Tischtennis:Dank Shan ganz oben

Tischtennis Frauen Saison 2016 17 Finale Championsleague Rückspiel TTC Berlin eastside KTS Ta

Geballte Faust: Shan Xiaona und der TTC Berlin Eastside gewinnen die Tischtennis-Champions-League.

(Foto: Matthias Koch/imago)

Die Frauen vom TTC Eastside Berlin gewinnen die Champions League und bauen ihre Vormachtstellung in Europa aus. Der Erfolg soll nur ein Ausblick auf weitere Glanztaten sein.

Von Christopher Meltzer, München/Berlin

Vor einer Woche ist den Tischtennisspielerinnen des TTC Eastside Berlin etwas Ungewohntes widerfahren. Nur definiert sich das Ungewohnte im Kosmos des Vereins anders als bei anderen Klubs: Der TTC hat ein Spiel verloren. Zuletzt war das im Januar 2015 passiert. Weil der Zeitpunkt für diese Niederlage, das Hinspiel des Champions-League-Finals, ziemlich ungünstig war, hat der Berliner Verein außergewöhnliche Tage hinter sich.

Es gehört jedoch zur Qualität des TTC, dass am Ende dieser wilden Woche wieder Normalität einkehrte. Am Freitagabend nämlich besiegten die Berlinerinnen den polnischen Meister KTS Tarnobrzeg 3:1 und bejubelten trotz des verpatzten Hinspiels, das 2:3 endete, den Gewinn der Champions League. Alles wie gewohnt also.

Denn nicht nur dominieren die Eastside-Frauen in Deutschland; hierzulande ist 2014 jeder bedeutende Titel in ihrer Vitrine gelandet. Auch in Europa schien es zuletzt so, als fehle ihnen ein Herausforderer auf Augenhöhe. In den letzten fünf Jahren ist Berlin viermal als Sieger aus der Champions League hervorgegangen. Selbst als nun das erste Finalspiel in Polen verloren ging, setzten die Experten weiter auf Berlin. TTC-Trainerin Irina Palina bezeichnete die Ausgangslage danach zwar als "sehr schwierig", nur um flott anzufügen: "Das ist sicher machbar."

Mehr als 30 Unternehmen stützen Europas besten Tischtennis-Verein

Das Besondere am TTC Eastside Berlin ist, dass sich dieses Selbstbewusstsein nicht daraus speist, auf außergewöhnlich viel Geld zurückgreifen zu können, was in Randsportarten häufig genügt, um an die Spitze zu stürmen. Der TTC plant mit rund 200 000 Euro pro Jahr, zur Verfügung gestellt von mehr als 30 Unternehmen. "Kontinuität in allen Bereichen und harte Arbeit", hat Klub-Präsident Alexander Teichmann der Berliner Zeitung mal als Grund für den Erfolg genannt.

Auf Irina Palina treffen diese Eigenschaften besonders zu. Seit 1997 ist die Russin, die früher selbst in Europas Elite mitmischte, im Verein. Als Trainerin und Managerin verantwortet sie den sportlichen Höhenflug der vergangenen Jahre. Immer wieder gelingt es ihr, Top-Spielerinnen in die Stadt zu locken. Dazu gehört die deutsche Nationalspielerin Xiaona Shan. Die 34-Jährige setzte sich am Freitag im entscheidenden vierten Einzelspiel gegen Ying Han durch, die ebenfalls für den Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB) aufschlägt. Dass das Finale der Champions League der Frauen in einem deutschen Duell gipfelte, war dann auch ein netter Ausblick auf die Weltmeisterschaft, die vom 29. Mai bis zum 5. Juni in Düsseldorf ausgespielt wird. Dort dürfen jedoch Han und Shan, die Nummer Neun und Vierzehn der Welt, nicht spielen. Die Hoffnungen, es mit der übermächtigen asiatischen Konkurrenz aufnehmen, liegen auf Petrissa Solja, die ebenfalls für Berlin spielt und in der Weltrangliste auf Rang 20 geführt wird.

Denselben Plan verfolgt auch Dimitrij Ovtcharov, Deutschlands bester Tischtennisspieler. Mit seinen Kolleginnen aus Berlin hat er seit Freitag aber noch etwas gemeinsam: Er gewann mit dem russischen Klub Orenburg die Champions League gegen Deutschlands Zweitbesten Timo Boll und dessen Team Borussia Düsseldorf. Für Ovtcharov war es der sechste Titel im besten europäischen Wettbewerb. Völlig ungewohnt war diese Woche auch für ihn nicht.

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