Tischfußball:Zwiegespalten

Beim Tischkickern herrscht neuerdings Geschlechtertrennung: In der Männer-Bundesliga dürfen nicht länger Frauen antreten - die Frauen-Liga soll dadurch einen Schub erfahren.

Von David Weber

Dass Männer Angst haben, gegen Frauen zu verlieren, und sie die Frauen deswegen nicht in ihrer Liga haben wollen, das hält Klaus Gottesleben für "Käse". Darum geht es also nicht bei diesem Beschluss, den Gottesleben, Präsident des Deutschen Tischfußballbunds (DTFB), gemeinsam mit den Präsidenten der dreizehn Landesverbände verabschiedet hat. Doch worum dann? Der Beschluss besagt, dass Frauen nicht mehr in der Männer-Bundesliga mitspielen dürfen. Semantisch gesehen ergibt das Sinn, klar, aber ist es auch notwendig? Beim Tischfußball? Oder ist es sogar, wie die taz schrieb, "eine verpasste Chance, der konservativen Genderauffassung der Sportwelt etwas entgegenzusetzen?"

Die besten Frauen sollen nicht zu den Männern abwandern

Zwei, die von der neuen Regelung betroffen sind, sind Franziska Reuther, 27, und Nina Schütz, 25. Die Nürnbergerinnen sind im Frauen-Doppel vor zwei Jahren Deutsche Meisterinnen geworden. Und Schütz ist bei der jüngst ausgetragenen Weltmeisterschaft in Turin knapp im Einzel-Achtelfinale ausgeschieden. Bevor Reuther und Schütz mit ihrem Verein, dem TFC Nürnberg, in die Männer-Bundesliga aufstiegen, war es möglich, dass Frauen auch in Männerteams spielten, parallel zum Wettbewerb der Frauen - da spielt Nürnberg in der zweiten Liga. Im vergangenen Jahr wurden sie dann aber vor die Entscheidung gestellt: Frauen oder Männer? Und wenn an diesem Wochenende in Medebach im Sauerland der Vorrundenspieltag der Bundesliga stattfindet, heißt es: Männer mit Männern, Frauen mit Frauen. "Wir haben beschlossen, diesen Cut zu machen, um einen vollwertigen Wettbewerb in der Damen-Bundesliga darstellen zu können", erklärt Klaus Gottesleben. "Und unsere Damenliga ist jetzt die stärkste der Welt, da kommen Spitzenspielerinnen aus ganz Europa". Der Frauen-Titel, das ist das Argument, solle nicht länger abgewertet werden, indem die besten Frauen bei den Männern mitspielen. Männer und Frauen sollen ihren Meister unter sich ausmachen. Doch "für die, die gut genug sind, um bei den Männern mitzuspielen, ist es bedauerlich, wenn sie das bei den wichtigsten Events nicht dürfen", sagt Florian Heuschmid, Nürnbergs Klubpräsident.

Gottesleben sagt, es gebe das ganze Jahr über Turniere, bei denen das "fröhlich-bunte Durcheinander" der Sportart gelebt werde; deswegen findet es auch Nina Schütz "nicht so tragisch", dass sie bei Deutschen Meisterschaften und im nationalen Ligabetrieb nicht mit den Männern spielen darf. "Ich bin zwiegespalten. Ich habe mich darauf gefreut, gegen die deutsche Elite spielen zu dürfen", sagt Schütz. Die deutsche Elite, das sind die Männer: "Es gibt nur wenige Frauen, die in der Spitze mithalten können". Tatsächlich bringe es ihr mehr, gegen Frauen zu spielen, weil sie bei internationalen Turnieren auch gegen Frauen antritt. Frauen "spielen technischer", sagt Schütz, Männer dagegen "mit mehr Kraft". Franziska Reuther betont jedoch, dass die Frauen-Bundesliga zwar nicht für sie selbst, aber für andere Spielerinnen keine Herausforderung darstelle. Für DTFB-Präsident Gottesleben ist die Entscheidung einfach "ein weiterer Schritt zur Normalität". Nun denn.

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