboten, beseitigte mit seinem Linksschuss zum 3:1 letzte Zweifel am Sieg (62.), ehe Sandro Wagner per Kopf den 4:1 (2:1)-Endstand herstellte (87.).

In der Anfangsphase spielt Augsburg wie eine Spitzenmannschaft

Wie nachrangig für die Münchner der Zeitpunkt des amtlichen Meistertitels war, ließ sich bereits an der Aufstellung ablesen. Mats Hummels, Thiago Alcántara, Franck Ribéry an seinem 35. Geburtstag, Javier Martínez, Robert Lewandowski und Thomas Müller fanden sich zunächst auf der Bank wieder. Dafür durften die Ergänzungsspieler Wagner, Süle, Juan Bernat, Sebastian Rudy und Tolisso von Beginn an ran. Das Viertelfinal-Rückspiel am Mittwoch gegen Sevilla genoss Vorrang, der ohnehin sichere Meistertitel sollte mehr so im Vorbeigehen festgezurrt werden.

Zunächst stockte der Münchner Spielaufbau, wie beim 0:1, vor dem Córdova dem etwas trägen Jérôme Boateng den Ball stibitzte. Ulreich konnte Córdovas Abschluss zwar mit dem linken Fuß parieren, er schoss dabei aber dem Kollegen Süle an den Kopf, von wo aus der Ball ins Tor sprang, eine Slapsticknummer. Erst nach dem Rückstand rafften sich die Münchner auf, agierten konzentrierter und zielstrebiger. Und bei ihrem zweiten Tor des Nachmittags zeigten sie ihre Klasse. Kimmichs flache Hereingabe legte Bernat mit der Hacke auf James ab, der an Hitz vorbei ins kurze Ecke vollendete. Es war ein Tor, das Eleganz und Schlichtheit vereinte. Und eines, das für die Fähigkeit der Bayern stand, ihre Konkurrenzlosigkeit in der Liga mit einer kurzen Tempoverschärfung dokumentieren zu können.

"Irgendwann hat der eine Meter gefehlt, dann der zweite, und dann spielen die dich schwindelig", sagte Augsburgs Michael Gregoritsch und stellte über den FC Bayern fest, was die Tabelle und der nun amtliche Ligatitel verdeutlicht: "Das ist die beste deutsche Mannschaft. Mit Abstand." Das wissen die Bayern natürlich ebenso. Auch deshalb fiel ihre Freude verhalten aus.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: